* Ölpreise brechen nochmals um fünf Dollar ein
* Goldpreis stabilisiert sich
* Analysten sehen langfristig weiter steigende Preise
- von Kirsti Knolle -
Frankfurt, 06. Mai (Reuters) - Der freie Fall der Preise am Rohstoffmarkt ist Investoren so in die Knochen gefahren, dass sie sich so kurz vor dem Wochenende nur auf der Verkaufsseite sicher fühlten. "Der Instinkt sagt dir: verkaufen", sagte ein Rohstoffhändler am Freitag in Singapur. "Selbst wenn du eigentlich weiter steigende Preise erwartest, brauchst du im Moment tiefe Taschen, um diese Phase zu überstehen", erklärte er den in Breite und Wucht ungewöhnlichen Rückgang der Notierungen.
Fassungslos verfolgten Anleger und Händler am Donnerstag und Freitag die Kurstafeln. Als Auslöser der drastischen Preisstürze gelten neue Zweifel an der Erholung der US-Wirtschaft, nachdem unter anderem Daten vom Arbeitsmarkt enttäuscht hatten. Eine wichtige Rolle am Markt spielten aber auch spekulativ orientierte Investoren, die nach der Rally der vergangenen Wochen nun Kasse machten. Zudem drängten neue finanzielle Auflagen der US-Warenterminbörse Comex weniger begüterte Spekulanten aus dem Markt.
ROHSTOFFE GLÄNZEN BISLANG MIT PRÄCHTIGER RENDITE
Die Notierungen für europäisches Brent-Öl
Der Goldpreis
UNTERNEHMEN FÄLLT EINE LAST VON DEN SCHULTERN ...
Unternehmen ächzen dagegen unter den stetig steigenden
Rohstoffpreisen. Bei Fluglinien
...ABER NICHT FÜR LANGE ZEIT
Doch so sehr der jüngste Preisrutsch für Erleichterung bei den Unternehmen sorgt - langfristig sollten sie sich auf anziehende Kosten einstellen. "Ich glaube nicht, dass der zyklische Schwung für die Rohstoffe schon vorbei ist", sagte Investmentstratege James Paulsen von Wells Capital Management in Minneapolis. "Dieser hält noch einige Jahre an, aber ich kann mir vorstellen, dass die Rohstoffe in den nächsten Monaten erst einmal nicht mehr auf die Beine kommen."
"Bei so einem Schock dauert es Wochen oder sogar Monate, bis sich die Leute davon erholt haben", schätzt auch Dennis Gartman, Verfasser des angesehenen täglichen Rohstoffmarktkommentars "The Gartman Letter". "Wir sind nicht am Ende des Rohstoffzyklus, nicht einmal kurz davor. Was wir hier sehen, zählt immer noch als Korrektur."
Die kurzfristig größte Preisbremse könnte den Analysten zufolge eine weitere Straffung der Geldpolitik in China, Indien und anderen stark rohstoffabhängigen Volkswirtschaften sein. Schon in den vergangenen Monaten hätten entsprechende Schritte die Nachfrage nach einigen Rohstoffen merklich sinken lassen. Tatsache bleibt dennoch, dass das Reich der Mitte oder der Subkontinent in den nächsten Jahren weiter rasant wachsen und immer mehr Energie, Metalle, Lebensmittel brauchen werden. Und so lässt sich auch der Vermögensverwalter Pimco, der den 21 Milliarden Dollar schweren Commodity Real Return Strategy Fonds verwaltet, vom jüngsten Preisrutsch nicht beirren. Langfristig werden die Rohstoffpreise weiter steigen, ist sich Fondsmanager Mihir Wohrah sicher.
(Redigiert von Martin Zwiebelberg)