Die Nachfrage nach Kohle steigt auf ein neues Rekordhoch. Starke Rückgänge der Nachfrage in der EU und den USA werden durch den wachsenden Bedarf an Kohleverstromung in großen Schwellenländern ausgeglichen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass die globale Nachfrage nach Kohle in diesem Jahr auf 8.737 Mt steigen wird. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies nur einen moderaten Zuwachs gegenüber 2023 dar. Im letzten Jahr war mit 8,7 Mrd. Tonnen allerdings ein Rekordniveau erreicht worden.
China: Mehr Stromnachfrage und weniger Wasserkraft als erwartet
In ihrer letzten Veröffentlichung hatte die Agentur einen Nachfragerückgang im Jahr 2024 und einen moderaten Rückgang danach vorhergesagt. Die Prognose ging allerdings von einer Erholung der Wasserkrafterzeugung in China nach Jahren geringer Niederschläge und eine Verlangsamung des Wachstums der chinesischen Stromnachfrage aus.
Insbesondere die hohe Nachfrage nach Kohle zur Stromerzeugung treibt die Gesamtnachfrage. Der Kohleverbrauch im Stromsektor dürfte laut IEA im ersten Halbjahr um 1,4 % gestiegen sein. Die größten Wachstumstreiber im Stromsektor waren Indien (+44 Mt) und China (+22 Mt), während die Europäische Union voraussichtlich den stärksten Rückgang (-2 Mt) aufweisen wird.
Das Stromangebot aus Wasserkraft in China hat sich dem Bericht zufolge seit April zwar "stark erholt". In Indien, dem zweitgrößten Kohleverbraucher, haben Hitzewellen und die geringe Verfügbarkeit von Wasserkraft im ersten Halbjahr jedoch den Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung und damit die Kohlenachfrage erhöht. Darüber hinaus haben Länder wie Vietnam und die USA aufgrund von Wetterereignissen und einer geringeren Umstellung auf Gas zu einem über den Erwartungen liegenden Verbrauch beigetragen.
Die IEA taxiert das Wachstum des chinesischen Kohlebedarfs im Stromsektor im Gesamtjahr auf 0,90 %. Dies wäre die niedrigste Wachstumsrate seit 2015. Im Hinblick auf die beiden Hauptfaktoren für den Kohlebedarf in China – Verfügbarkeit von Wasserkraft und des Wachstums des Strombedarfs – bleiben jedoch Unsicherheiten. Vor allem aufgrund der schwachen chinesischen Konjunktur uns insbesondere aufgrund des schwachen Bausektors prognostiziert der Bericht eine Stagnation beim Nichtstrombedarf in der Volksrepublik.
IEA will in strukturellen Trends Wendepunkt erkennen
Die IEA geht davon aus, dass der "Peak Coal" in den kommenden Jahren erreicht wird. 2025 soll die globale Kohlenachfrage im Wesentlichen stagnieren. Keisuke Sadamori, IEA-Direktor für Energiemärkte und -sicherheit sieht vor allem den wachsenden Stromverbrauch in großen Schwellenländern als Nachfragetreiber. "Ohne ein so schnelles Wachstum der Stromnachfrage würden wir in diesem Jahr einen Rückgang des weltweiten Kohleverbrauchs erleben".
Sadamori rechnet für die kommenden Jahre mit einer Trendwende. Die "strukturellen Trends" bedeuteten, "dass die weltweite Kohlenachfrage bald einen Wendepunkt erreichen und zu sinken beginnen wird."
Die Prognosen der IEA gelten im Hinblick auf eine Reduzierung der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen als tendenziell optimistisch. Tatsächlich ist mit einer stärkeren Nachfrage auch in den kommenden Jahren zu rechnen, sollte die chinesische Konjunktur wieder anziehen.
Zudem ist das Reduktionspotenzial der Industrieländer zu erheblichen Teilen ausgeschöpft. Die Kohlenachfrage der EU sank im vergangenen Jahr um 23 %. Für dieses Jahr rechnet die IEA mit einem weiteren Rückgang um 19 %.
"Wir schätzen, dass der Kohlebedarf der EU um 19 % auf 287 Mio. t sinken wird. Damit fällt der Kohlebedarf der EU-Länder zum ersten Mal in den Aufzeichnungen der IEA unter 300 Mio. t". Für die USA wird nach einem Rückgang um 17 % im vergangenen Jahr für 2024 keine wesentliche Veränderung bei der Kohlenachfrage erwartet.