n TOKIO (dpa-AFX) - Japans Staatsanleihen sind trotz einer extrem hohen Verschuldung des Landes und einer Konjunkturflaute begehrt. Unmittelbar vor einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz von Japans Regierungschef Shinzo Abe meldete das Finanzministerium am Dienstag erstmals bei einer Versteigerung von Schuldpapieren mit einer Laufzeit von einem Jahr eine negative Rendite. Die Anleger waren demnach bereit, für ihre neuen Papiere quasi eine Gebühr von 0,0029 Prozent zu akzeptieren.
Die Versteigerung spülte rund 2,3 Billionen Yen (etwa 15,8 Milliarden Euro) in die japanische Staatskasse. Die Nachfrage nach den neuen Anleihen war so stark, dass sie ausgereicht hätte, das Achtfache an Verkaufsvolumen zu erzielen. Allerdings ist die Funktionsfähigkeit des japanischen Anleihemarkts stark beeinträchtigt, weil die Notenbank massiv staatliche Schuldtitel kauft.
Japan ist im Vergleich zu anderen Industriestaaten extrem hoch verschuldet. Der Anteil der Verbindlichkeiten umfasst etwa 240 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil nur bei etwa 80 Prozent. Allerdings steht Japan hauptsächlich bei den eigenen Bürgern in der Kreide. Es muss daher kaum fürchten, dass ausländische Gläubiger mangels Vertrauen Geld abziehen.
Im Kampf gegen die hohe Verschuldung hatte Japan im April die Verbrauchsteuer erhöht und damit die konjunkturelle Entwicklung im Sommer abgewürgt. Experten gehen davon aus, dass die Regierung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt die zweite Stufe der Steuererhöhung verschieben wird. Für den späten Vormittag hat Regierungschef Abe eine Pressekonferenz einberufen, bei der es möglicherweise um die Steuerfrage und Neuwahlen gehen wird.
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