Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone geht mit Rückenwind in das Jahr 2017.
Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft verharrte im Dezember wie erwartet auf dem Jahreshoch von 53,9 Punkten, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Markit-Instituts unter rund 4000 Betrieben hervorgeht. Der Aufschwung in der Industrie glich dabei die Abkühlung bei den Dienstleistern aus. Das Barometer signalisiert ab Werten über 50 Wachstum. "Die Euro-Zone hat im Dezember ein starkes Finale hingelegt", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im vierten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen sein und damit stärker als in den drei Vorquartalen.
"Die Wirtschaft im Euroraum hat im Herbst einen Gang hochgeschaltet", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Bestellungen, Beschäftigung und Auftragsbestände legten ähnlich deutlich zu wie schon im November. Besonders die Industrie zeigt sich vor dem Jahreswechsel in guter Form. "Die Geschäfte sind so gut gelaufen wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr", erklärte Williamson. "Hier kurbelte der abgeschwächte Euro das Exportgeschäft mächtig an." Waren aus der Währungsunion werden dadurch anderswo billiger. Allerdings werden umgekehrt die Importe teurer, was die Betriebe bereits zu spüren bekamen. "So hat der schwache Euro die weltweite Verteuerung von Rohstoffen, darunter Öl und Metalle, zusätzlich verschärft", sagte Williamson. "Das hat die Einkaufspreise so stark in die Höhe getrieben wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren."
Wachstumslokomotive Nummer eins blieb Markit zufolge Deutschland. "Die deutsche Industrie scheint derzeit besonders gut in Form zu sein", sagte Markit-Experte Philip Leake. In Frankreich legte die Wirtschaftsleistung so stark zu wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern schwächte sich die Wachstumsrate dagegen etwas ab, vor allem wegen der Abkühlung im Servicesektor.
Allerdings warnen Experten auch vor Rückschlägen. "Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und die Diskussionen um den Brexit liefern weiteres Potenzial für politische Unsicherheit", sagte Williamson. "Wir erwarten nicht, dass das höhere Wachstum nachhaltig ist", sagte Commerzbank-Experte Weil. "Die etwas stärkere globale Nachfrage kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Schwellenländer weiterhin mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben. Und auch im Euro-Raum mahnt die hohe private Verschuldung zur Vorsicht."