Investing.com - Die Experten von JP Morgan Asset Management erwarten eine sich fortsetzende Dollar-Schwäche. Ein ähnliches Szenario erwartet auch der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock, während der Finanzdienstleister Mitsubishi UFJ Financial Group eine kurzfristige Gegenreaktion des USD für möglich hält.
Dank seines Status als sicherer Anlagehafen, das ihn im März auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren katapultierte, startete der Greenback angesichts der Corona-Pandemie zunächst freundlich in das neue Handelsjahr.
Allerdings sind Analysten inzwischen besorgt über die wirtschaftliche Erholung in den USA in Anbetracht der mangelhaften Reaktion des Landes auf das Coronavirus. Der Dollar reagierte negativ auch auf das wachsende Defizit des Landes und die Aussicht, dass die US-Zinsen länger niedrig bleiben werden.
Der US-Dollar-Index, der den Dollar im Vergleich zu einem Währungskorb misst, fiel in der vergangenen Woche mit 92,477 auf den niedrigsten Stand seit 27 Monaten, nachdem er im März noch bei 102 notiert hatte.
"Die Outperformance der US-Wirtschaft gegenüber der Eurozone und Japan scheint angesichts der zögerlichen Reaktion auf das Virus zumindest für die nächsten Jahre nicht mehr gewährleistet zu sein. Darüber hinaus gibt der neue Konjunkturfonds der Europäischen Union in Höhe von 750 Milliarden Euro Anlegern mehr Vertrauen in den Euro als Alternative", sagte Patrik Schowitz, Analyst bei JP Morgan, Leiter der globalen Multi-Asset-Strategie.
Er fügte hinzu: "Der Rückgang des Zinsvorteils macht den Dollar weniger attraktiv und führt dazu, dass Investoren Einlagen in einer anderen Währung in Betracht ziehen. Diese zyklischen Faktoren werden sich nicht so schnell umkehren, und der US-Dollar hat wohl noch das Potenzial, weiter zu fallen".
Das BlackRock (NYSE:BLK) Investment Institute äußerte sich ähnlich. Die Schwäche des Dollars werde in naher Zukunft anhalten, da die Faktoren, die zum jüngsten Rückgang der Weltreservewährung geführt haben, weiterhin eine Rolle spielen dürften, so die Experten.
"Die Aussicht, dass der Dollar seinen Status als gefühlter sicherer Hafen behält, ist ein weiterer Grund zur Sorge“, sagten die BlackRock-Strategen mit Blick auf die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen im November.
Für ganz kurzfristig orientierte und aggressiv agierende Trader könnte sich jedoch jederzeit eine Chance auf eine kleine Gegenbewegung ergeben, meinen die Analysten aus dem Hause der Mitsubishi UFJ Financial Group.
"Der USD-Ausverkauf in letzter Zeit erscheint übertrieben und eine stärkere Korrektur wäre gerechtfertigt. Gleichwohl erwarten wir, dass jede Stärke moderat und kurzlebig ausfallen dürfte angesichts der Risiken, die sich am Horizont abzeichnen, einschließlich des Potenzials für eine Underperformance des US-Aktienmarktes", sagt Lee Hardman, Währungsanalyst bei MUFG. "Die Outperformance der US-Aktienmärkte ist in erster Linie auf 'Big Tech' zurückzuführen, und wir sehen zunehmende Risiken, dass sich die überdurchschnittliche Performance der Aktienmärkte umkehren könnte, was unserer Meinung nach letztlich negativ für den US-Dollar ist", fügte er hinzu.