Während viele Rohstoffe seit Jahresbeginn bereits kräftige Zuwächse aufweisen, verliefen die vergangenen Monate bei den Edelmetallen sehr unterschiedlich. Palladium führt die Gewinnerliste an und profitiert von Angebotssorgen. Noch in dieser Woche könnte ein weiteres Signal der Stärke folgen. Allerdings sollten Anleger auch die Risiken beachten. Wir stellen die Einschätzung der Ophirum-Experten vor. Dort können Sie Edelmetalle physisch erwerben oder ein entsprechendes Depot eröffnen.
Für Investoren, die nach dem bewährten Konzept der relativen Stärke handeln, ist die Ausgangslage klar: Unter den Edelmetallen hat Palladium derzeit die besten Perspektiven und führt die Performance-Rangliste an. Erst vor wenigen Tagen wurde das kurz vor dem Ausbruch der Corona-Krise markierte Allzeithoch bei 2.884 Dollar je Feinunze knapp verfehlt. Die technischen Perspektiven sind mittelfristig gut: Mitte März endete eine mehrmonatige Konsolidierung, seitdem setzt sich der übergeordnet intakte langfristige Aufwärtstrend fort. Nur der aktuell mit knapp 20 Prozent recht weite Abstand zum 200-Tage-Mittelwert bremst kurzfristig die Fantasie und deutet auf eine Atempause. Anschließend wäre der Weg aber frei bis rund 3.500 Dollar, nachdem in den vergangenen Jahren jeweils bei 1.500 und 2.500 Dollar eine Rally stoppte.
Unterfüttert wird die positive Markttechnik von neuen Angebotssorgen. Mitte März kam es zu einem Wassereinbruch in zwei sibirischen Minen. Nach einem Produktionsstopp arbeitet eine Mine mit einer Kapazität von gut 60 Prozent und wird die volle Leistung wohl bis Ende April erreichen. Im Juni sollen beide Minen wieder die volle Leistung bringen. Schätzungen zufolge liegen die Produktionsausfälle – über alle Platinmetalle hinweg – 2021 bei rund 500.000 Unzen, wovon ein Großteil auf Palladium entfällt. Zusätzliche Unsicherheit entfachen die neuen Sanktionen der USA gegen Russland. Allerdings ist derzeit noch unklar, ob davon auch der weltgrößte Palladiumproduzent Nornickel betroffen ist.
Satte Palladiumnachfrage
Auf der Nachfrageseite brummt hingegen wieder das Geschäft in der Autoindustrie, die mit rund 85 Prozent als Hauptabnehmer von Palladium gilt. Das Edelmetall wird ähnlich wie Platin vor allem in Katalysatoren bei Verbrennungsmotoren eingesetzt und ist daher ein gefragter Rohstoff bei der Abgasreinigung von Benzinern. Befeuert wird die Nachfrage auch durch die weltweit immer strengeren Emissionsgesetze, die eine höhere Beladung von Abgaskatalysatoren zur Folge haben. Das wiederum bedeutet, dass mehr Palladium eingesetzt wird.
Zudem erholt sich die Weltkonjunktur mit hoher Dynamik vom Corona-Schock. In den USA liegen zahlreiche Konjunkturindikatoren auf dem höchsten Niveau der vergangenen Jahrzehnte. Und auch in China geht der Blick stramm aufwärts. In den ersten drei Monaten stiegen die Pkw-Neuzulassungen um 76 Prozent. Im zweiten Halbjahr dürfte auch der Mangel an Halbleiterchips behoben sein und zu steigenden Produktionsraten in der Automobilindustrie und somit höherer Palladium-Nachfrage führen. Dennoch sollten Anleger nicht zu euphorisch sein und das Preisverhältnis zu Platin im Blick behalten. Steigt Palladium wesentlich kräftiger, könnten Katalysatorenhersteller vermehrt das wesentlich günstigere Platin einsetzen.