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TOP-THEMA-Japan holt Geld nach Hause - Yen steigt auf Rekordhoch

Veröffentlicht am 17.03.2011, 13:33
EUR/JPY
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* Dollar kostet zeitweilig nur noch 77,16 Yen

* Spekulationen über Intervention am Devisenmarkt

* Investoren wickeln spekulative Yen-Geschäfte ab

(neu: G7, Carry Trades, Details Japan, Analysten)

- von Stefan Schaaf -

Frankfurt, 17. Mär (Reuters) - Japanische Investoren holen nach dem schweren Erdbeben weltweit Anlagegelder nach Hause zurück. Sie wollen damit den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete sowie die Bewältigung der Atomkatastrophe finanzieren. Die Folge ist eine starke Nachfrage nach der Landeswährung Yen, die diese am Donnerstag auf ein Rekordhoch zum Dollar steigen ließ. Zeitweilig mussten nur noch 77,16 Yen für einen Greenback bezahlt werden. "Die treibende Kraft hinter dem Kurssprung des Yen sind die Repatriierungen. Das dürfte die Währung auch in den nächsten Tagen stützen", sagte Devisenanalystin Sandra Striffler von der DZ Bank.

Im Verlauf erholte sich der Dollar etwas auf 78,48 Yen. Damit lag er aber noch immer deutlich unter dem bisherigen Tiefststand von 79,75 Yen nach dem schweren Erdbeben von Kobe 1995. Der Euro markierte mit 107,53 Yen zeitweise ein Zwei-Monats-Tief.

Die volkswirtschaftlichen Schäden der Katastrophe könnten ersten Schätzungen zufolge die 100 Milliarden Dollar deutlich übertreffen, die das Kobe-Erdbeben gekostet hatte. Dies würde insbesondere japanische Versicherer hart treffen, die deshalb Anlagen in aller Welt auflösen müssen. In Japan dauerte unterdessen der verzweifelte Kampf gegen den Super-Gau im Atomkraftwerk Fukushima an.

VERUNSICHERUNG TREIBT ANLEGER IN DEN YEN

Der Yen profitierte allerdings auch von der Verunsicherung der weltweiten Marktteilnehmer. "Das ist Chaos da draußen", sagte ein Händler in Australien. Viele Investoren lösten ihre sogenannten "Carry Trades" auf. Bei solchen Spekulationsgeschäften nutzen Anleger den nahe Null liegenden Leitzins in Japan, um sich günstig zu verschulden und das Geld in Regionen mit höherem Zinsniveau wie Australien anzulegen. Wegen der teilweise stark schwankenden Wechselkurse gelten diese Geschäfte als hoch riskant.

Devisenhändlern zufolge waren automatische Orders zur Verlustbegrenzung ein weiterer Grund für die Talfahrt des Dollar zum Yen. Außerdem benötigten ausländische Investoren dringend Yen, um nach dem Kurssturz der japanischen Börsen<.N225> in den vergangenen Tagen die gestiegenen Sicherheitsleistungen ihrer Terminkontrakte zu erfüllen.

Der rasante Kursanstieg des Yen löste Spekulationen über Interventionen der Bank of Japan (BoJ) aus - alleine oder im Zusammenwirken mit anderen wichtigen Notenbanken. Die Finanzminister der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen (G7) wollten am Donnerstag über die Lage beraten. "Das zeigt, wie hoch die Besorgnis ist. Vielleicht sehen wir verbale Interventionen", sagte DZ-Bank-Expertin Striffler. Kreisen zufolge werden sich die G7 nicht auf konkrete Schritte verständigen.

BANK OF JAPAN PUMPT WEITER GELD IN DEN MARKT

Japans Notenbank versucht bereits mit immer neuen Geldspritzen, die Investoren zu beruhigen. Am Donnerstag stellte die BoJ dem Finanzsystem des Landes erneut fünf Billionen Yen (45 Milliarden Euro) zur Verfügung. Die Banken nahmen aber nur einen Teil dieses Geldes an, was nach Ansicht von Fachleuten auf relative Stabilität des japanischen Finanzsektors schließen lässt. Die BoJ hatte zu Wochenbeginn zudem eine Ausweitung ihrer Wertpapierankäufe angekündigt. Insgesamt stellte die Notenbank dem Finanzsystem seit Montag 28 Billionen Yen zur Verfügung. Indem sie in der Krise neues Geld schöpft, schwächt sie tendenziell den Yen - bislang allerdings ohne Erfolg.

Die aktuelle Yen-Rally wird nach Ansicht von Experten mit dem Auslaufen der Repatriierung von Geldern enden. "Fundamental betrachtet ist das hohe Kursniveau nicht gerechtfertigt", betonte Striffler. "Die BoJ wird wegen der Katastrophe die Zinsen wohl noch länger als erwartet niedrig halten und möglicherweise sogar die Maßnahmen zur quantitativen Lockerung ausweiten. Hingegen tendieren die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed in die andere Richtung." Am Donnerstag hielt sich der Euro über der psychologisch wichtigen Marke von 1,40 Dollar.

(unter Mitarbeit von Hakan Ersen und Andreas Framke; redigiert von Olaf Brenner)

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