Frankfurt/Moskau, 29. Apr (Reuters) - Für den russischen Börsenbetreiber könnten die Turbulenzen am Ölmarkt im Nachhinein noch teuer werden. Die Handelsabteilungen einiger großer Banken des Landes wollen von der Moscow Exchange (MOEX) Schadenersatz einfordern. Hintergrund ist der historische Preissturz von US-Leichtöl WTI CLc1 vergangene Woche unter null. Als Reaktion hatte die Moskauer Börse MOEX.MM den Handel mit dem damit verknüpften Kontrakt auf Light Sweet Crude ausgesetzt.
Dadurch hätten Markteilnehmer Verluste in Höhe von rund einer Milliarde Rubel (umgerechnet rund 12,5 Millionen Euro) erlitten, teilte die Anwaltskanzlei Milton Legal mit. Viele hätten durch die Entscheidung des Börsenbetreibers ihre Positionen nicht schließen können. Brokerhäuser der Banken Alfa Bank, VTB VTBR.MM , Otkritie sowie Alor Broker, Finam, BCS Brokerage und Solid Invest hätten sich mittlerweile rund 40 einzelnen Investoren angeschlossen, um eine Sammelklage vorzubereiten.
Der Börsenbetreiber MOEX teilte mit, "keine Grundlage für Entschädigungen" zu sehen. Seine Entscheidung hatte die MOEX vergangene Woche so begründet, dass Broker und Abwicklungssystem mit negativen Preisen nicht arbeiten könnten. Der Handel sei angehalten worden, um technischen Problemen vorzubeugen. In Moskau kann neben dem Future auf Light Sweet Crude auch ein Kontrakt auf die Nordsee-Sorte Brent LCOc1 gehandelt werden. Der Börsenbetreiber hatte sich nach dem Handels-Stopp mit der Chicagoer Rohstoffbörse CME ausgetauscht, wie mit negativen Preisen im Handelsverlauf umgegangen werden könne. In den kommenden Monaten wollen die Russen Lösungen enwickeln, um die Preisfeststellung mittels geeigneter Derivate weiterlaufen zu lassen.
Anfang der Woche war der Preis für die WTI erstmals unter null und auf bis zu minus 40,32 Dollar je Barrel (159 Liter) gerutscht. Grund hierfür war der Ablauf des Mai-Terminkontrakts. Investoren, die dieses Papier zu diesem Zeitpunkt halten, müssen die entsprechende Menge Rohöl physisch am US-Hauptumschlagplatz in Cushing im Bundesstaat Oklahoma entgegennehmen. Da wegen des weltweiten Überangebots die Tanklager aber bereits fast bis zum Rand gefüllt sind, wollte spekulativ orientierten Investoren niemand die Futures abnehmen. Daher legten einige von ihnen sogar noch Geld drauf, um die Papiere loszuwerden. Sonst hätten sie Lagerkosten für das "schwarze Gold" schultern müssen, ohne zu wissen, wann und zu welchem Preis sie das Öl wieder losschlagen können. Die wichtigsten Rohöl-Förderländer
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