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TOP-THEMA-Preissturz am Rohstoffmarkt - Anleger fassungslos

Veröffentlicht am 06.05.2011, 14:54
Aktualisiert 06.05.2011, 15:00
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* Ölpreise brechen nochmals um fünf Dollar ein

* Goldpreis stabilisiert sich

* Analysten sehen langfristig weiter steigende Preise

- von Kirsti Knolle -

Frankfurt, 06. Mai (Reuters) - Der freie Fall der Preise am Rohstoffmarkt ist Investoren so in die Knochen gefahren, dass sie sich so kurz vor dem Wochenende nur auf der Verkaufsseite sicher fühlten. "Der Instinkt sagt dir: verkaufen", sagte ein Rohstoffhändler am Freitag in Singapur. "Selbst wenn du eigentlich weiter steigende Preise erwartest, brauchst du im Moment tiefe Taschen, um diese Phase zu überstehen", erklärte er den in Breite und Wucht ungewöhnlichen Rückgang der Notierungen.

Fassungslos verfolgten Anleger und Händler am Donnerstag und Freitag die Kurstafeln. Als Auslöser der drastischen Preisstürze gelten neue Zweifel an der Erholung der US-Wirtschaft, nachdem unter anderem Daten vom Arbeitsmarkt enttäuscht hatten. Eine wichtige Rolle am Markt spielten aber auch spekulativ orientierte Investoren, die nach der Rally der vergangenen Wochen nun Kasse machten. Zudem drängten neue finanzielle Auflagen der US-Warenterminbörse Comex weniger begüterte Spekulanten aus dem Markt.

ROHSTOFFE GLÄNZEN BISLANG MIT PRÄCHTIGER RENDITE

Die Notierungen für europäisches Brent-Öl gaben am Freitag zeitweise noch einmal um fünf Dollar nach, so dass das Fass noch etwas mehr als 105 Dollar kostete. Ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht für April ließ den Preis dann wieder auf über 110 Dollar steigen. Am Donnerstag war der Preis in der Spitze um die Rekordsumme von zwölf Dollar abgerutscht. Auch amerikanisches WTI-Öl verbilligte sich zeitweise um mehr als fünf auf unter 95 Dollar. Der Vortagesverlust lag bei zehn Dollar. Die Unruhen im arabischen Raum sowie die anziehende Weltkonjunktur hatten den Ölpreis in den vergangenen Wochen auf Notierungen über 125 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Sommer 2008 katapultiert.

Der Goldpreis konnte sich zum Wochenende hin etwas stabilisieren und notierte um 1480 Dollar je Feinunze. In den vorangegangenen vier Tagen war der Preis um rund 100 Dollar abgerutscht. Silber verbilligte sich am Freitag um rund einen auf unter 34 Dollar, nachdem die Notierung am Vortag in der Spitze um fünf Dollar eingebrochen war. Das Edelmetall hat sich in diesem Jahr so stark verteuert wie kein anderer Rohstoff, bis Ende April hatte das Preisplus rund 60 Prozent betragen. Viele Analysten hatten zuletzt vor einem Platzen der Spekulationsblase gewarnt. Aber auch die Preise für Öl-, Kaffee- oder Mais-Future hatten allein von Januar bis Ende April zwischen 30 und 15 Prozent zugelegt. Anleger verdienten damit deutlich mehr, als wenn sie ihr Geld in europäische Aktien<.STOXX50E>, den Dollar<.DXY> oder in Staatsanleihen angelegt hätten.

UNTERNEHMEN FÄLLT EINE LAST VON DEN SCHULTERN ...

Unternehmen ächzen dagegen unter den stetig steigenden Rohstoffpreisen. Bei Fluglinien zum Beispiel entfällt rund ein Drittel der Gesamtkosten auf Kerosin. Auch die Bauindustrie arbeitet sehr energieintensiv. Die Konsumbranche stöhnt wegen der hohen Kosten für Nahrungsmittel wie Kaffee und Getreide. "Für viele Unternehmen hat das Preisniveau schmerzliche Höhen erreicht, so dass die Entlastung zur rechten Zeit kommt", sagte daher der Konjunkturexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Dirk Schlotböller. Auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet äußerte sich in diese Richtung: Der Rückgang der Rohstoffpreise sei gegen die Teuerung gut, vor allem mit Blick auf die Zweitrundeneffekte, sagte Trichet auf einer Konferenz in Helsinki.

...ABER NICHT FÜR LANGE ZEIT

Doch so sehr der jüngste Preisrutsch für Erleichterung bei den Unternehmen sorgt - langfristig sollten sie sich auf anziehende Kosten einstellen. "Ich glaube nicht, dass der zyklische Schwung für die Rohstoffe schon vorbei ist", sagte Investmentstratege James Paulsen von Wells Capital Management in Minneapolis. "Dieser hält noch einige Jahre an, aber ich kann mir vorstellen, dass die Rohstoffe in den nächsten Monaten erst einmal nicht mehr auf die Beine kommen."

"Bei so einem Schock dauert es Wochen oder sogar Monate, bis sich die Leute davon erholt haben", schätzt auch Dennis Gartman, Verfasser des angesehenen täglichen Rohstoffmarktkommentars "The Gartman Letter". "Wir sind nicht am Ende des Rohstoffzyklus, nicht einmal kurz davor. Was wir hier sehen, zählt immer noch als Korrektur."

Die kurzfristig größte Preisbremse könnte den Analysten zufolge eine weitere Straffung der Geldpolitik in China, Indien und anderen stark rohstoffabhängigen Volkswirtschaften sein. Schon in den vergangenen Monaten hätten entsprechende Schritte die Nachfrage nach einigen Rohstoffen merklich sinken lassen. Tatsache bleibt dennoch, dass das Reich der Mitte oder der Subkontinent in den nächsten Jahren weiter rasant wachsen und immer mehr Energie, Metalle, Lebensmittel brauchen werden. Und so lässt sich auch der Vermögensverwalter Pimco, der den 21 Milliarden Dollar schweren Commodity Real Return Strategy Fonds verwaltet, vom jüngsten Preisrutsch nicht beirren. Langfristig werden die Rohstoffpreise weiter steigen, ist sich Fondsmanager Mihir Wohrah sicher.

(Redigiert von Martin Zwiebelberg)

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