SALZGITTER (dpa-AFX) - Das große Zittern bei den Beschäftigten von Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern ist noch nicht vorbei. Die kriselnde Salzgitter AG steckt tief in den roten Zahlen - und will nun über ein ehrgeiziges Sparprogramm zurück in die Erfolgsspur.
'Das wird nicht ohne schmerzliche Einschnitte gehen', stellte Betriebsratschef Hassan Cakir am Donnerstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats klar. Er sprach aber von einem positiven Signal: 'Wir haben ein komplexes Kapitel auf den Weg gebracht, und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.' Die Belegschaft habe nun zunehmend Klarheit.
Zwar wollen die Arbeitnehmervertreter bisher keine konkreten Zahlen nennen, doch soviel steht fest: Mehr als 1500 der insgesamt 25 000 Stellen wackeln. Das bestätigte auch Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann in die Reporter-Mikrofone. Doch wo und bei wem?
Die Aufseher des angeschlagenen Stahlriesen konnten bei ihrem Treffen zu dieser Frage noch keine präzise Antwort beisteuern. Denn sie billigten lediglich die zweite Säule eines ehrgeizigen Sparplans, mit dem Salzgitter wieder auf Kurs gebracht werden soll. Dabei ging es vor allem um eine neue Konzernstruktur mit kleinerer Führungsspitze. Oberstes Lenkungsgremium wird nun ein Kreis aus drei Vorständen und den Leitern von fünf neuen Geschäftsbereichen.
Eine Vereinbarung, mit der die arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen eines möglichen Stellenabbau fixiert wurden, steht dagegen schon seit Mitte des Monats fest. Jetzt muss in den einzelnen Betrieben ausgehandelt werden, welche Einschnitte es bei den jeweiligen Belegschaften geben wird. Die Ungewissheit dürfte den Mitarbeitern damit bis zum kommenden Jahr zumindest teilweise erhalten bleiben. Statt Jobs zu streichen, will IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban jedoch lieber neue Absatzmärkte erschließen.
Betriebsbedingte Kündigungen will Urban auf jeden Fall verhindern und stattdessen durch Altersteilzeit, Weiterbildungsmaßnahmen oder Abfindungen die Kosten senken helfen. Ob und welche Anpassungen im Personalbereich unverzichtbar sind, könne erst nach einer Bewertung der im Zukunftsvertrag vereinbarten Schritte entschieden werden.
Klar ist bisher lediglich, dass bei der verlustreichen Tochter Peiner Träger GmbH 300 Stellen bis zum Jahresende wegfallen, wenn die Produktion dort gedrosselt wird. Mit rund 1070 Menschen arbeiten in Peine derzeit weniger als fünf Prozent der Konzern- Belegschaft. Doch die Tochter sorgte im ersten Halbjahr für mehr als die Hälfte der Verluste im laufenden Geschäft. Arbeitnehmer, die nicht in anderen Bereichen des Konzerns eingesetzt werden können, sollen deshalb in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden.
Die Salzgitter Flachstahl GmbH soll nach Angaben der Arbeitnehmervertreter künftig zudem mit dem Servicebereich zusammengelegt werden. 'Damit sind die Probleme zwar nicht vom Tisch, aber wir sind jetzt einen entscheidenden Schritt weiter', meinte Urban nach der Sitzung. Der von großer Einigkeit geprägte Aufsichtsrat habe alle Aspekte des Sparpakets diskutiert.
Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller schreibt zurzeit hohe Verluste. Die Niedersachsen stehen damit aber nicht allein da. Im Sog der europäischen Marktkrise sind praktisch auch alle anderen Großen der Branche mit ihren Hochöfen im Minus.
Überkapazitäten, Nachfrageschwund, schwächelnde Konjunktur - ein Teufelskreis, der viele Unternehmen in den Strudel einer ruinösen Verlustspirale reißt. Deutschlands Branchenprimus ThyssenKrupp, der nun im Visier von US-Finanzinvestoren steht, will allein in der Stahlsparte rund 2000 Arbeitsplätze streichen. Inklusive Verwaltung sind es bei den Essenern konzernweit sogar fast 5000 Stellen./rek/DP/she
--Von Ralf E. Krüger, dpa--
'Das wird nicht ohne schmerzliche Einschnitte gehen', stellte Betriebsratschef Hassan Cakir am Donnerstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats klar. Er sprach aber von einem positiven Signal: 'Wir haben ein komplexes Kapitel auf den Weg gebracht, und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.' Die Belegschaft habe nun zunehmend Klarheit.
Zwar wollen die Arbeitnehmervertreter bisher keine konkreten Zahlen nennen, doch soviel steht fest: Mehr als 1500 der insgesamt 25 000 Stellen wackeln. Das bestätigte auch Vorstandschef Heinz Jörg Fuhrmann in die Reporter-Mikrofone. Doch wo und bei wem?
Die Aufseher des angeschlagenen Stahlriesen konnten bei ihrem Treffen zu dieser Frage noch keine präzise Antwort beisteuern. Denn sie billigten lediglich die zweite Säule eines ehrgeizigen Sparplans, mit dem Salzgitter wieder auf Kurs gebracht werden soll. Dabei ging es vor allem um eine neue Konzernstruktur mit kleinerer Führungsspitze. Oberstes Lenkungsgremium wird nun ein Kreis aus drei Vorständen und den Leitern von fünf neuen Geschäftsbereichen.
Eine Vereinbarung, mit der die arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen eines möglichen Stellenabbau fixiert wurden, steht dagegen schon seit Mitte des Monats fest. Jetzt muss in den einzelnen Betrieben ausgehandelt werden, welche Einschnitte es bei den jeweiligen Belegschaften geben wird. Die Ungewissheit dürfte den Mitarbeitern damit bis zum kommenden Jahr zumindest teilweise erhalten bleiben. Statt Jobs zu streichen, will IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban jedoch lieber neue Absatzmärkte erschließen.
Betriebsbedingte Kündigungen will Urban auf jeden Fall verhindern und stattdessen durch Altersteilzeit, Weiterbildungsmaßnahmen oder Abfindungen die Kosten senken helfen. Ob und welche Anpassungen im Personalbereich unverzichtbar sind, könne erst nach einer Bewertung der im Zukunftsvertrag vereinbarten Schritte entschieden werden.
Klar ist bisher lediglich, dass bei der verlustreichen Tochter Peiner Träger GmbH 300 Stellen bis zum Jahresende wegfallen, wenn die Produktion dort gedrosselt wird. Mit rund 1070 Menschen arbeiten in Peine derzeit weniger als fünf Prozent der Konzern- Belegschaft. Doch die Tochter sorgte im ersten Halbjahr für mehr als die Hälfte der Verluste im laufenden Geschäft. Arbeitnehmer, die nicht in anderen Bereichen des Konzerns eingesetzt werden können, sollen deshalb in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden.
Die Salzgitter Flachstahl GmbH soll nach Angaben der Arbeitnehmervertreter künftig zudem mit dem Servicebereich zusammengelegt werden. 'Damit sind die Probleme zwar nicht vom Tisch, aber wir sind jetzt einen entscheidenden Schritt weiter', meinte Urban nach der Sitzung. Der von großer Einigkeit geprägte Aufsichtsrat habe alle Aspekte des Sparpakets diskutiert.
Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller schreibt zurzeit hohe Verluste. Die Niedersachsen stehen damit aber nicht allein da. Im Sog der europäischen Marktkrise sind praktisch auch alle anderen Großen der Branche mit ihren Hochöfen im Minus.
Überkapazitäten, Nachfrageschwund, schwächelnde Konjunktur - ein Teufelskreis, der viele Unternehmen in den Strudel einer ruinösen Verlustspirale reißt. Deutschlands Branchenprimus ThyssenKrupp
--Von Ralf E. Krüger, dpa--