Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2025 (06:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2000 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,28. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131,41. EUR-CHF oszilliert bei 1,0977.
In eigener Sache möchte ich heute auf mein "Money.de"-Interview mit Bernd Heller verweisen, das ich inhaltlich für sehr sehenswert erachte (Link).
Gestern wurde es am Finanzmarkt betriebsam. Der DAX brach ein, der Dow Jones stieg. Gold ging erst fest, um dann "eingefangen" zu werden. Am Devisenmarkt war wenig los. Was war der Hintergrund?
Gestern äußerte Finanzministerin Yellen zunächst, dass die US-Zinsen zur Vermeidung einer Konjunkturüberhitzung womöglich sehr moderat ansteigen müssten (Interview "The Atlantic").
Yellen betonte anschließend bei einer Veranstaltung des WSJ, dass die Inflation kein Problem darstellen würde. Die Preiserhöhungen seien maßgeblich vorübergehend. Sie betonte hinsichtlich ihrer Äußerungen zu der Möglichkeit moderat steigender Zinsen, dass sie Zinserhöhungen nicht erwarte oder empfehle.
Ergo ruderte sie zurück, aber der Schaden (auch Charttechnik) war angerichtet!
Fakt ist, dass das aktuelle Zinsniveau in den westlichen Ländern eine Anomalie darstellt, die endlich sein wird.
Fakt wird aber auch sein, dass das Tempo der Zinserhöhungen unterhalb des Tempos des Anstiegs der Preisinflation ausfallen wird. Ergo wird der negative oder neutrale Realzins uns länger begleiten als derzeit vorstellbar.
Das ist entscheidend! Weder milde Zinserhöhungen noch irrlichternde Finanzministerinnen der USA werden den dynamischen Aufschwung bremsen. Das könnte nur Covid 21+ oder sinnbefreite Geopolitik.
G-7: Pikante Repliken
Die G7-Staaten haben laut Außenminister Maas eine gemeinsame China-Strategie verabredet.
Man spricht von politischen Skaleneffekten.
Man wolle Ländern in Afrika oder Lateinamerika künftig konkrete gemeinsame Angebote zur Zusammenarbeit machen.
Es drängt sich die Frage auf, warum erst jetzt? Der Westen hatte 70 Jahre Zeit und hat Herrhausens (Vorstandssprecher Deutsche Bank (DE:DBKGn)) Initiative diesbezüglich 1989 in massivster Form abgelehnt, so dass Herr Herrhausen sich veranlasst sah, seine Reise nach New York vorzeitig zu beenden (lesen Sie zwischen den Zeilen!)! Wie glaubwürdig und belastbar ist diese westliche Reaktion?
Kommt sie aus tiefster humanistischer Überzeugung und Verantwortung für diese Länder oder aus Machteigeninteressen, weil man erkennt, dass in den Drittländern Chinas Infrastrukturpolitik (Perspektive) grundsätzlich als attraktiver als die Regime-Change-Politik des Westens (internationaler Rechtsbruch, Perspektivlosigkeit, Werte) empfunden wird?
Vor allem die USA dringen auf eine härtere Haltung der Verbündeten gegenüber China und Russland. US-Außenminister Blinken betonte einschränkend, dass man China nicht eindämmen oder seinen Aufstieg verhindern wolle.
Herr Blinken, wenn die USA China und Russland Feindstatus zuweisen, wie hohl sind ihre Worte? Wollen Sie damit „naive“ Minister in Europa einfangen? Das könnte funktionieren …
Maas wies den Eindruck zurück, dass die US-Regierung die Partner unter Druck setze.
Sorry Herr Maas, das wissen Sie besser (siehe anekdotische Evidenz). Ja, nach außen ist der Ton unter Biden konzilianter, mehr nicht. Aus Sicht Washingtons: „Good job?“
Maas betonte, dass man über eine chinesische Beteiligung am 5G-Mobilfunknetz beraten wolle. Er sagte, dass es wichtig sei, dass sicherheitsrelevante Fragen eine Rolle spielten.
Das höre ich gerne, dann muss der IT-Airbus für Europa ja schnell kommen. Die USA verdächtigen den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei der Spionage und dringen deswegen auf einen Ausschluss des Konzerns beim Aufbau der 5G-Netze, ohne bis heute Belege der Behauptungen vorzulegen. Die Anschuldigung ist der Beweis, internationale Rechtsstaatlichkeit ade! Herr Maas, die USA spionieren uns nachweislich aus! Der Großspion USA wird zum Spionageankläger und Spionagerichter ohne Beweis? Wie ist das mit unserer deutschen und europäischen Sicherheit?
IT-Airbus lautet die Antwort, nicht Vertrauen gegenüber USA, die es nachweislich gebrochen haben und brechen (Merkel, BDI Daten Industriespionage)! Blindheit auf einem Auge, war noch nie zielführend für einen weisen Rundumblick!
Die G7 sei dabei ein "Nukleus" für die Kooperation demokratischer Staaten. In den vergangenen vier Jahren habe es keine Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in diesem Format gegeben, sagte Maas unter Bezugnahme auf Trump.
Kooperation ist gut. Sie ist dann am effektivsten und überzeugendsten, wenn nicht Narrative (u.a. Irak), sondern belastbare Fakten zur Grundlage unbestechlicher Politik im Kontext der westlichen Werte und der diplomatischen Kunst (nicht Sprachlosigkeit/ Sanktionen ohne Rechtsbasis) erhoben werden.
US-Handelsbilanz (Struktur/Aristoteles) im Kontext mit Goldstandard
Die Entwicklung der US-Handelsbilanz ist prekär. Im letzten Berichtsmonat wurde mit -74,4 Mrd. USD ein neuer Negativrekord aufgestellt. Die nachfolgende charttechnische Darstellung belegt, dass es seit Anfang der 70er Jahre zu dieser Negativentwicklung unter Schwankungen gekommen ist.
Anfang der 70er Jahre hat die US-Administration die USD-Anbindung an den Goldpreis gestoppt. Hintergrund war, dass unter anderem die französische Zentralbank ihre USD-Reserven zu einem fixierten Kurs in Gold (1 Unze 35 USD) eintauschte, da die Führung der öffentlichen US-Haushalte im Rahmen des Vietnamkriegs Angriffsflächen bot.
Mit der Loslösung des USD von der Goldbindung ging der tendenzielle Verfall der US-Außenhandelsposition einher. Dennoch wäre es fehlerhaft, eine monokausale Begründung für diese Defizite anzuführen. Die Loslösung vom Goldstandard war und ist aber ein bedeutender Katalysator.
Um die Bedeutung der Loslösung von der US-Goldbindung zu verdeutlichen, macht es Sinn, die öffentliche Verschuldungsdynamik der USA im historischen Kontext einzubeziehen (Struktur/Aristoteles). Auch hier wird deutlich, dass sich ab den 70er Jahren eine Negativentwicklung herausbildete.
Fazit: Gold kennt keine Defizite. Deswegen ist es seit 5000 Jahren Währung ohne Fehl und Tadel. Importiert China deswegen derzeit mehr Gold? Setzt Russland deswegen neben anderen Ländern verstärkt auf Gold? (= Emanzipation vom US-System)?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Gute Daten aus der Peripherie der Eurozone
In Finnland sank die Arbeitslosenquote per März von 7,9% auf 7,7% und markierte den tiefsten Stand seit August 2020 (7,5%). In Griechenland stieg der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per April von 51,8 auf 54,4 Zähler. Es wurde der höchste Wert seit Februar 2020 (56,20) erreicht.
Schweiz: Verbrauchervertrauen setzt positiven Akzent
Der Index des Verbrauchervertrauens stieg per 2. Quartal 2021 in der saisonal bereinigten Fassung von -14,24 auf -7,10 Punkte und markierte den höchsten Stand seit dem 3. Quartal 2019 (-8,00) in der uns bis zum 3. Quartal 2019 vorliegenden Historie.
UK: Positiver Akzent bei PMI
Der von Markit/CIPS ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte in der finalen Fassung auf 60,9 Punkte zu (vorläufiger Wert und Prognose 60,7).
USA: Handelsbilanz mit Negativrekord
Das Defizit der Handelsbilanz stieg per März von zuvor 70,5 Mrd. USD (revidiert von 71,1 Mrd. USD) auf 74,4 Mrd. USD (Prognose 74,5 Mrd. USD). Damit wurde ein neuer Negativrekord in der Historie dieser Datenreihe aufgestellt. Der Auftragseingang der US-Industrie stieg per März im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 1,3%). Der Vormonatswert wurde von -0,8% auf -0,5% revidiert. Damit fiel das aggregierte Zweimonatsergebnis etwas besser als erwartet aus.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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