Die Aktionäre von Robinhood Markets (NASDAQ:HOOD) haben seit dem Börsengang Ende Juli einen ziemlich wilden Ritt hinter sich. Schließlich waren die Aktien des Finanzdienstleisters aufgrund des Interesses von Kleinanlegern äußerst volatil.
Nachdem die Aktie innerhalb der ersten 10 Tage nach dem Listing ihren Kurs mehr als verdoppelt hatte, hat sie mittlerweile einen Großteil ihrer Gewinne wieder eingebüßt, da Anzeichen dafür vorliegen, dass die Fundamentaldaten diese Rallye nicht rechtfertigen. Das Unternehmen aus Menlo Park in Kalifornien, das den Handel auf den Märkten mit seiner benutzerfreundlichen, gebührenfreien Plattform während der Pandemie revolutionierte, hatte zu Handelsende am Freitag einen Aktienkurs von 42,64 US-Dollar, was etwa der Hälfte des Allzeithochs vom 4. August von 85 US-Dollar entspricht.
Nach einem Rückgang in dieser Größenordnung mag HOOD vielen Anleger attraktiv erscheinen. Wir aber raten zur Vorsicht, seit wir den neuesten Quartalsbericht des Unternehmens gelesen haben, der am 18. August veröffentlicht wurde. In seinem ersten Gewinnbericht als börsennotiertes Unternehmen teilte der Broker mit, dass sich der Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 565 Millionen US-Dollar erhöht und damit mehr als verdoppelt hat.
Aber diese beeindruckende Performance erzählt nicht die ganze Geschichte. Ein erheblicher Teil dieser Einnahmen stammt aus dem Handel mit Dogecoin (DOGE), einer Kryptowährung, die als Witz entstand. Robinhoods Führungskräfte haben Dogecoin bei der Telefonkonferenz am Donnerstag nicht hervorgehoben, aber sie haben davon abgesehen, eine Umsatzprognose abzugeben, da in diesem Geschäft so viel Unsicherheit herrscht.
"Wir haben Volatilität von Berichtsperiode zu Berichtsperiode erlebt, die es schwierig macht, kurzfristig Ergebnisse genau vorherzusagen", sagte Finanzvorstand Jason Warnick laut CNBC.com.
"Für das dritte Quartal erwarten wir, dass saisonaler Gegenwind und geringere Handelsaktivitäten in der gesamten Branche zu niedrigeren Umsätzen und erheblich weniger finanzierten Neukonten führen werden als im zweiten Quartal."
Umsatzunsicherheit
Die Einnahmen aus dem Krypto-Handel beliefen sich im zweiten Quartal auf insgesamt 233 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg von 4.560% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Zahl überstieg die Erlöse aus dem Aktien- und Optionshandel zusammen. Dogecoin machte im Berichtszeitraum 62% des Krypto-Umsatzes aus.
Die zu starke Abhängigkeit des Online-Brokers von diesem extrem volatilen Marktsegment zeigt, dass Robinhood noch einen langen Weg vor sich hat, bevor es sich auf einen wirklich soliden Wachstumspfad befindet. Dies ist der Hauptgrund, warum einige Analysten den Anlegern raten, sich von diesem Papier fernzuhalten, obwohl die App bei Privatanlegern so beliebt ist.
Wolfe Research senkte sein Kursziel für Robinhood von 45 US-Dollar auf 41 US-Dollar und schrieb in einer Mitteilung nach der Ergebnispräsentation, dass die Abkühlung des Handels mit Dogecoin im dritten Quartal "viel drastischer ausfallen könnte, als es viele Anleger erwarten".
Und weiter:
"Das Wachstum von HOOD im Kryptobereich ist wirklich erstaunlich, aber der übergroße Beitrag von DOGE kann einfach nicht ignoriert werden."
Regulierungsrisiken
Neben der potenziellen Anfälligkeit durch die Abhängigkeit von DOGE gibt es auch andere Risiken für das Geschäftsmodell von Robinhood, die Investoren berücksichtigen sollten, wenn sie an dieser Aktie interessiert sind.
HOOD befindet sich auf Kollisionskurs mit den US-Aufsichtsbehörden wegen einer umstrittenen Praxis, die den größten Teil seiner Einnahmen generiert. Robinhood gab bekannt, dass 81% seines Umsatzes im ersten Quartal aus dem Verkauf der Orderdaten seiner Kunden für Aktien, Optionen und Kryptowährungen an Hochfrequenzhändler stammten – eine Praxis, die als payment for order flow (Zahlung für Auftragsfluss) bekannt ist.
Der Vorsitzende der US-Wertpapierhandelsaufsicht Securities and Exchange Commission, Gary Gensler, sagte im Juni, dass die SEC die Legalität solcher Zahlungen überprüfe, was Spekulationen über ein Verbot der Praxis nährte.
Die Zahl der Konten mit Geld bei Robinhood erreichte zum 30. Juni die Marke von 22,5 Millionen, nachdem es ein Jahr zuvor noch etwa 9,8 Millionen gewesen waren, stand im Ergebnisbericht. Dieser Anstieg zeigt zweifellos die Popularität von Robinhood bei Privatanlegern, die zu seiner App strömten, um Meme-Aktien wie GameStop (NYSE:GME) und AMC Entertainment (NYSE:AMC) zu kaufen und Leerverkäufern, die gegen diese Aktien wetten, einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Aber seit seinem Börsengang ist Robinhood ironischerweise selbst zu einer Meme-Aktie geworden. Die Aktie ist in Online-Foren wie Reddits WallStreetBets ein Dauerbrenner, was ein enormes spekulatives Interesse an der Aktie zeigt. Dies ist aus unserer Sicht ein weiterer Grund für langfristig orientierte Anleger, die Finger davon zu lassen.
Fazit zur Robinhood-Aktie
Die aktuellen Ergebnisse von Robinhood haben deutlich gemacht, wie volatil die Einnahmen des Unternehmens aufgrund seiner großen Abhängigkeit vom Krypto-Handel sein können. Darüber hinaus bestehen erhebliche regulatorische Risiken, die die Umsätze des Neobrokers noch unsicherer machen. Daher sollten langfristig orientierte Anleger unserer Meinung nach lieber die Finger von dieser Aktie lassen.