Die Regulierung mag gut gemeint sein, ist sie auch gut gemacht?

Veröffentlicht am 13.12.2013, 09:40

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3750 (07.39 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3738 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103,72. In der Folge notiert EUR/JPY bei 142,65. EUR/CHF oszilliert bei 1,2233.

Gestern standen an der Nachrichtenfront Statements zu Themen im Mittelpunkt, die Risikofreude nicht befeuerten.

Der Stresstest wurde von Mario Draghi thematisiert. Die Kriterien des Tests sind immer noch nicht klar. Da ist es natürlich konsequent (Ironie!), ohne vollständiges Wissen über die Stresskriterien von Banken eine verstärkte Ausweitung der Kreditvergabe einzufordern, während S&P über eine Kapitallücke von 110 Mrd. Euro bezüglich der verschärften Anforderungen spricht?

Wer als Antwort auf die Krise 2007/2008 durch Regulierung die klassische Kreditvergabe durch deutlich erhöhte EK-Anforderungen verteuert und damit mengenmäßig einschränkt, die nie Ursache der Krise war, und Stresstests vornimmt, dessen Kriterien unklar sind, und damit als Konsequenz Teile der Realwirtschaft, vor allen Dingen den Mittelstand, mangels Kreditfinanzierung (Sparkassen und Volksbanken weiteten Kreditvergabe antizyklisch in der Krise aus) an den prozyklischen Kapitalmarkt drängt (Geschäftsmodell der „Täter“ der Krise), der darf sich nicht wundern, was aktuell in der Kreditvergabe der Eurozone passiert.

Die Fehler vor Ausbruch der Krise lagen in antiautoritärer Kreditvergabe (ohne Prüfung der Einkommensbasis und der beliehenen Objekte bei kreativen Finanzierungsinstrumenten) am Immobilienmarkt in den USA und auch in Teilen der Eurozone zur Unterfütterung eines Investmentbankprozesses (primär USA) als auch der Glaube an neue Paradigmen der volkswirtschaftlichen Steuerung („Asset-driven Economy“ und Abkehr von dem klassischen Modell der „Income driven Economy“ – „merci“ Herr Greenspan!).

Die Wahrnehmung der volkswirtschaftlichen Funktionen verantwortlich agierender Kreditinstitute basiert auf verlässlichen Parametern für das Management der Kreditinstitute. Die aktuelle massive regulatorische Verschärfung und Unsicherheit (Stresstest) verhindert die angemessene Wahrnehmung dieser Funktion. Da helfen auch nicht niedrige Zinsen!

In dem Zusammenhang darf durchaus diskutiert werden, ob Banken mit 10% - 20% der Bilanzsumme im direkten Kreditgeschäft (= Ausrichtung des Geschäftsmodells auf Provisionserlöse = Broker) ausreichend volkswirtschaftliche Funktionen wahrnehmen und im eigentlichen Sinn Banken sind?

Sparkassen, Volksbanken und Regionalbanken weisen hier Werte zwischen 60% - 80% aus. Welche Gruppe hat in der Krise verantwortungsvoll antizyklisch agiert? Welche Gruppe wird jetzt in der antizyklisch verantwortlichen Handlungsweise eingeschränkt?

Die Regulierung mag gut gemeint sein, ist sie auch gut gemacht?

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank Folkerts-Landau unterstellt die Möglichkeit quantitativer Aktivitäten seitens der EZB bei Krisenverschärfung und weiterer Verweigerung der angemessener Kreditvergabe. Folkerts-Landau kann durchaus richtig liegen, sofern politisch und regulatorisch nicht sensibel gesteuert wird.

Das Thema Bankenabwicklung wurde sachlich richtigerweise nüchtern aufgenommen. Es ist kein großer Wurf. Es ist dennoch ein Erfolg. Die Konsensfindung ist in der Eurozone unverändert schwer. Es gibt viele Köche mit unterschiedlichen Rezepten. Der Weg zu mehr Eurozone bleibt steinig und wird weiter von kleinen Schritten geprägt sein.

Würden die Bürger und Eliten der Eurozone und auch der EU begreifen, welches „Powerhouse“ sowohl die EU als auch die Eurozone losgelöst von der Bankensituation darstellen und stärker an einem Strang ziehen, hätten wir ein vollständig anderes Szenario.

Werfen wir einen Blick auf Fakten:

  • Keine Wirtschaftsregion der Welt mit einer Bevölkerung von 330 Mio. Menschen (Eurozone) hat eine solche potente Infrastruktur.
  • Keine vergleichbare Wirtschaftsmacht hat ein so engmaschiges und potentes Unternehmenscluster, das eine sehr hohe Produktionsstabilität als auch Produktionseffizienz offeriert.
  • Keine andere Region der Welt produziert pro Kopf mehr Patente und signalisiert damit Zukunftsfähigkeit.
  • Keine vergleichbare Region der Welt ist bezüglich der Landwirtschaft so produktiv.
  • Die Eurozone hat in der Krise durch Reformen Innovationskraft nach innen geschaffen.
  • Aus Handels- und Leistungsbilanzdefiziten wurden Überschüsse als Ausdruck gewonnener Konkurrenzfähigkeit.
  • Die Unterschiedlichkeit der nationalen Charaktere ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil, da Vielschichtigkeit der Sichtweisen und Lebensart auch eine Vielschichtigkeit der Innovation auf unterschiedlichen Feldern ermöglicht.

Wen interessieren in den letzten 13 Jahren schon Fakten, wenn es „Spin Master“ aus NY und London als auch willfährige Marktteilnehmer in Europa gibt?.

Wie war das noch bei dem Ritterschlag für Greenspan, bei neuen Paradigmen, beim Neuen Markt, bei MBS und in der Defizitkrise?

Folgte man in Europa dem Gesunden Menschenverstand und einigen Mahnern oder „unserer Freunden“?

Wieso sollte sich das jetzt ändern, nachdem allem Anschein nach 13 Jahre lang diese Erfahrungen intellektuell nicht angemessen verarbeitet wurden. Intern diskutierten wir den Begriff des finanzökonomischen Masochismus und überbordender Naivität und Gutgläubigkeit.

Spielball zu sein, ist schon klasse ….

Die Industrieproduktion der Eurozone per Oktober 2013 enttäuschte nachhaltig mit einem nicht erwarteten Rückgang im Monatsvergleich um 1,1%. Die Prognose lag bei +0,3%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,2%. Nachfolgender Chart bildet die Jahresveränderungsquote ab. Losgelöst von der aktuellen Enttäuschung ergibt sich ein deutlich erkennbarer positiver Pfad.
Industrieproduktion in der Eurozone per Oktober
Das Bild aus den USA lieferte ein wenig Schatten und viel Licht:
Die Arbeitslosenerstanträge legten unerwartet von zuvor 300.000 (revidiert von 298.000) auf 368.000 per 7.12.2013 zu. Wir messen dieser Entwicklung keine Trendqualität zu. die saisonale Bereinigung bezüglich des „Thanksgiving“ ist notorisch problematisch.
US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe
Einzelhandelsumsätze stiegen unerwartet stark um 0,7% im Monatsvergleich per November an. Die Prognose lag bei 0,3%. Im Jahresvergleich nahm der Umsatz um 4,7% nach zuvor 4,1% zu (nicht inflationsbereinigt).
US-Einzelhandelsumsätze per November
Die Lagerbestände verzeichneten per Oktober eine Zunahme um 0,7% im Monatsvergleich. Der Absatz legte um 0,5% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz stellte sich unverändert auf 1,29 Monatsumsätze.
US-Lagerbestände per Oktober
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!

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