* Nikkei fällt um sechs Prozent, Topix um sieben Prozent
* Auto-, Elektronik- und Ölbranche besonders betroffen
* Notenbank pumpt Geld in den Markt
(neu: Notenbank, Schlusskurse, Einordnung, Hintergrund)
Tokio, 14. Mär (Reuters) - Ausverkauf in Tokio: Wegen der Erdbebenkatastrophe hat der japanische Aktienmarkt am Montag starke Kursverluste verzeichnet. Der Nikkei-Index<.N225> stürzte 6,2 Prozent ab und schloss bei 9620 Punkten. Der breiter gefasste Topix<.TOPX>-Index brach 7,5 Prozent auf 847 Punkte ein und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit der Lehman-Brothers-Pleite im Oktober 2008. Die Angst vor schweren Nachbeben und weiteren Atomunfällen ließ die Kurse zahlreicher Unternehmen in die Tiefe stürzen. Die Sorge vor langfristigen Engpässen bei der Stromversorgung verschärfte den Ausverkauf. Mit knapp 4,9 Milliarden Papieren wechselten so viele Anteilsscheine ihren Besitzer in der Geschichte der Tokioter Börse. Die Betreiberfirma mehrerer havarierter Reaktoren, Tepco<9501.T>, wurde wegen einer Fülle von Verkaufsaufträgen vom Handel ausgesetzt.
"Investoren verkaufen aggressiv, weil sie kein Risiko eingehen wollen", sagte der Berater Hiroshi Arano von Mizuho Asset Management. Man könne den Umfang des Ausverkaufs nicht absehen. Der Analyst Shinichi Ichikawa von Credit Suisse in Tokio sagte: "Es wird schwer werden für Japan, seine Abhängigkeit vom Atomstrom zu beenden, denn solche Energie ist nötig, um das stabile Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaft zu halten." Wenn die Inspektionen an den beschädigten Atomreaktoren negativ ausfallen sollten, dürfte dies langfristige Auswirkungen auf die japanische Wirtschaftsentwicklung haben.
Von den Kursrückgängen waren besonders Hersteller von Autos und Elektronik sowie Betreiber von Ölraffinerien betroffen. Viele Unternehmen mussten wegen der Zerstörungen die Produktion in wichtigen Fabriken einstellen. So blieben alle Toyota<7203.T>-Werke in Japan am Montag geschlossen, die Produktion soll bis Mittwoch ruhen. Die Toyota-Aktie gab um 7,9 Prozent nach. Honda<7267.T>-Papiere lagen 6,5 Prozent im Minus. Sony<6758.T>-Aktien gaben um 9,1 Prozent nach. Einige Titel wurden wie Tepco vom Handel ausgesetzt.
Die japanische Notenbank pumpt weiteres Geld in den Markt und weitet wegen der Erdbebenkatastrophe ihr Programm zum Wertpapierkauf aus. Der Umfang werde auf 40 Billionen Yen (knapp 350 Milliarden Euro) von zuvor 35 Billionen Yen erhöht, teilte die Bank of Japan kurz vor Handelsschluss in Tokio mit. Mit der weiteren Lockerung der Geldpolitik solle verhindert werden, dass sich die Wirtschaftsstimmung verschlechtere. Die Notenbank hielt an ihrem Wirtschaftsausblick fest. Die Industrieproduktion werde wegen der Erdbebenkatastrophe aber wahrscheinlich bis auf Weiteres zurückgehen.
Die anderen asiatischen Aktienmärkte tendierten dagegen teilweise im Plus: Der Hang-Seng-Index<.HSI> in Hongkong legte 0,25 Prozent zu, der südkoreanische Kospi<.KS11> gewann 0,8 Prozent. In Taiwan<.TWII> gaben die Kurse 0,6 Prozent nach.
(Reporter: Leika Kihara und Antoni Slodkowski; bearbeitet von Michael Nienaber; redigiert von Nadine Schimroszik)