ROSTOCK (dpa-AFX) - Der Erfolg der Energiewende ist nach Ansicht von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) von der Offshore-Windkraft abhängig. "Wenn wir die technischen Probleme weiter und schneller meistern, wird sich diese Energieform als unverzichtbar für das Industrieland Deutschland erweisen", sagte Sellering am Mittwoch in Rostock bei der Zukunftskonferenz "Wind & Maritim". Nach der Einigung von Bundesländern und Bundesregierung bestehe Planungssicherheit für die Projektentwickler.
Das bedeute, dass die beiden in der Ostsee geplanten Windparks bis 2020 tatsächlich gebaut werden können. Die Einigung sieht vor, dass bis 2020 in Nord- und Ostsee Windparks mit einer Leistung von insgesamt 6,5 Gigawatt errichtet werden können. Dieses sei realistisch, sagte Sellering. Das zweite Ziel, bis 2030 Windparks von maximal 15 Gigawatt zu installieren, könne aber bei einer guten Entwicklung der Technologie noch übertroffen werden.
Der Vorstand der Stiftung Offshore Windenergie, Jörg Kuhbier, bedauerte, dass mit der Energiewende gleichzeitig die Kohlekraftwerke immer länger liefen und die CO2-Emissionen stiegen. "Das ist eine Energiewende paradox", sagte er. Die ausgesprochenen Klimaziele und das reale Marktgeschehen passen nicht zueinander. Gleichzeitig werde die Energiewende von einer unsinnigen Kostendiskussion diskreditiert. Es stimme nicht, dass die deutsche Wirtschaft durch den hohen Strompreis geschädigt oder gar umgebracht werde. An der Strombörse sei der Preis so niedrig, dass Deutschland von vielen Nachbarstaaten beneidet werde.
Zudem werde nicht genügend berücksichtigt, welche Kosten durch die Energiewende vermieden werden. "Warum gelingt es nicht, die ökonomischen, klimapolitischen und geopolitischen Vorteile in den Vordergrund zu stellen", fragte Kuhbier. Es gebe eine Studie, dass bis zum Jahr 2050 rund 700 Milliarden Euro eingespart werden können, wenn fossile Energieträger nicht importiert und Wind, Sonne oder Wasser zur Energieversorgung benutzt würden. "Durch die Energiewende wird den nachfolgenden Generationen ein billiges Energiesystem zur Verfügung gestellt", betonte Kuhbier.
Trotz der nun bestehenden Planungssicherheit ist die Industrie nach Worten des Vertriebschefs der Nordic Werften, Andreas Amelang, weiter auf die Hilfe des Bundes bei der Finanzierung der milliardenschweren Projekte angewiesen. "Wir wollen aber keine Subventionen." Bei Nordic werden riesige Umspannplattformen für Windparks gebaut. Deutschland müsse aufpassen, dass wesentliche Teile der Offshore-Wertschöpfungskette nicht ins Ausland abwanderten.ja