Washington (Reuters) - Teile der US-Regierung arbeiten einem anonymen Gastbeitrag https://www.nytimes.com/2018/09/05/opinion/trump-white-house-anonymous-resistance.html in der "New York Times" zufolge gegen Präsident Donald Trump.
Die Zeitung veröffentlichte den Text am Donnerstag mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Autor um ein hochrangiges Regierungsmitglied handle. In dem Beitrag wird beschrieben, wie Mitarbeiter des Präsidenten Teile dessen Politik blockierten, um das Land zu schützen. Trump handle "in einer Art und Weise, die der Gesundheit der Republik schadet", hieß es. Die Wurzel des Problems sei die Unmoral Trumps. "Es mag in dieser chaotischen Zeit vielleicht nur ein schwacher Trost sein, aber die Amerikaner sollen wissen, dass Erwachsene im Raum sind." Trump nannte den Gastbeitrag feige und erklärte, die "New York Times" sei im Untergang begriffen. Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo distanzierten sich von dem Artikel und dem Autor und kritisierten wie Trump die Zeitung scharf.
In dem Gastbeitrag heißt es, Trump habe keine erkennbare Prinzipien, an denen er sich orientiere. Man habe in der Regierung auch darüber diskutiert, Schritte zu seiner Ablösung in die Wege zu leiten. Davon habe man aber Abstand genommen, um keine Verfassungskrise in den USA auszulösen. "Also werden wir tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken bis es - auf die eine oder andere Art - vorbei ist."
Mit Blick auf den Beitrag schrieb Trump auf Twitter: "HOCHVERRAT?". In einem folgenden Tweet https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1037485664433070080 fordert er: "Sollte diese FEIGE anonyme Person wirklich existieren, muss die 'Times' ihn/sie aus Gründen der nationalen Sicherheit sofort an die Regierung übergeben!" Er lege den Sumpf trocken, "und der Sumpf versucht zurückzuschlagen. Keine Sorge, wir werden gewinnen!", schrieb Trump.
POMPEO: IST NICHT VON MIR
Vizepräsident Pence und Außenminister Pompeo sahen sich bemüßigt zu erklären, sie hätten mit dem Artikel nichts zu tun. "Der Vizepräsident setzt seinen Namen über Gastbeiträge", schrieb Pence-Sprecher Jarrod Agen auf Twitter. Er stehe über solch amateurhaftes Verhalten. Die "New York Times" sollte sich schämen ebenso wie die Person, "die den falschen, unlogischen und feigen Gastbeitrag schrieb".
Pompeo sagte am Rande eines Indien-Besuchs zu dem Artikel: "Der ist nicht von mir." Die Zeitung hätte den Gastbeitrag nicht drucken sollen, sagte der frühere Geheimdienstchef.
Einen Tag zuvor waren in der "Washington Post" Ausschnitte aus einem neuen Buch des Enthüllungsreporters Bob Woodward über Trump veröffentlicht worden. Woodward zeichnet darin ein verheerendes Bild von Trumps Amtsführung: Berater des Präsidenten hätten sich wiederholt über dessen Anordnungen hinweg gesetzt, um Schaden vom Land abzuwenden. Verteidigungsminister James Mattis soll zudem Trumps Verständnis und Verhalten mit dem eines "Fünft- oder Sechstklässlers" verglichen haben. Trump wies die Vorwürfe zurück wie auch Mattis, der das Buch "eine Art Literatur, wie es sie nur in Washington gibt" nannte.
Seit Monaten wird in Washington darüber spekuliert, wie hochrangige Militärs und Politiker in Trumps Umfeld mit dem umstrittenen Führungsstil und den kontroversen Entscheidungen des Republikaners umgehen. Wiederholt wurde dabei die Formulierung "Erwachsene im Raum" verwendet bei Diskussionen darüber, ob Trumps Mitarbeiter ihn faktisch beaufsichtigen. Die beiden neuen Texte dürften die Debatte unter den Demokraten befeuern, ob sie nach einem etwaigen Sieg bei der Kongresswahl im November ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump anstrengen sollen.