Euro-Dollar:
Einen schwachen Jahresauftakt absolvierte Euro-Dollar: am ersten Handelstag 2012 handelte die Gemeinschaftswährung noch zwischen 1,29 und 1,30, letzten Dienstag und Mittwoch nahm der Euro sogar die 1,31 ins Visier. Am Donnerstag war die Party aber dann vorbei, zumal der ADP-Arbeitsmarktbericht gut ausfiel und der Euro - im Gegensatz zur bis dahin gültigen Logik gute US-Daten=schwacher Dollar - weiter Druck nach unten bekam. So fiel die wichtige Untersdtützung bei 1,2860, die im Jahr 2011 nie unterschritten wurde, gezogene stopps von Longpositionen katapultierten dann die Gemeinschaftswährung noch am selben Tag unter die 1,27. In der Nacht auf den heutigen Montag erreichte der Euro mit 1,2666 sein bisheriges Verlaufstief, kann sich seitdem aber wieder in Richtung 1,28 erholen.
Das Jahr 2012 beginnt gleich mit einem Paradigmenwechsel: die Marktteilnehmer beginnnen nun zu begreifen, daß die Hoffnungen auf QE3 der Fed mit den konstant ordentlichen US-Konjunktur/Arbeitsmarktdaten in immer weitere Ferne rücken. Das bedeutet im Umkehrschluß, daß nun die alte Logik risk on=fallender Dollar und risk off=steigender Dollar bis auf weiteres aufgehoben ist. Von nun an kommt wieder die volkswirtschaftliche Logik zum Zuge, nach der gute Konjunkturdaten eine steigende Währung nach sich ziehen.
Die guten Daten aus den USA bekommen insbesondere vor dem Hintergrund Gewicht, da die ökonomischen Daten der europäischen Lokomotive Deutschland immer schwächer werden. So waren letzten Freitag die Auftragseingeänge der deutschen Industrie katatrophal, heute folgten schwache Daten des produzierenden Gewerbes.
Es gibt also übergeordnet wenig Gründe für einen steigenden Euro. Einer davon ist die hohe Short-Positionierung vieler Marktteilnehmer, die bei einer Erholung eindecken müssen und so eine technische Gegenreaktion in einem überverkauften Markt auslösen könnten. Der zweite Grund könnte eine Intervention der japanischen Notenbank sein, da EURJPY unter die 100er-Marke gefallen ist und die Notenbank dazu bringen könnte, bei einer Intervention verstärkt Euro zu kaufen. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, daß auch USDJPY nicht eben durch die Decke gegangen ist, sodaß die Wahrscheinlichkeit hoch ist, daß bei einer Intervention sowohl Euro als auch Dollar in gleichem Umfang gekauft werden. Insgesamt gehen wir davon aus, daß der Euro auch in den nächsten Tagen und Wochen schwach bleiben wird. Zwar sind Erholungen insbesondere aufgrund der verbreiteten Short-Positionen möglich, doch bildet die 1,2860 eine recht hohe Hürde. Danach wartet der Widerstand bei 1,2930 - dort verläuft derzeit auch die Abwärtstrendlinie. Auf der Unterseite sehen wir den ersten Zielpunkt bei der wichtigen Unterstützung im Bereich 1,2460.
Dax:
Nach starkem Jahresauftakt ging dem Dax zu Ende letzter Woche etwas die Puste aus. Entscheidend ist, daß der deutsche Leitindex den Widerstand bei 6200 nicht wirklich attackieren konnte, der Anstieg zu Wochenbeginn erfolgte ohne die US-Märkte und war daher ohnehin wenig substantiell. Heute kämpft der Dax wieder mit der 6000er-Marke und zeigt leichte Schwäche. Ursache für den positiven Auftakt der letzten Woche war die reichlich vorhandene Liquidität zu Beginn des Jahres bei gleichzeitiger Abwesenheit von jeglichem potentiellem Störfeuer (US-Märkte, Schuldenkrise).
Ab dieser Woche aber werden die Karten neu gemischt, weil nun die relevanten Marktteilnehmer wieder aktiv sind. Die große Unbekannte für den Dax ist die neue Dollarstärke bzw. Euroschwäche. Wir haben oben ausgeführt, daß positive US-Daten seit dem Jahreswechsel den Dollar stärken und den Euro schwächen. Letzteres unterstützt tendenziell den doch eher exportlastigen Dax, doch hat dieser andererseits kaum gelitten, als der Euro bei 1,50 stand.
Bedeutender dürften die Auswirkungen auf die US-Märkte sein: wir erwarten hier ein Auseinanderdriften zwischen Aktienwerten, die auf den heimischen Markt fokussiert sind (positive Performance) und Werten, die stark exportorientiert sind (negative Performance). Der absehbare Dollaranstieg wird also die Entwicklung der US-Märkte trotz eher starker Konjunkturdaten dämpfen. Hinzu kommt, daß die Aktienmärkte absolute Liquiditätsjunkies sind, und vor allem die US-Arbeitsmarktdaten der letzten Woche lassen das viel herbei gesehnte QE3 in sehr weite Ferne rücken. Vereinfacht kann man sagen: keine Liquidität, keine Kursanstiege. Liquidität - traurig, aber wahr - ist wichtiger als fundamentale Daten, und so lange das so ist, werden die Aktienmärkte ohne die Droge Liquidität nicht nachhaltig steigen können (außer es ergibt sich eine wundersame Lösung der europäischen Schuldenkrise, aber das ist in etwa so wahrscheinlich wie die Existenz des Weihnachtsmanns oder die Einsicht von Christian Wulff).
Aus dem Gesagten wird wahrscheinlich, daß die US-Märkte (und in deren Gefolge der Dax) wohl im besten Fall vor einer langanhaltenden Seitwärtsbewegung stehen, zumindest wenn die Eurokrise nicht weiter an Dynamik gewinnt. Heute nachbörslich beginnt mit Alcoa die Berichtssaison - hier ist zu beachten, daß die Dollarstärke sich erst gegen Ende des 4.Quartals entwickelt hat, sodaß sich die Wirkungen möglicherweise dann erst im 1.Quartal 2012 zeigen werden. Für den Dax wäre es psycholgisch und charttechnisch wichtig, die 6000er-Marke zu verteidigen. Die Vorzeichen dafür stehen nicht unbedingt überrragend, da sich ein Doppeltopp im Bereich 6200 abzeichnet (Hochs aus Anfang Dezember und Anfang Januar). Nur wenn der Dax die Zone 6200 nachhaltig überwinden kann, ist die massive Gefahr dieses Doppeltopps erst einmal beseitigt - wovon wir derzeit jedoch nicht ausgehen.