FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank hat davor gewarnt, dass sich wirtschaftspolitische Entscheidungsträger wie etwa Zentralbanker zu stark auf das Konzept der sogenannten Produktionslücke stützen. Begründet wird die Skepsis mit der großen Unsicherheit, mit der Schätzungen über die Unterauslastung der Wirtschaft verbunden seien. Sowohl einfache als auch komplexere Verfahren hätten sich als wenig zuverlässig erwiesen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Montag.
Die Warnung der Bundesbank hat hohe aktuelle Bedeutung, weil mehrere große Notenbanken ihre Geldpolitik stärker als früher an der Outputlücke ausrichten. Hierzu zählen in erster Linie die amerikanische Notenbank Fed und die britische Zentralbank. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) nennt die Unterauslastung der Wirtschaft seit einigen Monaten als entscheidenden Grund für ihre lockere Geldpolitik. Die Produktionslücke misst die Abweichung der tatsächlichen Wirtschaftsleistung von der höchstmöglichen Produktion bei Vollauslastung aller Kapazitäten.
Die Bundesbank hat Schätzungen zur Outputlücke des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersucht. Ein Ergebnis lautet, dass die Schätzungen im Nachhinein oftmals erheblich revidiert worden seien. "Angesichts dieser Unsicherheit ist in der wirtschaftspolitischen Praxis, etwa bei der Analyse konjunkturbereinigter staatlicher Defizite, aber auch im geldpolitischen Kontext, entsprechend große Vorsicht im Umgang mit derartigen Schätzungen geboten."/bgf/jsl