(Der 2. Satz des letzten Absatzes wurde präzisiert.)
MONTREAL (dpa-AFX) - Der Botox-Hersteller Allergan NYS:AGN wehrt sich gegen die 50-Milliarden-Dollar-Offerte von Valeant NYS:VRX. Der kanadische Konzern will die US-Firma zusammen mit dem bekannten US-Investor Bill Ackman schlucken. Um das zu verhindern, versucht Allergan die mögliche Übernahme zu verteuern, setzt also eine so genannte "Giftpille" ein.
Konkret will Allergan neue Papiere ausgeben, falls ein Investor auf mehr als 10 Prozent des Kapitals aufstockt, wie der Konzern am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte. Jeder andere Aktionär erhalte dann das Recht, neue Aktien zu kaufen. Die ein Jahr lang laufende Maßnahme zielt auf Ackman, dessen Firma Pershing Square bisher knapp 10 Prozent an dem Botox-Hersteller hält.
Ackman kann sich dank des jüngsten Kursanstiegs der Allergan-Aktie auf dem Papier bereits über einen Gewinn in Höhe von rund einer Milliarde Dollar freuen. Papiere von Allergan verteuerten sich nach der Offerte und gingen mit einem Aufschlag von gut 15 Prozent auf 163,65 Dollar aus dem New Yorker Handel. Damit ist Allergan mittlerweile mehr wert als Valeant.
Valeant bietet annähernd 50 Milliarden US-Dollar für den Botox-Hersteller in bar und eigenen Aktien. Allergan-Chef David E.I. Pyott hatte am Dienstag den Eingang des Angebots bestätigt und ließ wissen, der Verwaltungsrat werde den Vorschlag "gewissenhaft prüfen und abwägen". Im Vorfeld habe es dazu aber keine Gespräche mit der Gegenseite gegeben. Mit dem Management von Allergan hatten sich die Kanadier bisher nicht auf eine Fusion einigen können.
Die Börse spekuliert bereits darauf, dass Valeant mehr hinlegen muss, um die Gunst der Allergan-Aktionäre zu gewinnen. Analysten erhoffen sich bereits Gebote in Höhe von 180 US-Dollar. Neben dem französischen Pharmakonzern Sanofi (PSE:PSAN) (ETR:SNW) werden die britische GlaxoSmithKline (FSE:GS7) (ISE:GSK) oder auch der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle (FSE:NESN) VTX:NESN als mögliche weitere Interessenten für Allergan gehandelt. Auch Novartis VTX:NOVN (FSE:NOT) und der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson FSE:JNJ (NYS:JNJ) könnten laut Branchenexperten interessiert sein.
Allergan mit seinem Faltenkiller Botox ist ein attraktives Übernahmeziel und befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs. Das Nervengift soll stärker für medizinische Einsätze wie etwa gegen Migräne und Blasenschwäche vermarktet werden. Zuletzt brachte das Mittel Allergan rund zwei Milliarden Dollar Jahresumsatz. Der Gesamterlös des Konzerns lag 2013 bei 6,3 Milliarden Dollar.
Valeant-Chef Michael Pearson hat den Konzern in den vergangenen Jahren durch Übernahmen groß gemacht. Bis Ende 2016 wollen die Kanadier zu den fünf größten Pharmakonzernen weltweit gehören. Sollte der Zukauf von Allergan gelingen, wäre es die mit Abstand größte Übernahme für Valeant. Erst im vergangenen Jahr hatte Valeant den Augentropfen-Hersteller Bausch Lomb übernommen, der in einigen Segmenten mit Allergan konkurriert. Zudem haben die Kanadier mit Dysport ein eigenes Antifaltenmittel im Angebot, das auf dem gleichen Wirkstoff wie bei Botox basiert.ja