Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1223 (07:49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1181 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.1196.
IWF thematisiert weitere Dynamikverluste in Weltwirtschaft
Das globale Wirtschaftswachstum hat laut IWF-Chefin Christine Lagarde weiter an Dynamik verloren. Sie verwies auf zunehmende Spannungen im Handel und schwierigere Finanzierungsbedingungen. Allerdings würde die Neuausrichtung der Federal Reserve in der der Zins- und Geldpolitik in der 2. Jahreshälfte 2019 das Wachstum unterstützen. Auch die Maßnahmen aus China seien förderlich. Wir sehen die Maßnahmen in China als entscheidender als die der Federal Reserve an (USA Anteil an welt-BIP kleiner als 15%, China größer als 19%, Basis KKP).
Der IWF hatte zuletzt im Januar die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft per 20 19 von 3,7% auf 3,5% gekürzt. Frau Lagarde deutete eine weitere Senkung bei der kommenden Prognose, die nächste Woche im Rahmen der Frühjahrstagung des IWF inWashington veröffentlicht wird, an.
Die Einlassungen des IWF sind bezüglich des Blicks in den Rückspiegel nachvollziehbar. Entscheidend ist jedoch der Blick nach vorne.
Die Komturen einer Einigung im Handelsstreit zwischen USA und China werden deutlicher. Gerade dieser Handelskonflikt hat das internationale Investitionsgefüge nachhaltig gestört. Sollte es hier zu einer Lösung kommen, würde das einen positiven Impuls setzen, dass aufgeschobene Projekte in die Umsetzung gelangten und entsprechend nachhaltige Wachstumsakzente setzten.
Kommen wir zu den jüngsten Nachrichten. Laut Financial Times kommen sich die USA und China im Handelskonflikt näher. Regierungsvertreter der USA und Chinas hätten sich in den strittigen Fragen weitgehend geeinigt, Es würde noch darum gerungen, wie die Um- und Durchsetzung gestaltet werden solle. So weit, so gut!
Brexit: Die Verlängerung der Verlängerung der Extrawürste in perpetuum?
Theresa May will eine Verlängerung der Austrittsfrist bei der EU beantragen, um mit der Opposition eine Lösung für einen geordneten Austritt zu finden. Der gemeinsam mit Labour erarbeitete Plan solle der EU dann kommende Woche vorgelegt werden. Dieser jetzt eingeschlagene Weg hätte vor zwei, vor einem, vor einem halben Jahr hinsichtlich der Zeitfenster erfolgen müssen, so weit zu unbestechlicher Sachlichkeit. Die jetzt angestrebte Verlängerung ist faktisch ein Affront gegen die EU, der deutlich macht, dass man in Westminster glaubt, den Prozess des Austritts gegen 27 andere EU-Länder bestimmen zu können. Ist das demokratisch?
Damit sollen Regeln und so genannte sachliche "Deadlines" der EU und damit auch implizit die EU ad absurdum geführt werden.
Schlussendlich zeigt dieses Verhalten, dass man an Extrawürste in London gewöhnt ist und implizit den Anspruch erhebt, sie nach Gutdünken weiter zu erhalten. Wir nehmen diese Spielart Londons wenig erstaunt zur Kenntnis und sind gespannt, ob sich die EU vor diesen Karren spannen lässt. Ob das der EU gut bekäme?
Laut einer Analyse von JP Morgan wird dieser Plan von Theresa May ohnehin scheitern. JP Morgan sieht nur eine begrenzte Kooperationsbereitschaft Labours. Es ist fraglos nur eine von vielen zu erwartenden Analysen. Brüssel sollte sie sich aber genau anschauen, bevor man gegenüber London bezüglich des Wunsches nach Verlängerung weiche Knie bekommt.
Außenminister Maas äußerte sich in New York zum Brexit: "Es müsse sich in London herumgesprochen haben, dass es längst fünf nach zwölf ist." Na, wenn es fünf nach zwölf ist, ist ja alles klar. Demnach gäbe es keine weitere Verlängerung, oder?
Ernste Gedanken zum Abschluss dieses Themas:
Als Hamburger und Wahlbremer ist man qua Geburt dem UK zugeneigt. Es schmerzte und schmerzt im Diskurs der letzten drei Jahre im Zuge des Brexits erkennen zu müssen, dass das UK nie umfänglich in Europa angekommen ist. England ist hinsichtlich der Haltung gegenüber Kontinentaleuropa ein geteiltes Land. Zum Teil wird der EU offener und unsachlicher Hass gegenüber geäußert (Politik, Medien).
Sollte das UK in der EU bleiben, wäre das mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit eine Garantie dafür, dass sich das UK gegen Integration der EU stellen würde. Wäre dann eine angemessene Handlungsfähigkeit der EU gewährleistet? Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Teilnahme des UK an der Europawahl Charaktere nach Machart der Farages und Johnsons zersetzende Politik für die EU forcierten, ist erheblich. Kann das alles im Interesse der 27 übrigen Teilnehmer der EU sein? "Food for thought!"
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone:
- Irland: Arbeitslosenquote per 03/19 5,4% nach 5,6%
- Irland: PMI Dienstleistungen per 03/19 55,3 nach zuvor 55,9 Punkten
China:
- PMI Dienstleistungen per 03/19 54,4 nach zuvor 51,1 Punkten
Russland:
- PMI Dienstleistungen per 03/19 54,4 nach zuvor 55,3 Punkten
USA:
- Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter per 02/19 -1,6% (Prognose -1,8%) im
- Monatsvergleich, Revision per 01/19 von +0,3% auf +0,1%.
- ISM New York Business Conditions Index per 03/19 66,9 nach 61,1 Punkten
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,1100 - 1,1520 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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