Die Ökonomen erwarteten eine deutliche Erholung der US-Einzelhandelsausgaben im Januar, doch die tatsächlichen Zahlen übertrafen selbst die optimistischsten Prognosen. Ein Monat kann eine Verzerrung sein, aber im Moment sieht es so aus, als ob die aggressive geldpolitische Straffung der Federal Reserve zur Eindämmung der Inflation durch ein Abbremsen der Wirtschaftstätigkeit ins Stocken gerät.
Der rasante Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 3,0 % im vergangenen Monat folgt auf die Nachricht, dass die Zahl der Beschäftigten im Januar stark angestiegen ist. Beide Zahlen deuten darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2023 robust geblieben ist, und das trotz der restriktiven Politik der Fed, die die Zinssätze in den letzten 11 Monaten aggressiv angehoben hat.
Die starke Entwicklung der Einzelhandelsausgaben und der Beschäftigtenzahlen im Januar steht im Widerspruch zu einer Reihe breiter Konjunkturindikatoren, die eine schwache Wirtschaft signalisieren. So deutet der Leading Economic Index des Conference Board für Dezember darauf hin, dass sich die USA in einer Rezession befinden. Auch der US Composite PMI, ein umfragebasierter Proxy für das BIP, zeigt, dass die Wirtschaft im Januar geschrumpft ist.
Aber wenn es Probleme gibt, sind sie aus den Daten zu den Beschäftigtenzahlen und den Verbraucherausgaben des letzten Monats nicht abzulesen. In der Tat könnte der Widerspruch kaum größer sein. Die Frage ist, welches Profil das richtige ist. Der erneute Anstieg der 2-jährigen Treasury-Rendite, die empfindlich auf geldpolitische Maßnahmen reagiert, zeigt, dass der Anleihemarkt wieder zu der Ansicht neigt, dass die Geldpolitik länger straff bleiben muss, um die Inflation einzudämmen.
Die Januar-Zahlen für den Verbraucherpreisindex verlangsamten sich in der Tat weniger als prognostiziert, was darauf schließen lässt, dass die Bemühungen der Fed, den Disinflationsprozess zu unterstützen, nicht so schnell und effektiv wie erwartet wirken. "Während sich der Gesamttrend weiter verbessert, geht von der Inflation weiterhin eine gewaltige Dynamik aus", sagt Sarah House, Senior Economist bei Wells Fargo. "Die US-Notenbank ist zu Recht besorgt, dass die Inflation nicht so leicht in den Griff zu bekommen sein wird.”
Die 2-Jahresrendite stieg am 15. Februar auf 4,63 % und lag damit knapp unter dem bisherigen Höchststand von 4,72 % im November, der immer noch den höchsten Stand seit 2007 darstellt.
Der jüngste Anstieg der zweijährigen Rendite hat sie wieder über den effektiven Fed-Funds-Satz von 4,58 % befördert. Dies deutet darauf hin, dass der Markt seine Prognosen für ein höheres als das zuvor erwartete Ziel für den Zinserhöhungszyklus der Fed neu kalibriert.
Auch die Fed-Funds-Futures könnten den Ausblick für die Zinssätze ändern. Betrachtet man die höchsten impliziten Wahrscheinlichkeiten für die Fed Funds in jeder der nächsten drei FOMC-Sitzungen, so ergibt sich laut CME-Daten ein Pfad, der die derzeitige Spanne von 4,5 % - 4,75 % bis zur Sitzung am 14. Juni auf 5,25 % - 5,5 % anhebt.
Die Frage ist, ob die Januar-Daten zu den Einzelhandelsumsätzen, den Beschäftigtenzahlen und der Inflation ein präziseres Bild der Wirtschaft zeichnen. Oder geben andere Indikatoren, die die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung verfolgen und ein schwächeres Profil zeichnen, die Realität wieder?
Jeder Aspekt dieser Debatte bietet zwingende Argumente für ein Infragestellen der anderen. Aber wenn man sich am Markt für Staatsanleihen orientiert, ist es noch zu früh, um auf einen Gewinner oder Verlierer zu setzen. Der Treasury-Markt lässt sich jedenfalls noch nicht auf eine Richtung festnageln. In den nächsten Wochen wird sich wahrscheinlich zeigen, nach welcher Seite dieser Debatte die Rendite der 2-jährigen Treasury ausschlägt. Eine klare Bewegung über oder unter die effektive Fed-Funds-Rate wird aufschlussreich sein.