FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts des neuerlichen Absturzes der Ölpreise haben Ökonomen ihre Inflationserwartungen gesenkt. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten Experten rechnen nun im laufenden Jahr nur noch mit einem Mini-Preisauftrieb von 0,1 Prozent, wie die Notenbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Im Juli hatten sie noch einen Preisanstieg von 0,2 Prozent vorhergesagt. Neben der Entwicklung der Ölpreise drückt auch die Konjunkturschwäche in Schwellenländern wie China und Brasilien die Inflationserwartungen.
2016 wird die Teuerung nach der Prognose nur auf 1,0 Prozent anziehen (Juli-Prognose: 1,3), 2017 auf 1,5 (1,6) Prozent. Ihre langfristigen Aussichten haben die Experten allerdings bei einer Inflationsrate von 1,9 Prozent im Jahr 2020 belassen. Damit würde sich der Preisauftrieb nur ganz allmählich der Zielmarke der EZB annähern, die eine Rate von knapp unter 2 Prozent anstrebt. Für Verbraucher ist das eine gute Nachricht, weil ein geringer Preisauftrieb ihre Kaufkraft stärkt. Hingegen änderten die Experten ihre Wachstumsprognosen im Vergleich zur letzten Befragung vor drei Monaten kaum. Getragen vom billigen Öl und der EZB-Geldschwemme wird die Wirtschaftsleistung im Euroraum demnach schon 2015 um 1,5 (bisher: 1,4) Prozent wachsen. 2016 erwarten die Experten ein Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,7 (bisher: 1,8) Prozent, 2017 unverändert von 1,8 Prozent. Nach Überzeugung der Befragten wird das Anleihen-Kaufprogramm der EZB den Euro schwächen und so für zusätzliche Nachfrage sorgen. Zudem dürften die niedrigen Zinsen Konsum und Investitionsbereitschaft befeuern. Allerdings wird die Auslandsnachfrage nach der Prognose insbesondere aus China langsamer als bisher zulegen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Donnerstag in Aussicht gestellt, das billionenschwere Programm sogar noch auszuweiten.