Der US-Anleihemarkt präsentiert sich seit gestern Mittag erneut als Spaßbremse. Oberhalb von 1,45% für die 10y US-Treasuries macht sich Sorge breit, denn in dieser Region liegt die Dividendenrendite des S&P 500, Anleihen treten also in direkte Konkurrenz. Das gilt für Europa noch lange nicht, deshalb ist hierzulande die Kursstabilität der Aktienmärkte derzeit weitaus höher. Der zweite Grund der heimischen Überperformance liegt am hohen Gewicht der Technologiewerte in den US-Indizes, während in Europa ja viele Zykliker gelistet sind, die seit dem Tag der Bekanntgabe der Verfügbarkeit von Impfstoffen die Marktführerschaft übernommen haben. Heute früh in Asien war erneut Value gefragt, während Techs verkauft wurden. Der Nasdaq 100 testet momentan derzeit bereits seine dritte Unterstützungslinie: die 100-Tage-Linie, die außer in Extremphasen in den letzten Jahren immer eine solide Kaufbasis war. Das ist dieses Mal nicht zwingend zu erwarten. Vielleicht braucht der Techsektor eine längere Pause, damit sich die immer noch hohen Bewertungen und das reale Geschäft ein wenig annähern? Andererseits wäre es ein bedrohliches Signal, wenn noch nicht einmal an dieser für Handelssysteme relevanten Marke die Korrektur zumindest vorläufig beendet wird. Heute Abend wird sich Jerome Powell äußern – zum letzten Mal vor der FED-Sitzung Mitte März. Wird er die Investoren erneut beruhigen können? Unschön ist, dass der Renditeanstieg nicht zumindest begleitet wird von einem Anstieg der Beschäftigtenzahlen: die US-Privatwirtschaft hat im Februar laut ADP nur 117T neue Stellen geschaffen statt der erwarteten 225T. Im Tauziehen um das US Covid-Rettungspaket geht das „Schnipseln“ los. Die max. 1400 USD-Hilfe soll nun schon bei 80/160T statt bei 100/200T USD Jahreseinkommen auslaufen, zudem ist ein wöchentlicher Zuschuss von lediglich 300 statt 400 USD für Arbeitsuchende beantragt worden. Viel Druck auf den Industriemetallen, gestern bei Kupfer, heute bei Nickel. Zuvor hatten Versorgungsängste die Preise angetrieben. Der apano-Stimmungsindex verliert heute sechs Punkte – ausschließlich wegen den USA: der VIX kostet einen, der S&P 500 drei und die 10y US-Staatsanleihen zwei Punkte. Wir haben gestern Nachmittag die Allokation in den USA zu Gunsten Kasse leicht abgesenkt. Vor der nächsten Entscheidung wollen wir beobachten, wie robust das Nervenkostüm der globalen Investoren ist: wie reagieren sie auf Powells Worte und werden sie beim Nasdaq 100 „Bottom Fishing“ betreiben?
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.