Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,3790 (07.36 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1,3750 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102,35. In der Folge notiert EUR/JPY bei 141,15. EUR/CHF oszilliert bei 1,2180.
Wir verzichten heute auf „schwere“ Kommentare bezüglich der Situation auf der Krim und in der Ukraine und verweisen auf die Rubrik „Letzte Nachrichten. Trotz leichter Sanktionsspirale ergeben sich Entspannungssignale lautet unsere Interpretation.
Bemerkenswert sind die Worte der ehemaligen US-Außenministerin Condoleeza Rice in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt. Das Interview führte Nathan Gardels und trägt die Überschrift:
"Die USA können nicht andere regieren lassen"
Dieses Statement wirft erhebliche Fragen bezüglich des Völkerrechts auf und mag ein Erklärungsansatz für die jüngeren politischen Entwicklungen der letzten Jahre bieten. Was heißt das für die Souveränität von Ländern und anderen Kulturkreisen mit anderen Wertmaßstäben? Was heißt das für die Selbstbestimmung? Setzt dieses Statement nicht eine Unterordnung aller Länder unter die Vorherrschaft der USA voraus? Hat das etwas mit Völkerrecht, Selbstbestimmungsrecht und Demokratie zu tun? Kommen wir zum O-Ton:
Rice: Die USA können nicht zurücktreten, ihre Stimme senken und andere regieren lassen. Auch wenn wir es gern hätten, dass unsere demokratischen Verbündeten uns in einigen Momenten ersetzen könnten, haben wir gesehen, dass Extremisten und Diktatoren im Nahen Osten oder Nationalisten in China und Russland nach der Macht greifen.
Wir könnten eine Reihe von Themen bezüglich Demokratie (Zustand in den USA?), Rechtsstaatlichkeit als unverzichtbarer Basis der Demokratien und Verletzungen des Völkerrechts intern diskutieren, beispielsweise nach den US-Interventionen den demokratischen Status Libyens, Tunesiens, Afghanistans, Ägyptens, des Irak, Syriens und potentiell der Ukraine (alles offene oder verdeckte US-Einsatzgebiete). Oder der Einsatz von Drohnen zwecks militärischer Einsätze mit Todesfolgen auch Unbeteiligter auf fremden Staatsgebieten, auch Ausschluss des Rechtsweges für Terrorverdächtige in den USA böten sich an. Murat Kurnaz mit Guantanamo Erfahrung ohne Schuld aus Bremen hätte vielleicht auch noch etwas zu sagen. Dabei könnten wir die dunkelsten Seiten der Bush-Administration aus Höflichkeit sogar ausblenden. „Food for thought!“
Nein, damit wollen wir Sie heute früh nicht belasten. Das wäre politisch doch nun wirklich nicht korrekt. Außerdem müssen wir aufpassen, denn die NSA schaut uns ja auf die Finger und das schüchtert uns ein …
Sollten wir uns in der Ukraine Frage nicht die richtigen Fragen stellen und realistisch und Werte orientiert die Krise beordnen, wären übrigens die positiven Arbeitsmarkt- (IAB) und positiv angepassten Wachstumsprognosen der Wirtschaftsweisen (1,9% BIP-Wachstum per 2014) kaum das Papier wert, auf dem sie veröffentlicht wurden.
Wenden wir uns in professioneller Manier den gestern veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten zu:
Die Arbeitslosenerstanträge legten in der Berichtswoche per 15. März 2014 von zuvor 315.000 auf 320.000 zu. Damit oszillieren die Erstanträge weiter auf historisch betrachtet sehr mäßigem Niveau.
Der Absatz am Wohnimmobilienmarkt (zuvor genutzt) stellte sich per Februar auf 4,60 nach zuvor 4,62 Millionen Objekte in der annualisierten Fassung. Der Blick auf den langen Chart belegt das mäßige Niveau und die rückläufige Tendenz. Hier ist eine Korrelation zu den rückläufigen Hypothekenanträgen durchaus erkennbar oder mindestens konstruierbar. Das Fundament für eine weitere positive Entwicklung am US-Wohnimmobilienmarkt ist brüchig lautet unsere These. Die Einlassung des FOMC nehmen wir zur Kenntnis.
Die US-Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board legten per Februar mit +0,5 Punkten stärker als erwartet zu (Prognose +0,2). Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von +0,3 auf +0,1 Zähler revidiert, so dass das Zweimonatsergebnis leicht oberhalb der Konsensusprognose lag.
Der Philadelphia Fed Business Index verzeichnete per März einen Anstieg von zuvor -6,3 auf +9,0 Punkte. Die Prognose war bei +3,8 Zählern angesiedelt. Dieser Turnaround ist Ausdruck der vorhergehenden Wetterkapriolen. Bis auf den Beschäftigungsindex 8von 4,8 auf 1,7) und den 6 Monatsausblick (von 40,2 auf 35,4) lieferten die Subindices entsprechend positive Signale.
Ergo, das Datenbild aus den USA bleibt quantitativ ( nicht qualitativ!) positiv. Ein Ausufern der Ukraine-Krise stellte auch das in Frage.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!