BERLIN (dpa-AFX) - Der steigende Öl- und Gaspreis führt nach Meinung eines der führenden deutschen Klimaforschers derzeit zur größten 'Kohlerenaissance der Industriegeschichte'. 'Wir erleben einen globalen Anstieg der CO2-Emissionen', sagte der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, der Deutschen Presse-Agentur. 'Durch China nimmt die weltweite Kohlenstoffintensität stark zu.'
Mehr als die Hälfte des jährlichen globalen Anstiegs der CO2-Emissionen gingen auf China und damit auf die Kohle-Renaissance dort zurück. 'Das hat sehr viel damit zu tun, dass der Ölpreis steigt', sagte Edenhofer.
Dadurch träten drei Effekte ein: Zum einen werde der Abbau der sehr klimaschädlichen Ölsande in Kanada rentabel. Der zweite wichtige Effekt sei, dass durch den steigenden Öl- und Gaspreis die Verstromung von Kohle wieder rentabel werde. 'Und der dritte wichtige Effekt ist, dass Länder wie China und Südafrika auch in die Kohleverflüssigung investieren, also Kohle einsetzen auch im Transportsektor', sagte Edenhofer. 'Wir befinden uns weltweit auf einem sehr, sehr emissionsintensiven Pfad.'
Den Anstieg der Stromproduktion aus Braunkohle auch in Deutschland sieht Edenhofer im Vergleich zur globalen Entwicklung gelassen. 'Was Europa anbelangt, finde ich die Debatte seltsam', sagte er. Sicher sei es so, dass Braunkohlekraftwerke gerade wieder rentabler werden. 'Aber zugleich haben wir durch den Emissionshandel eine Obergrenze für CO2-Emissionen. Wenn mehr Braunkohle genutzt wird, können zwar die Preise für CO2-Zertifikate steigen, nicht aber die Obergrenze der Emissionen.' In Europa sehe er daher keine große Kohle-Renaissance, solange die Obergrenze nicht aufgeweicht werde, betonte Edenhofer.
'Die Hoffnung vieler Umweltschützer, dass ein steigender Ölpreis ein Signal ist, dass fossile Energieträger als ganzes knapp sind, ist eine Illusion', betonte der PIK-Chefökonom. 'Wir haben einfach zu viele Kohlereserven weltweit, die relativ billig sind.' Es gebe etwa 15.000 Milliarden Tonnen CO2 noch im Boden, in Form von Öl und Gas und vor allem Kohle. 'Wir dürfen aber nur noch 750 bis 1.000 Milliarden Tonnen davon in der Atmosphäre ablagern, wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen.'
Knapp seien nicht die fossilen Ressourcen, sondern knapp sei der Deponieraum in der Atmosphäre. 'Wenn wir so weitermachen, ist die Atmosphäre in zwei oder drei Dekaden voll. Dann würde der Anstieg der globalen Mitteltemperatur um vier, fünf Grad wahrscheinlich.' Das wäre ein Temperaturanstieg, 'wie wir ihn in der Kulturgeschichte der Menschheit noch nicht erlebt haben', betonte Edenhofer./ir/DP/edh
Mehr als die Hälfte des jährlichen globalen Anstiegs der CO2-Emissionen gingen auf China und damit auf die Kohle-Renaissance dort zurück. 'Das hat sehr viel damit zu tun, dass der Ölpreis steigt', sagte Edenhofer.
Dadurch träten drei Effekte ein: Zum einen werde der Abbau der sehr klimaschädlichen Ölsande in Kanada rentabel. Der zweite wichtige Effekt sei, dass durch den steigenden Öl- und Gaspreis die Verstromung von Kohle wieder rentabel werde. 'Und der dritte wichtige Effekt ist, dass Länder wie China und Südafrika auch in die Kohleverflüssigung investieren, also Kohle einsetzen auch im Transportsektor', sagte Edenhofer. 'Wir befinden uns weltweit auf einem sehr, sehr emissionsintensiven Pfad.'
Den Anstieg der Stromproduktion aus Braunkohle auch in Deutschland sieht Edenhofer im Vergleich zur globalen Entwicklung gelassen. 'Was Europa anbelangt, finde ich die Debatte seltsam', sagte er. Sicher sei es so, dass Braunkohlekraftwerke gerade wieder rentabler werden. 'Aber zugleich haben wir durch den Emissionshandel eine Obergrenze für CO2-Emissionen. Wenn mehr Braunkohle genutzt wird, können zwar die Preise für CO2-Zertifikate steigen, nicht aber die Obergrenze der Emissionen.' In Europa sehe er daher keine große Kohle-Renaissance, solange die Obergrenze nicht aufgeweicht werde, betonte Edenhofer.
'Die Hoffnung vieler Umweltschützer, dass ein steigender Ölpreis ein Signal ist, dass fossile Energieträger als ganzes knapp sind, ist eine Illusion', betonte der PIK-Chefökonom. 'Wir haben einfach zu viele Kohlereserven weltweit, die relativ billig sind.' Es gebe etwa 15.000 Milliarden Tonnen CO2 noch im Boden, in Form von Öl und Gas und vor allem Kohle. 'Wir dürfen aber nur noch 750 bis 1.000 Milliarden Tonnen davon in der Atmosphäre ablagern, wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen.'
Knapp seien nicht die fossilen Ressourcen, sondern knapp sei der Deponieraum in der Atmosphäre. 'Wenn wir so weitermachen, ist die Atmosphäre in zwei oder drei Dekaden voll. Dann würde der Anstieg der globalen Mitteltemperatur um vier, fünf Grad wahrscheinlich.' Das wäre ein Temperaturanstieg, 'wie wir ihn in der Kulturgeschichte der Menschheit noch nicht erlebt haben', betonte Edenhofer./ir/DP/edh