Dieses Investment könnte ins Guinnessbuch der Rekorde eingehen. Vor zwölf Jahren kaufte der ehemalige Wall-Street-Banker Randall Atkins für etwa 2 Millionen USD ein altes Kohlebergwerk außerhalb von Sheridan im US-Bundesstaat Wyoming. Einige Jahre später erreichte ihn eine Anfrage von Forschern in Diensten der Regierung. Diese wollten einige Test durchführen. Die Vermutung: In der Kohlemine können sich Seltene Erden befinden.
Größte unkonventionelle Lagerstätte der USA
Atkins selbst kannte zum Zeitpunkt des Kaufs der Mine eigenen Angaben zufolge "den Unterschied zwischen seltenen Erden und seltenen Münzen" nicht. Im September habe er dann die Ergebnisse der Forscher erhalten. In seiner Mine befindet sich die möglicherweise größte sogenannte unkonventionelle Seltene Erdenlagerstätte der USA. Der Wert der Rohstoffe zu aktuellen Marktpreisen: Rund 37 Milliarden USD.
Randall Atkins ist Gründer und CEO des Unternehmens Ramaco Rescources (WKN: A3D2B7, ISIN: US75134P5017). Die an der Nasdaq gehandelten Aktien haben sich seit Anfang September mehr als verdoppelt.
Das Unternehmen hat umfangreichere Proben für weitere Analysen auf den Weg gebracht. Sollte das Projekt wie geplant verlaufen, besäße der Ramaco die erste neue Seltenerdmine in den USA seit 1952. Für das aktuell mit rund 840 Millionen USD bewertete Unternehmen könnte dann ein neues Zeitalter anbrechen.
Seltene Erden sind kritische Rohstoffe. Das Problem: Der Großteil des Marktes wird durch China dominiert. Diese Abhängigkeit stößt im gesamten Westen und insbesondere in den USA auf Besorgnis. Seltene Erden werden unter anderem für Elektroautos und Windkraftanlagen benötigt.
China hatte zuletzt die Exporte verschiedener Rohstoffe wie Gallium, Germanium und Graphit eingeschränkt. Die Sorge vor Einschränkungen bei Seltenen Erden wächst deshalb.
1,1 Mio. t Seltenerdoxide
Wie groß der Fund ist, zeigt ein Blick auf die Relationen. Nach Schätzungen des US Geological Survey verbrauchten die USA in den letzten Jahren durchschnittlich 8.300 Tonnen Seltenerdoxide pro Jahr. Ramaco schätzt auf Basis der bislang vorliegenden Informationen, dass sich auf etwas mehr als einem Viertel der fast 16.000 Hektar großen Fläche des Standorts bis zu 1,1 Millionen Tonnen Seltenerdoxide befinden könnten.
Dass die Lagerstätte gefunden wurde, ist auf die Arbeit von Forschern des National Energy Technology Laboratory des Energieministeriums (NETL) zurückzuführen. Ein Team entwickelte über mehrere Jahre ein Modell, mit dem sogenannte unkonventionelle Vorkommen Seltener Erden und anderer kritischer Mineralien vorhergesagt werden sollen. Dabei kam auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Das Modell prognostizierte große Vorkommen im Powder River Basin im Nordosten von Wyoming, wo sich auch die Kohlemine von Randall Atkins befindet.
Schwere Seltene Erden sind besonders wertvoll
NETL-Forscher Burt Thomas zufolge zeichnet sich der Standort vor allem durch eine starke Anreicherung sogenannter schwerer Seltenen Erden aus. Diese sind wertvoller als leichte Seltene Erden. Die Lagerstätte enthält Neodym, Praseodym, Dysprosium und Terbium.
Ein Teil der Rohstoffe befindet sich in der Kohle selbst, ein Teil in den Tonen und kohlenstoffreichen Materialien an der Ober- und Unterseite von Kohleflözen. Diese gelten im Vergleich zu herkömmlichen Hartgesteinslagerstätten als unkonventionelle Quelle für Seltene Erden.
Das NETL Modell soll flächendeckend zum Einsatz kommen. Die Hoffnung der Forscher: Andere Unternehmen können mit dem Modell prüfen, ob in ihren Ländereien ebenfalls kritische Mineralien zu finden sind. Dies gilt insbesondere für Unternehmen aus dem Kohlebergbau, die nach Seltenen Erden in ihre Kohle suchen könnten. Durch eine Anpassung des Modells wäre es aber auch möglich, nach Lithium zu suchen.