Grundsätzlich hat man es als Investor nicht unbedingt leicht. Denn es kann einem niemand die Entscheidung abnehmen, wie man letztendlich sein Geld investiert. Und konzentriert man sich bei seiner Geldanlage hauptsächlich auf Aktien, dann ist man eigentlich ständig dabei, irgendeine Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen.
Dies kann ganz besonders problematisch werden, wenn man mehr oder weniger unfreiwillig einige seiner Aktien abstoßen muss. Die meisten Anleger verwenden sicherlich ganz vorbildlich nur Geld für ihre Aktienkäufe, das langfristig nicht für andere Zwecke benötigt wird. Doch Lebensumstände können sich manchmal schnell ändern. Und in einigen Fällen leider auch zum Negativen.
Man könnte beispielsweise finanziell dermaßen unter Druck geraten, dass sogar der Verkauf einiger Aktien kein Tabu mehr darstellt. Nicht wenige Investoren haben sich allerdings ihr Depot über viele Jahre oder gar Jahrzehnte aufgebaut. Da wird es natürlich etwas emotional und schwierig, wenn es um die Entscheidung geht, von welchen Werten man sich am ehesten trennen könnte. Die Frage ist also, wie man hier am sinnvollsten vorgehen könnte?
Auf steuerliche Aspekte achten Ich denke, dass es durchaus Sinn machen könnte, sich die ganze Angelegenheit einmal aus steuerlicher Sicht zu betrachten. Es sind im Grunde zwei Aspekte, die hier hauptsächlich ins Gewicht fallen. Wenn man in einer Notsituation Aktien verkauft, die einen tollen Kursanstieg hinter sich haben, dann fällt in aller Regel ja die sogenannte Abgeltungsteuer an. Diese kann immerhin bis zu 28 % des realisierten Gewinns betragen. Hier ist also guter Rat teuer.
Doch es gibt sicherlich auf der anderen Seite im Depot auch einige Verliereraktien. Und zumindest aus steuerlicher Betrachtungsweise könnte es günstiger sein, lieber diese zu veräußern. Und zwar weil die so realisierten Verluste ja in den sogenannten Verrechnungstopf wandern. So können sie auch noch Jahre später mit dann anfallenden Gewinnen verrechnet werden. Verkauft man also die Verlierer, könnte man damit quasi eine in der Zukunft anfallende Steuerlast zu seinen Gunsten optimieren.
Dividenden in den Blickpunkt rücken Ist man schon viele Jahre investiert, könnte es aber natürlich auch sein, dass sich alle Aktien im Depot recht erfreulich entwickelt haben und im positiven Bereich notieren. Ist dies der Fall, müsste man also nach einem anderen Kriterium suchen, um die Verkaufsentscheidung für einige seiner Aktien fällen zu können. Hier gäbe es jetzt die Möglichkeit, sein Augenmerk auf die Höhe der jeweiligen Dividende zu richten. Und sich dann einfach von den Werten zu trennen, von denen man die geringsten Dividendenzahlungen erhält.
Man würde also im Umkehrschluss genau an den Aktien festhalten, die einem weiterhin soliden Cashflow generieren können. Und gerade wenn die finanzielle Situation sowieso nicht ganz so prickelnd ist, könnte dies durchaus Sinn machen. Aber es ist eben nur ein Gedankenspiel und macht die Angelegenheit bestimmt nicht einfacher. Denn man hatte ja nicht ohne Grund an allen Aktien im Depot bisher eisern festgehalten.
Fazit Wie man sieht, kann es schnell schwierig werden, wenn man aus einer Notsituation heraus einige seiner Aktien verkaufen muss. Aber diese schwere Entscheidung kann einem leider niemand abnehmen. Besser man versucht, erst gar nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Sollte trotzdem einmal der Fall der Fälle eintreten, könnte es aber hilfreich sein, sich noch einmal an den heutigen Artikel zu erinnern.
Der Artikel Schwere Entscheidung: Welche Aktien könnte man verkaufen, wenn man in eine finanzielle Notlage gerät? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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