APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Riskantes Geplauder über Euroexit Athens - von Wolfgang Tucek
Jede Grexit-Drohung macht den Euroabsturz etwas greifbarer
Wien (APA-ots) - Von einem Déjà-vu zu sprechen, ist bei der dürftigen
Performance der griechischen Regierung inzwischen eine grobe
Verniedlichung. Eher muss es den Experten der Troika aus EU, EZB und
IWF wie eine nicht enden wollende Schreckensvision vorkommen. Dass
inzwischen aber auch Eurogruppenchef Juncker relativ locker über den
Euroexit Griechenlands plaudert, ist vielleicht dazu gedacht, den
Druck auf die Koalition in Athen zu erhöhen. Riskant ist es aber,
weil es auch Spanien und Italien das Leben schwerer macht.
Exemplarisch für das Vorgehen der griechischen Spitzenpolitiker: Vor
zwei Wochen hat Finanzminister Stournaras ein Sparpaket über 11,5
Milliarden Euro für 2013 und 2014 geschnürt, das nur noch kurz mit
den Koalitionspartnern abgestimmt werden sollte. Eine Woche und
mühsame koalitionsinterne Verhandlungen später legte er sein Konzept
tatsächlich der Troika vor. Die sprach von 'guten Fortschritten' und
verließ zu Wochenbeginn vorerst das Land. Einen Tag später verkündet
Stournaras, dass nur noch bei vier der 11,5 Milliarden Euro unklar
sei, woher das Geld kommen soll.
Dabei handelt es sich nur um ein letztes Glied in einer langen Kette
von Zusagen, die zum Teil niemals auch nur eine Aussicht auf
Erfüllung hatten. Erst haben die Wahlen im Frühjahr die Reformen
gelähmt, weniger als ein Drittel der 300 Troika-Vorgaben konnten die
Griechen einhalten. Statt drei Milliarden Euro werden heuer
Privatisierungserlöse über rund 300 Millionen Euro erwartet. Diese
notorische Unzuverlässigkeit ist es, welche vor allem Vertreter der
deutschen Regierung auf die Palme treibt und den Euroexit der
Griechen zu einem immer häufiger ventilierten Drohszenario macht.
Eine Pleite ist nicht nur für Standard & Poor's ein immer
plausibleres Szenario.
Tatsächlich scheint an einem weiteren Schuldenschnitt für
Griechenland und damit einem neuerlichen Zahlungsausfall kein Weg
vorbeizuführen. Diesmal müssen wohl die öffentlichen Gläubiger
bluten, der IWF legt sogar der EZB eine Beteiligung nahe.
Doch dass Griechenland deshalb auch die Eurozone verlässt, ist nicht
gesagt. Milliardenförderungen wird das Land so oder so weiter
brauchen. Der Exit könnte Spanien und Italien in den Abgrund reißen,
wovor sie auch der Eurorettungsschirm nicht mehr bewahren könnte.
Jede öffentliche Grexit-Äußerung eines EU-Spitzenpolitikers macht ein
solches Szenario für Händler und Anleger etwas greifbarer.
Marktwetten gegen Peripherieländer und der Abzug der Einlagen aus
deren Banken werden von Drohgebärden gegenüber Griechenland befeuert.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0155 2012-08-08/18:15
Jede Grexit-Drohung macht den Euroabsturz etwas greifbarer
Wien (APA-ots) - Von einem Déjà-vu zu sprechen, ist bei der dürftigen
Performance der griechischen Regierung inzwischen eine grobe
Verniedlichung. Eher muss es den Experten der Troika aus EU, EZB und
IWF wie eine nicht enden wollende Schreckensvision vorkommen. Dass
inzwischen aber auch Eurogruppenchef Juncker relativ locker über den
Euroexit Griechenlands plaudert, ist vielleicht dazu gedacht, den
Druck auf die Koalition in Athen zu erhöhen. Riskant ist es aber,
weil es auch Spanien und Italien das Leben schwerer macht.
Exemplarisch für das Vorgehen der griechischen Spitzenpolitiker: Vor
zwei Wochen hat Finanzminister Stournaras ein Sparpaket über 11,5
Milliarden Euro für 2013 und 2014 geschnürt, das nur noch kurz mit
den Koalitionspartnern abgestimmt werden sollte. Eine Woche und
mühsame koalitionsinterne Verhandlungen später legte er sein Konzept
tatsächlich der Troika vor. Die sprach von 'guten Fortschritten' und
verließ zu Wochenbeginn vorerst das Land. Einen Tag später verkündet
Stournaras, dass nur noch bei vier der 11,5 Milliarden Euro unklar
sei, woher das Geld kommen soll.
Dabei handelt es sich nur um ein letztes Glied in einer langen Kette
von Zusagen, die zum Teil niemals auch nur eine Aussicht auf
Erfüllung hatten. Erst haben die Wahlen im Frühjahr die Reformen
gelähmt, weniger als ein Drittel der 300 Troika-Vorgaben konnten die
Griechen einhalten. Statt drei Milliarden Euro werden heuer
Privatisierungserlöse über rund 300 Millionen Euro erwartet. Diese
notorische Unzuverlässigkeit ist es, welche vor allem Vertreter der
deutschen Regierung auf die Palme treibt und den Euroexit der
Griechen zu einem immer häufiger ventilierten Drohszenario macht.
Eine Pleite ist nicht nur für Standard & Poor's ein immer
plausibleres Szenario.
Tatsächlich scheint an einem weiteren Schuldenschnitt für
Griechenland und damit einem neuerlichen Zahlungsausfall kein Weg
vorbeizuführen. Diesmal müssen wohl die öffentlichen Gläubiger
bluten, der IWF legt sogar der EZB eine Beteiligung nahe.
Doch dass Griechenland deshalb auch die Eurozone verlässt, ist nicht
gesagt. Milliardenförderungen wird das Land so oder so weiter
brauchen. Der Exit könnte Spanien und Italien in den Abgrund reißen,
wovor sie auch der Eurorettungsschirm nicht mehr bewahren könnte.
Jede öffentliche Grexit-Äußerung eines EU-Spitzenpolitikers macht ein
solches Szenario für Händler und Anleger etwas greifbarer.
Marktwetten gegen Peripherieländer und der Abzug der Einlagen aus
deren Banken werden von Drohgebärden gegenüber Griechenland befeuert.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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