Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1155 (07:23 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1141 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.91. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.1382.
US-Präsident Trump betonte nicht nur einmal, dass er Zölle liebe und Handelskonflikte leicht zu gewinnen seien. Was für ein epochaler Irrtum! Ein Mangel an Vollmundigkeit kann man dieser Person fraglos nicht absprechen. Vollmundigkeit, die durch Fakten unterlegt ist, ist erträglich. Vollmundigkeit bar jeder Faktenbasis ist risikobehaftet und darüber hinaus auch dreist.
Erstaunlich war und ist es, wenn Finanzmärkte und Medien in sportlicher Blauäugigkeit mangels professioneller Analyse der faktenlosen Vollmundigkeit aus den USA folgen, wie im letzten Jahr geschehen.
Bezüglich des Handelskonflikts der USA mit China (Gegenmaßnahmen Chinas circa 600 Mrd. USD, US-Zölle belasten US-Wirtschaftssubjekte) haben wir an dieser Stelle immer wieder gegen den so lauten Mainstream argumentiert. Aus diesem Grund gibt es aktuell in China eine besser als vom Mainstream erwartete Gesamtlage und in den USA eine tendenziell enttäuschende Konjunktursituation neben der ohnehin schon prekären Strukturkonstellation.
Die normative Kraft des Faktischen setzt sich zunehmend durch. Die vermeintliche Stärke der USA gegenüber China ist längst moderiert oder ist sogar US-Schwäche ansatzweise in den Verhandlungen erkennbar?
Zum rechten Zeitpunkt kommt eine Studie der EZB bezüglich des Handelskonflikts der EU mit den USA in den Fokus. Die EZB liefert mit dieser Studie einen Warnschuss in Richtung Washington, sachlich angemessen zu agieren. Was mit "kleinen" Ländern wie Mexiko und Kanada möglich ist (viel Spaß Brexit-UK), klappt nicht mit China, es klappt auch nicht mit der EU.
Eine Eskalation des US-Handelskonflikts wäre laut einer Studie der EZB insbesondere für die USA kritisch, weniger für die EU und Eurozone. In der Simulation wurde unterstellt, dass die USA Sonderzölle in Höhe von 10% auf alle Importe verfügen würden und die die EU spiegelbildlich reagierte. Die US-Wirtschaft würde nach einem Jahr mehr als 2% an Wirtschaftsleistung einbüßen, während der Schaden für die EU/Eurozone sich auf weniger als 0,5% des BIP stellen würde.
Eine solche Eskalation im Handelskonflikt mit den USA, wie in der Simulation unterstellt wurde, wäre nicht wünschenswert, weil im Rahmen der Auseinandersetzung Risikoaversion zunehmen würde.
Das hätte negative Implikationen für die gesamte Weltwirtschaft. Es würde aber nicht zu einer Entgleisung der Weltwirtschaft führen, da es am Ende "nur" um erhöhte Kosten ginge (exogener Einfluss).
Kommen wir zu der Gesetzmäßigkeit, der nicht gewünschten Konsequenzen des eigenen Handelns. Ein Aspekt liegt im quantitativen ökonomischen Sektor, der zuvor dargestellt wurde. Es gibt aber auch noch eine politische Facette. Führt diese Politik der USA zu einer homogenen und potenten westlichen Position oder isolieren sich die USA durch diese egozentrischen Politikansätze auf internationaler Basis und untergraben damit faktisch ihren Führungsanspruch und die (noch) tragende Rolle des USD?
Fazit:
Die Welt ist und bleibt in der stärksten Phase des Umbruchs seit Endes des 2. Weltkriegs. Die unterschiedlichen Parteien auf der Weltbühne könnten nicht divergenter aufgestellt sein.
• Die USA reüssieren mit einer Politik vermeintlicher Stärke und einem Fokus auf kurzfristige Cash-Flows und Vorteilnahme mit Mitteln, die überwiegend internationalem Rechtwidersprechen oder brechen. Werte sind kaum erkennbar.
• China agiert mit weitsichtiger Planung. Man ist dem konfuzianischen Marathon verpflichtet und hält sich an das internationale Regelwerk.
• Europa ist primär mit sich selbst beschäftigt, auch dank des US-Bürgers Stephen Bannon und seiner Umtriebe (AFD, UKIP; FN, Fünf Sterne). Europa erkennt, dass es sich aus der seit 1973 andauernder außenpolitischen Pubertät befreien musss und dass die USA den Begriff westlicher Werte bestenfalls als Feigenblatt nutzen.
Es wird spannend bleiben. Europa wird außerhalb der außenpolitischen Pubertät neue Wege gehen müssen, wenn Selbstbestimmung und Zukunftsfähigkeit keine billigen Worthülsen sein sollen. Kleine Nationalstaatlichkeit a'la Brexit ist keine Lösung, sondern dient bestenfalls US-Interessen (Stephen Bannon Divide et impera).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Der IFO-Index Deutschlands enttäuschte per Berichtsmonat April. Es kam unerwartet zu einem Rückgang von 99,7 (revidiert von 99,6) auf 99,2 Punkte. Die Prognose lag bei 99,.9 Zählern. Der IFO-Lageindex sank von 103,9 auf 103,3 Punkte, während der Erwartungsindex von 95,6 auf 95,2 Zähler sank.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 - 1.1400 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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