NEW YORK (dpa-AFX) - Der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer (FSE:PFE) NYS:PFE bleibt hartnäckig: Die Amerikaner werben weiter um den Konkurrenten AstraZeneca (FSE:ZEG) (ISE:AZN) - doch die Briten zeigten den Amis auch beim zweiten Anlauf die kalte Schulter. Jetzt tickt die Uhr. Bis Ende Mai hat Pfizer nun Zeit, ein Gebot vorzulegen und AstraZeneca weiter zu umgarnen. Wenn die Briten einknicken, wäre die Übernahme mit einem Volumen von rund 100 Milliarden Dollar eine der größten in der Geschichte.
Die Aktien von AstraZeneca sprangen zu Handelsstart um über mehr als 15 Prozent nach oben. Europaweit legte der Pharmasektor am stärksten zu. Analysten geben sich aber skeptisch. AstraZeneca sei das schlechteste Ziel von allen möglichen Kandidaten, schreibt Kepler Chevreux.
PFIZER BISHER MIT ZWEI VERSUCHEN
Wie Pfizer am Montag mitteilte, hatten sie am 26. April erneut einen Anlauf gestartet. Bereits im Januar hatte Pfizer den Briten angeboten, ihre Aktie mit 4661 Pence zu bewerten. Gemessen am damaligen Aktienkurs entsprach dies einer Prämie von rund 30 Prozent. Damit hätte Pfizer in bar und in Aktien für AstraZeneca rund 59 Milliarden Pfund (99 Mrd Dollar/71,6 Mrd Euro) auf den Tisch gelegt. Die Briten hatten sich damals nach kurzen Gesprächen zurückgezogen. Auch beim zweiten Werben vor wenigen Tagen bissen die Amerikaner auf Granit. Aktuell ließ AstraZeneca wissen, man werde sich die Mitteilung von Pfizer genau anschauen.
Nun haben die Amerikaner nach britischem Übernahmerecht bis zum 26. Mai Zeit, ein Gebot vorzulegen oder sich zurückziehen. Nach bisherigen Plänen will Pfizer die Zustimmung der Briten erreichen. Sollte es dazu kommen, würde gemessen am Umsatz der weltweit größte Pharmakonzern entstehen.
CHARME-OFFENSIVE VON PFIZER-CHEF
Pfizer-Chef Ian Read versucht sich denn auch in einer Charme-Offensive: "Wir haben großen Respekt vor AstraZeneca und seinem stolzen Erbe. Der Zusammenschluss würde Wert für die Aktionären beider Unternehmen schaffen." Das neue Unternehmen werde aus den USA und Großbritannien geführt, auch wenn die Zentrale in New York sein werde. Mit Hilfe einer Holding für das neue Unternehmen, die in Großbritannien eingetragen ist, sollen für AstraZenecas Gewinne außerhalb der USA auch keine US-Steuern anfallen.
Es wäre zudem ein weiterer Steuervorteil drin: Pfizer soll rund 70 Milliarden Dollar im Ausland geparkt haben, von denen es nun die Übernahme bestreiten könnte. Wenn die Amerikaner das Geld nach Hause holen, steht das US-Finanzamt an der Tür und will davon Steuern haben. Kepler Chevreux sieht hier auch einen wesentlichen Beweggrund für den Übernahmeversuch.
Die jüngsten Zahlen zeigen bei AstraZeneca die Misere auf: Die Konkurrenz billigerer Nachahmermittel hat den Gewinn im ersten Quartal einbrechen lassen. Konzernchef Soriot stimmte die Anleger weiterhin auf eine Durststrecke ein. Für die Briten arbeiten rund 51 500 Menschen weltweit, davon 900 in Deutschland. Im Jahr 2013 lag der Umsatz bei 25,7 Milliarden Dollar.
PHARMA-BRANCHE IN BEWEGUNG
Auch Pfizer steht unter Druck: Unter Berücksichtigung von Sonderposten sackte der Überschuss des in einem weitreichenden Umbau steckenden Pharmariesen im vierten Quartal 2013 um 59 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar ab. Pfizer steht wegen ablaufenden Patentschutzes für den Blutfettsenker Lipitor und das Potenzmittel Viagra vor schwierigen Zeiten. Pfizer hat rund 90 000 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern, davon rund 3000 in Deutschland. Zuletzt erzielte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 51,6 Milliarden Dollar.
Die internationale Pharmabranche hat sich in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Übernahmen und Fusionen neu geordnet. Pfizer war regelmäßig mit dabei. Im Januar 2009 schluckte Pfizer den Biotechnologie-Spezialisten Wyeth für damals 68 Milliarden Dollar. Im Jahr 2000 kaufte der Konzern den heimischen Konkurrenten Warner-Lambert für 87 Milliarden Dollar. Viele große Konzerne suchen wegen auslaufender Patente und sinkender Gewinnmargen nach neuen Geschäftsfeldern oder Partnern.br