FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht keine große Deflationsgefahren in der Eurozone. Trotz der zuletzt sehr niedrigen Inflationsraten sei das Risiko einer "sich selbst verstärkenden deflatorischen Abwärtsspirale aus sinkenden Löhnen und Preise" gering, sagte Weidmann, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank über die Geldpolitik mitentscheidet, am Dienstag in Berlin. Die niedrigen Inflationsraten seien vor allem Folge sinkender Energiepreise und der Anpassungsprozesse in den Krisenländern. "Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Erholung der Krisenländer dürfte dort auch der Preisauftrieb wieder an Schwung gewinnen."
Die EZB erwarte daher "allmählich steigende Inflationsraten", sagte Weidmann. Daher sei die Geldpolitik auf der Sitzung des Rates am vergangenen Donnerstag auch nicht weiter gelockert worden. Er schloss jedoch weitere Maßnahmen nicht aus: "Wir verfolgen die Entwicklung aber sehr genau und sind gegebenenfalls zu weiteren Maßnahmen bereit, um einer zu lange anhaltenden Periode niedriger Inflationsraten effektiv zu begegnen.
EZB-Chef Mario Draghi hatte sich am vergangenen Donnerstag ähnlich geäußert. Auf den von Draghi ins Spiel gebrachten Aufkauf von Staatsanleihen ging Weidmann hingegen nicht konkret an. Er warnte jedoch generell vor weiteren unkonventionellen Maßnahmen. Mit allen derzeit im Raum stehenden geldpolitischen Maßnahmen werde Neuland betreten. "Daher stellen sich Fragen nach der Effektivität solcher Maßnahmen und nach den mit ihnen verbundenen Risiken und Nebenwirkungen." Zudem müssten die Grenzen des geldpolitischen Mandats und die Vorgaben der Europäischen Verträge beachtet werden.