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Notre Dame, ein Blick auf die deutsche Konjunkturlage

Veröffentlicht am 16.04.2019, 10:45
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1305 (07:20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1293 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.53. EUR-CHF oszilliert bei 1.1345.

Mit Bestürzung nehmen wir das Unglück in Paris zur Kenntnis. Notre Dame ist eines der Wahrzeichen Europas, Frankreichs, nicht nur Paris.

Als junger Interrailer (Ende der 70/Anfang der 80er) empfand ich auf der Ile de la Cite an und in Notre Dame das Gefühl der Freiheit, die Sicherheit des Friedens, ein starkes Gefühl für Europa und das Gefühl der Freizügigkeit. Es waren und bleiben Glücksmomente meines Lebens, die mich geprägt haben. Das mag vielen so gehen oder gegangen sein.

Frankreich stand und steht aktuell für europäischen Aufbruch, ob Egalite, Fraternité, Liberté, ob der Einsatz für Europa nach dem 2. Weltkrieg (zunächst Montanunion, dann Römischen Verträge), ob das Engagement für die deutsche/französische Aussöhnung (De Gaulle/Adenauer), ob das Duo Giscard d'Estaing/Helmut Schmidt, ob das Duo Francois Mitterand/Helmut Kohl als auch dem aktuellen Ansatz von Macron, Europa zu revitalisieren, was so dringend notwendig ist.

Europa täte gut daran, massive Mittel für den Wiederaufbau von Notre Dame bereit zu stellen,

  • um den solidarischen Geist Europas für alle erkennbar zumachen,
  • umbilligen Populismus entgegen zuwirken,
  • um der europäischen Familie neue Dynamik zu verleihen,
  • um ein Zeichen zu setzen, dass wir eine kulturelle Werteunion sind und bleiben.

Das macht uns aus und das macht den Unterschied zu vielen anderen!

Das "Glas Wasser" der deutschen Konjunktur ist voller als diskontiert!

Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Industrie ist trotz der temporären Flaute laut Statistischem Bundesamt weiter gestiegen. Ende Februar waren knapp 5,7 Mio. Personen in Lohn und Brot. Das sind 110.000 oder 2% mehr als im Vorjahresmonat.

Die Beschäftigtenzahl legte bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+3,7%) zu. Im Maschinenbau (+2,8%), bei der Produktion von Metallerzeugnissen (+2,4%) und bei der Produktion von Nahrungsund Futtermitteln (+2,2%) waren starke Zuwächse zu verzeichnen. Einen Beschäftigtenrückgang gab es bei Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (-0,5%). Die Zahl der Arbeitsstunden nahm bei gleicher Zahl von Arbeitstagen um 3,0% zu. Die Löhne kletterten um 5,3%auf rund 23,2 Mrd. Euro.

An den Daten wird erkennbar, dass wiederkehrende Einkommen (Unterschied zu USA und UK) entscheidende Parameter sind, die dem Konsumwachstum eine solide Basis bieten. Dieser Qualitätsaspekt wird im "Zirkus der Märkte" immer noch ausgeblendet.

Die Bundesbank meldete sich gestern zu Wort. Die deutsche Wirtschaft ist zu Beginn des Jahres wieder auf eine moderate Wachstumsspur zurückgekehrt (aktueller Monatsbericht der Bundesbank).

Die Baubranche und der private Konsum trügen zum Wachstum bei. Weitere Impulse für die privaten Konsumausgaben kämen von einem lebhafteren Pkw-Absatz. Offenbar hätten die Verbraucher Neuwagenkäufe nachgeholt. Im letzten Jahr (aber auch noch aktuell) litt die Automobilindustrie unter Schwierigkeiten bei der Einführung des neuen Abgastestverfahrens WLTP.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium hatten sich zuletzt optimistisch gezeigt, dass die Konjunktur auf dem Weg der Besserung sei. Die Schwäche des Verarbeitenden Gewerbes dürfte durch die übrigen Wirtschaftsbereiche mehr als wettgemacht worden sein, heißt es. Im Sommer 2018 war das BIP erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft, ehe am Jahresende eine Stagnation des BIP folgte.

SOLVECON-INVEST ist optimistischer als die Norm des Marktes, weswegen wir unsere Prognosen für das Welt-BIP bisher nicht anpassten. Sollten die exogenen Belastungsfaktoren im Rahmen der aktuellen Handelskonflikte rückläufig sein (insbesondere China/USA), so würden die 2018 aufgeschoben Investitionsprogramme umgesetzt. Das unterstützte insbesondere das verarbeitende Gewerbe hier vor Ort.

Entscheidend ist immer die Frage, ob eine Konjunkturdelle endogener oder exogener Natur ist. Im letzten Jahr waren es exogene Effekte (US-Handels- und Geopolitik), die die Weltwirtschaft belasteten. Ein Reduktion dieser von den USA ausgehenden Risiken impliziert nicht unerhebliches Aufholpotential. Ist diese Chance an Märkten diskontiert?

Fazit: Das Glas Wasser ist bezüglich der Konjunkturlage Deutschlands und der Eurozone mindestens halbvoll.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Der New York Fed Manufacturing Index legte per April von zuvor 3,70 auf 10,10 Punkte zu. Die Prognose lag bei 6,70 Zählern.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 - 1.1410 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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