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Riesige Nachfrage nach Erdgas aus dem Schwarzen Meer: Produzenten wie Trillion Energy

Veröffentlicht am 23.09.2024, 08:11
TCF
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Gasproduzenten im Schwarzen Meer arbeiten mit Hochdruck an einer Ausweitung der Produktion. Das Erdgas wird dringend benötigt: Noch immer beziehen manche europäischen Länder einen Großteil ihrer Gaslieferungen aus Russland. Der Gazprom-Naftogaz-Deal und damit der Transit durch die Ukraine laufen am Jahresende aus.

Das Offshore Team von Trillion Energy arbeitet seit Monaten unter Hochdruck. Das Ziel der Mannschaft um CEO Arthur Halleran: Die Produktion auf dem SASB-Gasfeld hochzufahren.

Trillion Energy ist Betreiber des Feldes im westlichen Schwarzen Meer nahe der türkischen Küste, das eines der ersten und größten Erdgaserschließungsprojekte in  der Region darstellt. Trillion besitzt das Projekt zu 49 % – die restlichen 51 % gehören dem staatlichen türkischen Mineralölkonzern TPAO.

Europa braucht Erdgas: Produktion im Schwarzen Meer steigt

Im Juli wurden erfolgreiche Perforationen an den Bohrlöchern South Akcakoca-2 und Guluc-2 bekanntgegeben. Diese markierten den Auftakt eines Revitalisierungsprogramms auf dem Gasfeld. Solche Perforationen dienen zur Steigerung des Bohrlochdrucks – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das begehrte Erdgas nach oben strömt.

Perforationsprogramme sind für Offshore-Produzenten wie Trillion Energy oft wegweisend: Die Ergebnisse geben Aufschluss über das Potenzial des Gasfeldes. Umso erfreulicher waren aus Sicht des Teams vor Ort die Ergebnisse. "Die jüngsten Perforationskosten haben sich bereits nach 35 Produktionstagen vollständig amortisiert", meldete Trillion Energy Mitte August. Halleran äußerte sich damals ausgesprochen optimistisch: "Diese frühe Rendite unserer Investition ist ein klarer Hinweis auf das robuste Produktionspotenzial des Feldes".

Trillion Energy plant eine Ausweitung der Produktion auf SASB. Bereits kurz zuvor war ein Produktionsrekord vermeldet worden. Im August betrug die 100-prozentige Gasproduktion von SASB etwa 133,13 MMcf. Mit dem Verkauf der Produktion wurden 1,45 Mio. USD erlöst: Trillions Anteil daran belief sich auf gut 0,70 Mio. USD – für das an der Börse mit knapp 14 Mio. EUR bewertete kanadische Unternehmen die wichtigste Umsatzquelle.

Gasproduzenten nehmen neue Bohrlöcher in Betrieb

"Die Gaseinnahmen von SASB stammen zu 95 % aus Guluc-2 und South Akcakoca-2 und zu 5 % aus West Akcakoca-1", erläuterte das Unternehmen damals. Doch Halleran und sein Team wollen weit über das erreichte Niveau hinaus. Anfang September wurden deshalb die nächsten Schritte gemeldet: Akcakoca-3 ging in Produktion, Alapli-2 wurde geöffnet, um einen Drucktest durchzuführen, der zu einem Gasstrom an die Oberfläche führte.

"Alle Brunnen außer Bayhanli-2 wurden jetzt in Betrieb genommen oder einem Durchflusstest unterzogen, um festzustellen, ob in den 4 ½-Zoll-Förderrohren Gas vorhanden und förderfähig ist. Dies bestätigt, dass das Gas nach der Installation der 2 3/8-Zoll-Rohre in den Brunnen auf vorhersehbare und stabile Weise fließen wird", erläutert Halleran die aktuellen Planungen.

Der CEO führt seine Erwartungen weiter aus: "Die 10 alten Bohrungen bei SASB förderten zwischen 2007 und 2021 insgesamt 42,19 Bcf Gas unter Verwendung von 2 3/8″-Förderrohren, was etwa 4,2 Bcf pro Bohrung entspricht. Das Gleiche können wir bei unseren Bohrungen erwarten, sobald wir die 2 3/8″-Rohre verlegt haben. Selbst mit den 4 ½"-Förderrohren haben wir 2,71 Bcf Gas aus unseren Bohrungen der Jahre 2022/23 produziert".

Trillion Energy ist kein Einzelfall. Das Unternehmen ist Teil eines lokalen Supertrends: Der massiven Ausweitung der Erdgasproduktion im Schwarzen Meer insbesondere, aber  nicht ausschließlich auf Betreiben der Türkei.

Türkische Erdgasproduktion in einem Jahr mehr als verdoppelt

Laut dem jährlichen Erdgasbericht der türkischen Regulierungsbehörde für den Energiemarkt (EMRA) stieg die gesamte Erdgasproduktion des Landes im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 112,55 Prozent auf 807,28 Millionen Kubikmeter.

Zwei Entwicklungen haben den Trend befeuert: Zum einen die Entdeckung großer Gasvorkommen in der Region. Zum anderen der Ausbruch des Ukrainekrieges. Die gewaltigen Vorkommen haben reihenweise Unternehmen angezogen. Neben Trillion und dessen staatlichem Partner TPAO sind auch Arar Petrol, Park Place Energy Limited, Thrace Basin Natural Gas Corporation Turkey, Petrogas, Atli Makina, Marsa Turkey BV und Transatlantic Petroleum im Schwarzen Meer aktiv.

Der türkische Minister für Energie und natürliche Ressourcen, Alparslan Bayraktar, betonte kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, dass bis zur Entdeckung von Erdgas im Schwarzen Meer fast das gesamte in der Türkei verbrauchte Erdgas importiert wurde.

Doch die heimische Produktion wird sukzessive hochgefahren. Allein das größte Gasfeld der Region – Sakarya – hat mittlerweile ein Produktionsniveau von über 6 Millionen Kubikmetern erreicht und kann damit dem Minister zufolge den Erdgasbedarf von 2,6 Millionen Haushalten decken.  Sakarya gehört dem Trillion Energy-Partner TPAO und wurde 2020 entdeckt. Das Gasfeld verfügt Schätzungen zufolge über Reserven im Umfang von 700 Mrd. Kubikmeter.

Die Türkei könnte sich durch Sakarya rechnerisch fast 15 Jahre lang komplett selbst versorgen. Mit dem derzeitigen Produktionsniveau im Schwarzen Meer – durch Sakarya, SASB und weitere Quellen – werden Bayraktar zufolge 12-13 % der Haushalte abgedeckt.

Türkei will größere Rolle auf Energiemärkten spielen

Doch der türkischen Regierung geht es nicht nur um die Selbstversorgung. Das Land will auch Erdgas exportieren und damit seine Stellung auf den Energiemärkten ausbauen. Insbesondere die bislang stark von russischen Lieferungen abhängigen Balkanländer kommen als Abnehmer in Betracht – zumal bereits Pipelines dorthin existieren.

Die Nachfrage nach dem Gas aus der Schwarzmeerregion ist riesig. Die Türkei selbst ist mit einem Verbrauch von über 48 Mrd. Kubikmetern Erdgas jährlich der siebtgrößte Erdgasverbraucher weltweit.

Hinzu kommt die gewaltige Lücke in der europäischen Energieversorgung, die durch den Ukrainekrieg entstanden ist – und die weiterhin wächst. Vor der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 war die EU stark auf russisches Erdgas angewiesen: Im Jahr 2020 kamen 40 Prozent der Importe oder 150 Milliarden Kubikmeter aus Russland, ein Jahr später waren es 155 Milliarden Kubikmeter und 45 %.

Prozentual gesehen ist die Abhängigkeit der EU von russischem Gas von 45 Prozent der Gesamtimporte im Jahr 2021 auf 15 Prozent im Jahr 2023 gesunken.  Erreicht wurde dies vor allem durch eine Umstellung von Pipeline- auf LNG-Gas.

Doch Russland spielt noch immer eine Rolle: Im zweiten Quartal flossen laut Daten der Brüsseler Beratungsgesellschaft Bruegel 12,7 Milliarden Kubikmeter. Will die Politik russisches Gas ganz aus dem Energiemix entfernen, muss auch diese Kapazität ersetzt werden.

Ende 2024 läuft der Transitvertrag zwischen Gazprom (MCX:GAZP) und Naftogaz aus. Über diesen Vertrag fließt bis heute russisches Gas durch die Ukraine nach Europa. Einige europäische Länder, darunter Österreich und Ungarn, beziehen immer noch einen Großteil ihres Gases aus dem Land. Laut dem österreichischen Umweltministerium etwa importierte Österreich im Frühjahr 2023 über 80 Prozent seines Gases aus Moskau.

Schon allein deshalb ist absehbar, dass die Neuordnung der europäischen Energieversorgung die Schwarzmeerproduktion dringend benötigt. Wie knapp Gas in Europa werden könnte, zeigt ein Blick auf die Preise.

Trillion Energy CEO Halleran betonte Anfang des Monats: "Unser Gaspreis beträgt 10,94 US-Dollar/mcf, während der Spotpreis für Henry Hub Gas (der wichtigste Knotenpunkt in den USA) 1,91 US-Dollar beträgt." Der TTF Erdgaspreis steigt seit Anfang Februar nahezu kontinuierlich.

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