(DailyFX.de) – Am Donnerstag steht wieder einmal die EZB-Leitzinsentscheidung und besonders die folgende Pressekonferenz mit Mario Draghi um 14:30 Uhr im Fokus der Marktteilnehmer.
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Zwar kann man im Vorhinein der EZB-Sitzung Stimmen hören, welche eine Zinssenkung seitens der EZB als Option sehen. Ich denke, dass die Grundlage dieser Stimmen nicht gegeben ist, wie auch bereits die letzten Male.
Zwar spricht für geldpolitische Interventionen, sei es durch Zinssenkungen oder aber jeglicher anderer Form geldpolitischer Stimuli weiterhin die niedrige Inflation. Doch im Vergleich zum März stieg die Kern-Inflation in der Euro-Zone im April von 0,7% auf 1,0%. Bereits Anfang April verwies Mario Draghi ja als Grund für die niedrige Inflation auf fallende Rohstoffpreise.
Spricht man also von weiteren Zinssenkungen trotz des Rekord-Niedrig-Leitzinsniveaus von aktuell 0,25%, dann steht hier einzig die Senkung der Spitzenrefinanzierungsfazilität von 0,75% um mindestens 10 Basispunkte oder mehr als Option.
Zur Erklärung: kurz gesprochen ist die Spitzenrefinanzierungsfazilität (ECB Deposit Facility Rate) eine Möglichkeit für Geschäftsbanken im Euroraum, sich über Nacht Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu leihen.
In meinen Augen macht ein solcher Schritt weiter kaum Sinn, da die positiven Effekte für den sich abzeichnenden Engpass an den europäischen Kreditmärkten durch die Senkung der Obergrenze des Zinskorridors durch den EZB-Rat nahezu 0 ist (wir sprechen hier lediglich von „Über-Nacht-Zinsen“...).
Zudem fehlt in diesem Zusammenhang auch weiter die argumentative Grundlage:
So notierendie Herstellungs-Einkaufsmanagerdaten der Euro-Zone seit nunmehr 10 Monaten in Folge oberhalb des 50er Levels und die Risikoaufschläge spanischer und italienischer Bonds notieren im Bereich ihrer Allzeit-Tiefs.
Daher ist davon auszugehen, dass die EZB auf ihrer Sitzung am Donnerstag bzw. auf der Pressekonferenz ihren Status Quo reformulieren wird.
Ausgehend hiervon bleibt der Grundmodus im EUR/USD weiter bullish. Die Frage, die sich allerdings stellt ist, wieviel geldpolitischer Status Quo und somit bestehen bleibender fundamentaler Vorteil im Euro zum US-Dollar bereits eingepreist ist.
Ich gehe zwar mittelfristig von einem EUR/USD über 1,4000 USD und einem Lauf in Richtung 1,4250 USD aus. Doch was mir in diesem Zusammenhang „nicht schmeckt“, ist das Sentiment-Extrem, welches sich im Laufe der Zeit im SSI von FXCM ausgebildet hat.
Derzeit zeigt der SSI, dass die Netto-Short-Positionierung der Retail-Trader bei FXCM die extremsten Stände seit der Markierung des Jahreshochs bei 1,3970 USD angenommen hat.
Ausgehend hiervon kam es kurzzeitig häufig zu scharfen Korrekturen. Dieses Potential ist besonders dann u erwarten, wenn die EZB am Donnerstag mit mindestens rhetorischen Überraschungen aufwartet.
Charttechnisch bleibt das Bild allerdings solange bullish, wie der EUR/USD oberhalb des 1,3780er Levels handelt.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de