Der letzte ISM-Report zum verarbeitenden Gewerbe ließ die Anleger erschauern, als er am Morgen des 1. Oktobers auf 47,8 hereinkam, während die Analystenschätzungen den Markt einen Wert von 50,4 erwarten ließen. Seit Erscheinen dieser Zahlen ist der S&P 500 steil gefallen. Der schwächer als erwartete Bericht hat wieder Rezessionsängste hochkochen lassen. Allerdings bedeutet der aktuelle Wert des ISMs nicht notwendigerweise, dass eine Rezession bevorsteht.
Der ISM-Index selbst ist nicht der beste Indikator für bevorstehende Rezessionen, zumindest nicht auf der Grundlage der neuesten Daten. Beim Durchstöbern des tatsächlichen ISM-Berichts wird klar, dass der schwächer als erwartet ausgefallene ISM-Messwert ein jährliche Wachstumsrate des BIPs von 1,5% für das dritte Quartal in Aussicht stellt. Wenn man sich die Daten der Vergangenheit ansieht, dann brauchte es damals noch niedrigere Werte, um anzuzeigen, dass eine Rezession im Anzug ist. Deutet dies eine langsamere Konjunktur an? Ja. Spricht der Wert für eine Rezession? Nein, jedenfalls jetzt noch nicht.
ISM-Einkaufsmanagerindex müsste weiter fallen
Es könnte verfrüht sein für diejenigen, die eine Rezession im Anzug sehen, den Sieg für sich beanspruchen. Frühere ISM-Berichte, die in das Jahr 1948 zurückreichen, zeigen, dass die jüngste Lesart einer Rezession in die Daten verfehlt ist. In der jüngeren Vergangenheit sank der ISM-Wert im Dezember 2016 auf ungefähr 48, bevor er sich erholte. Im März 2003 fiel er sogar auf 46, ohne dass es zu einer Rezession kam. In der Vergangenheit musste der ISM-Wert fiel tiefer fallen, auf Werte von 43 bis 44 oder darunter, um eine Rezession zu signalisieren. Derzeit ist eine Rezession für 2019 oder 2020 keineswegs eine sichere Sache.
Selbst wenn diese Kennzahl unter 43 gesunken ist, hat dies nicht immer eine Rezession signalisiert. Der ISM-Einkaufsmanagerindex ist zwar ein nützliches Instrument zur Einschätzung der Lage im produzierenden Teil der US-Wirtschaft, aber nicht immer ein perfekter Indikator. Der Wert fiel im April 1967 auf rund 42 und 1952 auf 40, ohne dass darauf eine Rezession folgte.
Abweichende Indikatoren
Noch interessanter ist die Tatsache, dass der Einkaufsmanagerindex von IHS Market, der am selben Tag wie der von ISM herauskam, die Erwartungen übertraf. Der weitgehend unbeachtete Einkaufsmanagerindex lag auf 51,1, was über den Erwartungen von 51 lag und auch besser als der Wert des Vormonats von 50,3 war.
Vielleicht noch interessanter ist, dass Markits Einkaufsmanagerindex die Talsohle durchschritten haben könnte und nun Anzeichen einer möglichen Erholung zeigt. Die Werte schwankten seit Mitte Mai um die 50 herum und liefern damit eine vom ISM-Index abweichende Situationsbewertung.
Nervosität am Markt
Dennoch zeigen sich die Aktienmärkte besorgt und das hat zu einem Rückgang des S&P 500 von bis zu 4,5% seit Erscheinen des ISM-Reports am 1. Oktober geführt. Seit seinem Höchststand am 19. September ist der Index von etwa 3.022 um rund 4% auf 2.910 (3. Oktober) gefallen. Darüber hinaus ist die Rendite der amerikanischen 10-Jahresanleihe von 1,78% auf 1,54% gefallen.
Warten geht weiter
Es ist ein Jahr vergangen, seit die Rezessionssorgen zum ersten Mal hochgekocht sind und es ist immer noch nicht klar, ob es tatsächlich zu einer kommen wird. An diesem Punkt kann es am besten sein, festzustellen, dass die Daten nicht schlüssig oder noch besser, keine Rezessionsannahme unterstützen. Immerhin entspricht der ISM-Einkaufsmanagerindex einer positiven Wachstumsrate für das BIP im dritten Quartal. Mittlerweile macht das verarbeitende Gewerbe nur noch einen kleinen Teil der US-Wirtschaft aus. Insgesamt erwirtschaftete das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2018 auf 2,2 Billionen US-Dollar von einer US-Wirtschaftsleistung von insgesamt 18,7 Billionen US-Dollar oder rund 11,7%.
Sollte es zu einer Rezession kommen, wird dies die längste Phase der wirtschaftlichen Expansion in der Geschichte der USA zum Erliegen bringen. Es ist nicht zu sagen, dass eine Rezession nicht auf dem Weg sein könnte, aber die neuesten Daten lassen auch nicht darauf schließen, dass eine bevorsteht.
Wie alles andere im Leben, wird nur die Zeit es zeigen.