Investing.com – Der Krypto-Winter, groß angelegte Hackerangriffe und der Crash von ganzen Ökosystemen stellen die Krypto-Community auf eine harte Probe. Absolut nicht hilfreich ist es dann, wenn zwei Platzhirsche aneinandergeraten und das ohnehin schon angeschlagene System zusätzlich zum Schwanken bringen.
Gemeint sind der FTX-CEO Sam Bankman-Fried und der Binance CEO Changpen Zhao. Zhao gab bekannt, dass er seine FTX-Token im Wert von über 500 Millionen Dollar abstoßen wird, weil er niemanden unterstützen möchte, der Lobbyarbeit gegen seine Konkurrenz betreibt.
Parallel dazu kam ans Licht, dass die 14,6 Milliarden Dollar Bilanz der FTX-Tochtergesellschaft Alameda zu 40 Prozent aus FTX-Token besteht. Gleichzeitig dienten die Token als Sicherheit für Kredite in Höhe von 7 Milliarden Dollar, während der Wert des zirkulierenden Angebots zum Zeitpunkt des Leaks lediglich 3 Milliarden Dollar betrug.
Sowohl FTX als auch Alameda haben nun mit einem Vertrauensverlust zu kämpfen, wie der Kurseinbruch des FTX-Tokens zeigt.
Das Analyseunternehmen Nansen berichtete, dass in den vergangenen 24 Stunden Ether und ERC-20 Token im Wert von 1,2 Milliarden Dollar von FTX abgezogen wurden. CryptoQuant stellte fest, dass die Bitcoin-Reserven zwischenzeitlich auf Null gefallen waren.
Erste Anzeichen dafür, dass die Stimmung kippt. Wie schnell solch eine Situation eskalieren kann, zeigten in jüngster Vergangenheit der Zusammenbruch der Kreditplattform Celsius (NASDAQ:CELH) und der Terra-Blockchain.
Vor allem die größeren Player der Branche bringen ihr Kapital in Sicherheit, um am Ende nicht leer ausgehen zu müssen. Julien Boutleoup von Curve Finance gab bereits gestern bekannt, dass man mehr als 100 Millionen Dollar von FTX und Binance abgezogen habe.
Larry Cermark stellte fest, dass Alameda seine Wallet-Bestände im vergangenen Monat um 47 Prozent reduzierte und ein Großteil der Gelder gingen an FTX und Genesis. Seiner Ansicht nach dienten die Gelder dazu, die 22 Dollar-Marke des FTT zu verteidigen.
Gestern ließ sich FTX aus dem Gearbox Protocol ETH im Wert von 3 Millionen Dollar auszahlen, was mit Gebühren in Höhe von 20 ETH verbunden war. Nur eine Woche später wären diese Gebühren laut Cermark weggefallen.
Parallel dazu häufen sich in den sozialen Medien die Berichte, dass FTX-Nutzer keine Auszahlungen mehr vornehmen können, die über 1000 Dollar liegen.
Alles Anzeichen dafür, dass sich FTX scheinbar in einer ausgewachsenen Liquiditätskrise befindet.
Von Marco Oehrl