Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1297 (07:15 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1283 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.39. EUR-CHF oszilliert bei 1.1234.
Der internationale Krisenpotpourri verschärft sich Stück für Stück an nahezu allen Fronten. Anders als im November und Dezember 2018 zeigt der Finanzmarkt mit erstaunlichen Ausnahmen kein Interesse, dieses Risikocluster einer Diskontierung zu unterwerfen. Diese erkennbare Divergenz wirft Fragen über die Nachhaltigkeit der aktuellen Bewertungen auf. Das gilt insbesondere für den Aktienmarkt.
Das konjunkturelle Risikocluster wird an den Ölmärkten diskontiert, übrigens unter Ausblendung der virulenten geopolitischen Risiken durch die US-Politik gegenüber dem Iran, die keine belastbare internationale Rechtsgrundlage hat.
An den Edelmetallmärkten bewegt man sich immer noch in bekannten Bandbreiten. Das Handelsmuster wirft Fragen über das Verständnis freier Märkte in diesem Sektor in erheblichem Maße auf. Dabei geht es vor allen Dingen um die Funktionalität der US-Future Märkte und ihre mögliche politisierte Rolle.
An den Kapitalmärkten (10-jährige Staatsanleihen) wird das Risiko seit Monaten voll diskontiert.
Wenn man diese Komplexität betrachtet, fällt auf, dass einerseits die für die Wirtschaft entspannenden Marktkräfte recht freien Lauf bekommen (Öl, Zinsen), dass andererseits aber die für die Wirtschaft potentiell kontraproduktiven Marktbewegungen unterproportional ausfallen (Aktien, Gold).
Ist eine Fortsetzung dieser Marktreaktionen bei einer weiteren Verschärfung der Krisenkonstellation realistisch?
Fakt ist, dass sich der Krisenpotpourri weiter sukzessive verschärft. Trump ist auf dem Weg, die Konfrontation mit der EU einzuleiten.
Die Willkür, die die USA an den Tag legen, ist bemerkenswert. Internationales Recht, Verträge und Institutionen spielen für diese US-Administration keine Rolle.
Wie würde die EU reagieren, wenn sie seitens Russlands oder Chinas in dieser Form behandelt würde? Wäre sie auch so still und leidensbereit?
Eine weitere Frage drängt sich auf. Auch wenn man mit den USA jetzt Verträge macht, ist man dann sicher, dass die USA sich auch daran halten werden oder ist bei der nächsten imperialen US-Laune dieses Papier nicht die Tinte wert, mit der es paraphiert wurde? Fragen Sie Mexiko nach der USMCA Vereinbarung, fragen Sie China bezüglich der nicht akzeptablen Nachforderungen im Handelskonflikt mit den USA...
Werfen wir einen kurzen Blick auf aktuelle Problemherde:
- Trump: Prüfen Sanktionen wegen North Stream 2 (gegen Europa)! Was haben die USA in nationaler europäischer Energiepolitik zu suchen? Stellen sie sich vor, die EU würde so in der Innenpolitik der USA herumfuhrwerken? Die USA versuchen, zu erpressen und machen damit genau das, was sie Russland unterstellen, möglicherweise irgendwann einmal zu tun, was Russland aber bisher nicht gemacht hat. Geht es noch absurder? "Food for Thought"
- Trump: Kein Zeitplan für neue Zölle gegen China: Heute hin, morgen her. Sagte Trump nicht vorgestern noch, wenn Xi ihn in Osaka nicht sprechen würde, dass die nächsten 300 Mrd. USD Warenimporte mit 25%Zoll belegt würden (US-Verbraucher und US-Unternehmen sind schon völlig begeistert ob dieser Konstellation!)? Wer sitzt eigentlich jetzt im Fahrersitz des Handelskonflikts, Trump oder Xi?
- Deutscher Maschinenbau leidet unter internationalen Konflikten: So ist es, denn der Investitionsgüterzyklus leidet bei global zunehmender Risikoaversion zuerst! Das trifft Deutschland und die Eurozone insbesondere. Entspannung ist nicht absehbar, weil die EU sich eben nicht zeitig den Zukunftsprojekten (OBOR) zugewandt hat. Wer spät dran ist, sollte viel überlegen und vor allen Dingen handeln
- Huawei fordert von Verizon 1 Mrd. USD für Patente: Das ist interessant. Da könnte noch sehr viel mehr auf US-Konzerne zukommen als Konsequenz der US-Politik gegenüber Huawei&Co.! Gibt es nicht gewollte Konsequenzen der US-Aggression?
- Türkei kauft russisches S-400 System, Lieferung im Juli: Damit hat der US-Druck nicht gefruchtet. Darf man das Verhalten der Türkei als Indiz für globale Neuausrichtungen interpretieren? Nein, das wäre zu ambitioniert, auch wenn es in diese Richtung weist.
Wenn man dieses Thema abstrahiert, dann wird deutlich, dass die USA von dem Rest der Welt Unterordnung frei nach dem Motto "America first then maybe the rest of the world (Lex USA)" einfordern.
Kann der Rest der Welt (85% des Welt-BIP, 95,5% der Weltbevölkerung) losgelöst von internen Konflikten diese US-Politik unter dem Aspekt der Selbstbestimmung und der Verantwortung für die eigenen Bevölkerungen auch nur in Ansätzen tolerieren?
Die nächste Frage, die sich stellt, ist wie stark sind die USA strukturell, die Machtauseinandersetzung mit großen Teilen der Welt zu suchen? Dabei spielen öffentliche Haushalte eine bedeutende Rolle.
Wir weisen darauf hin, dass sich die US-Treasury seit Januar nicht in der Lage sieht, belastbare Daten zu der gesamten öffentlichen Verschuldungslage wegen des von den Märkten ausgeblendeten Haushaltskonflikts zu veröffentlichen (US-Treasury Debt to the penny). Nur die Teilmenge des Federal Budget ist transparent. Dort wurden wir gestern mit kritischen Daten konfrontiert.
Per Mai wies das Federal Budget (Teilmenge des öffentlichen Haushalts) ein Defizit in Höhe von 208 Mrd. USD aus (Prognose 185,5 Mrd. USD). Im Vorjahr lag der Fehlbetrag bei 147 Mrd. USD.
Der nachfolgende Chart belegt, dass seit Trumps Wahl 2016 Defizite steigen. Es handelt sich um gekauftes/geliehenes Wachstum. Selbsttragende Kräfte sind in den USA unausgeprägt. Diplomatischer kann man das nicht ausdrücken.
Können die USA sich bezüglich der strukturellen US-Fragilität, eine globale Verschärfung der Sanktions- und Zollpolitiken dauerhaft leisten, die die hoch verschuldeten US-Verbraucher und US-Unternehmen belasten?
Wird mit einer derartigen US-Handelspolitik ein Standortvorteil oder ein Standortnachteil für die USA generiert?
Werden die of der USA dadurch positiv oder negativ beeinflusst?
Wie wirkt sich das auf die Qualität des USD als Leitwährung aus? Haben Sie Antworten für mich?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone:
Das Volumen der Problemkredite sinkt in der Eurozone und stellte sich per 3. Quartal 2018 auf 3,3% der gesamten Ausleihungen. Im Vorjahrlag das Volumen noch bei 4,4%.
Laut finaler Berechnung legten die deutschen Verbraucherpreise im Monatsvergleich um 0,2% und im Jahresvergleich um 1,4% zu.
USA:
Der Hypothekenmarktindex sprang in der letzten Berichtswoche per 7. Juni um 26,8% nach oben, da Schuldner auf dem ermäßigten Zinsniveau aggressiv refinanziert haben.
US-Verbraucherpreise legten per Mai im Monatsvergleich um 0,1% und im Jahresvergleich um 1,8% (zuvor 2,0%) zu. Die Kernrate stellte sich auf 2,0% nach zuvor 2,1%.
China:
Die Erzeugerpreise nahmen im Jahresvergleich per Berichtsmonat Mai um 0,6% nach zuvor 0,9% zu.
Verbraucherpreise verzeichneten per Berichtsmonat Mai einen Anstieg um 2,7% nach zuvor 2,5%.
Japan:
Der Business Survey Index Japans sank per 2. Quartal um 10,4% nach einem Rückgang um-7,3% im 1. Quartal 2019.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!