Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1844 (06:17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1837 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,52. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,53. EUR-CHF oszilliert bei 1,1066.
An den Finanzmärkten nimmt die Risikofreude leicht ab. Gewinnmitnahmen auf hohen Niveaus dominieren das Geschehen an westlichen Aktienmärkten, während Chinas Aktienmärkte bereits substanziell seit Höchstständen per 10. Februar 2021 um mittlerweile circa 15% korrigierten (CSI 300).
Der USD bleibt gesucht gegen Hauptwährungen. Edelmetalle stehen gegenüber dem USD gleichfalls unter mildem Druck.
Was sind die Hintergründe? Der Westen versucht, China zu isolieren. So etwas findet nicht nur auf politischer Ebene statt, sondern wird ebenso über die westliche Finanzmarktmacht gespielt (Thema "Hybride Kriege"). Die Attraktivität chinesischer Assets nimmt hinsichtlich der Bewertung zu. Fakt ist, dass dort Bewertung, Quantität und Qualität attraktiv sind. Fakt ist auch, dass in Asien das Epizentrum der endogen getriebenen globalen Wachstumskräfte liegt.
In Europa, allen voran in Deutschland, ist das Corona-Problem virulenter als im Rest der Welt. Das betrifft jedoch maßgeblich den Dienstleistungssektor. Die Wirtschaftsstruktur Europas mit einem starken produzierenden Gewerbe hat zur Folge, dass dieser eine hohe Partizipation hinsichtlich der globalen Erholung realisiert und realisieren wird. Ich schließe auch nicht vollständig aus, dass Deutschlands "Polit-Eliten" in der Krise weniger amateurhaft handeln könnten.
Hinsichtlich des USD gibt es bezüglich quantitativer Daten Kaufargumente. Die qualitativen Daten sind so prekär wie nie. Die werden von den Märkten und Ratingagenturen jedoch vollständig ausgeblendet (siehe unten US-Leistungsbilanz).
IWF: Noch eine Portion Liquidität?
Der IWF will das Reserveguthaben um 650 Mrd. Soderziehungsrechte (SZR) aufstocken, um die globale Erholung zu unterstützen. Die Entscheidung soll im Juni fallen. Eine Zuteilung von SZR (Zahlungsmittel des IWF) würde den Mitgliedsländern einen Liquiditätsschub geben, ohne ihre Schuldenlast zu erhöhen. Das wäre die erste Zuteilung des IWF seit der Finanzkrise 2009.
Fazit: An Liquidität wird es voraussichtlich weder der Wirtschaft noch den Märkten mangeln.
Brexit: "No more Cherry-Picking"
Die EU sieht sich nicht veranlasst, der Finanzindustrie des UK einen zügigen Zugang zum EU-Binnenmarkt zu gewähren. Das UK hätte sich entschieden, Kontinentaleuropa den Rücken zu kehren, nicht andersherum. Es gehe darum, einen Kooperationsrahmen zu definieren. Das ist in der Tat sinnvoll (Effizienz), denn es geht nicht darum, das UK abzustrafen. Entscheidend ist, dass die Interessen der EU-Länder umfänglich gewahrt werden. Die EU war der größte Exportkunde der britischen Finanzwirtschaft.
Fazit: Das eine, das man will, das andere, das man bekommt. Handeln hat Konsequenzen. Kontinentaleuropas Finanzplätze bedanken sich. So viel hat London noch nie für sie getan.
USA: Das nächste Konjunkturprogramm
Finanzministerin Yellen thematisierte das geplante Infrastrukturprogramm im Volumen von etwa 3 Billionen USD. Hinsichtlich der Gegenfinanzierung sei eine Erhöhung der Staatseinnahmen erforderlich. Diese soll fair erfolgen.
Hier ist anzumerken, dass hinter dem Programm noch viele Fragezeichen bezüglich des Volumens (in der Diskussion 2-5 Billionen USD) und der Durchsetzbarkeit im Kongress stehen. Dass Programme dieser Größenordnung einer Gegenfinanzierung bedürfen, ist hinsichtlich der äußerst prekären US-Haushaltslage nicht verwunderlich. Da diese Einnahmen nach aktueller Planung von Seiten der Unternehmen (Steuern von 21% auf 28%) und der Wohlhabenden erbracht werden sollen, könnte das Bewertungsniveau an US-Aktienmärkten (KGV circa 22 versus China 14) einer kritischeren Betrachtung unterzogen werden.
US-Leistungsbilanz
Das US-Defizit in der Leistungsbilanz markierte 2020 mit 647,2 Mrd. USD das größte Defizit seit 2008. Gegenüber dem Vorjahr kam es zu einem Anstieg um 34,8%. Ex-Präsident Trump wollte mit Hilfe von Strafzöllen losgelöst von internationalen Regeln gegen China und die EU dagegen vorgehen.
Das Resultat belegt, dass diese Politik gescheitert ist. Wir hatten darauf verwiesen, dass Unternehmen, die die USA als Produktionsstandort wählen, Opfer einer Politik losgelöst von internationalen Regelwerk, werden können. Das minimiert Investitionsanreize. Sanktionen nehmen den USA auch Absatzmärkte. Darauf haben genügend US-Unternehmen verwiesen. Absehbar wird sich die Defizitlage verschärfen.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Italien mit guten Absatzdaten (M)
In Italien nahm der Absatz der Industrie per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 2,5% nach zuvor 1,1% (revidiert von 1,0%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,6% nach zuvor -0,5% (Basiseffekt).
UK: Daten besser als erwartet
Die Arbeitslosenrate gemäß der ILO Definition sank per Berichtsmonat Januar unerwartet von zuv0r 5,1% auf 5,0% (Prognose 5,2%). Der vom CBI ermittelte Auftragsindex der Industrie stieg per März unerwartet von zuvor -24 auf -5 Zähler (Prognose -20).
USA: Überwiegend enttäuschende Datensätze
Das Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 4. Quartal 2020 auf 188,5 Mrd. USD (Prognose 189,9 Mrd.) nach zuvor 180,9 Mrd. USD (revidiert von 178,5 Mrd. USD). Der Absatz neuer Wohnimmobilien sank per Berichtsmonat Februar unerwartet um 18,2% (Prognose -6,5%) von zuvor 948.000 (revidiert von 923.000) auf 775.000 (Prognose 875.000) in der annualisierten Darstellung. Der Richmond Fed Composite Index stieg per Berichtsmonat März von zuvor 14 auf 17 Punkte.
Japan: Stimmung aufgehellter
Der Jibun Bank Manufacturing PMI stieg gemäß Erstschätzung per Berichtsmonat März von 51,4 auf 52,0 Punkte. Der Business Activity Index nahm im Berichtsmonat März per Erstschätzung von zuvor 45,9 auf 46,5 Zähler zu.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2220 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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