FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. April 2012. Rohstoffinvestments liegen weiter unter Wasser. Edelmetalle, Industriemetalle, Öl - nahezu alles ist billiger geworden oder bestenfalls gleich geblieben. Das kann sich nach Ansicht von Analysten aber schnell ändern.
Dass die wieder hochkochende Eurokrise Anleger in Scharen in Gold treibt, kann nicht gerade behauptet werden. Im Gegenteil: Der Goldpreis schwächelt. Dafür sorgten schwindende Hoffnungen auf weitere geldpolitische Maßnahmen in den USA und der zuletzt stärkere US-Dollar. 'Die Nachfrage nach physischem Gold bleibt aktuell hinter den Erwartungen zurück', erklärt Nigel Longley von ETF Securities außerdem. So falle insbesondere die indische Schmucknachfrage nach Gold geringer aus als erwartet.
Aktuell geht eine Feinunze Gold jedenfalls zu 1.640 US-Dollar über den Tisch, Anfang des Monats waren es noch 1.677 US-Dollar. Von seinem Höchststand Anfang September vergangenen Jahres bei über 1.900 US-Dollar ist der Preis somit mittlerweile weit entfernt.
Auch Gold-ETCs ziehen nicht mehr, in der vergangenen Woche kam es ETF Securities zufolge zu den höchsten Abflüssen seit drei Wochen. 'Wir hatten vergangene Woche Nettoverkäufe bei Gold', meint auch Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. Florian Perini von Flow Traders meldet allerdings noch Geschäft in beide Richtungen, etwa im db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), Xetra Gold (WKN A0S9GB) und Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). 'Die Volumina sind aber relativ niedrig, Investoren scheinen vorsichtig zu sein und beobachten die Märkte eher.'
Zentralbanken als Goldpreistreiber?
Aus Sicht der Commerzbank gibt es einiges, was für einen wieder steigenden Goldpreis spricht, unter anderem die wachsende Nachfrage seitens der Notenbanken: 'Nachdem diese 2007 noch netto 484 Tonnen Gold verkauften, sollten sie in diesem Jahr netto etwa 50 Tonnen Gold kaufen.' Der Nachfrageanteil liege dann bei etwa 12 Prozent und damit ungefähr auf dem Niveau der industriellen Nachfrage.
'Diese könnte in den nächsten Jahren neue Impulse durch die Nanotechnologie bekommen', argumentieren die Analysten weiter. So entstehe durch die Beimischung von Gold in Kupfer ein zwar teurer, aber energieeffizienter Katalysator, der CO2 in Methan umwandle. Spannend sei zuächst aber die Frage, wie die US-Notenbank die QE3-Phantasie am Leben halte. 'Tut sie dies überzeugend, könnte dies für den Goldpreis ein Erwachen aus der derzeit lethargischen Entwicklung bedeuten.'
Gute Chancen auf Preis von 1.850 US-Dollar
Für Axel Herlinghaus von der DZ Bank bleibt das Thema QE3, also eine nochmalige geldpolitische Lockerung in den USA, auf dem Tisch. 'Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten wurden zu positiv interpretiert, sie waren unter anderem Folge eines milden Winters.' Gold als Reservewährung werde sich daher wieder verteuern: 'Zum Jahresende sehen wir einen Preis von 1.850 US-Dollar.'
Auch Silber sieht der Analyst steigen, im Moment kostet eine Feinunze knapp 31 US-Dollar. 'Wir erwarten einen Preis von 38 US-Dollar, vor allem wegen der konjunkturellen Erholung. Denn Silber ist auch ein wichtiges Industriemetall.' Die Meinungen der ETC-Anleger sind allerdings nicht so einhellig: Für Silber-ETCs meldet Perini Zu- und Abflüsse (WKN A0N62F, A1EK0J).
Platin-Produkte standen hingegen fast ausschließlich auf den Verkaufslisten (WKN A0N62D). 'Anhaltende Preisschwäche und neue Befürchtungen um das Wachstum in Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt für Platin, führten zu steigender Nervosität der Anleger', erklärt Longley. Das sieht Perini ähnlich: 'Hier könnten konjunkturelle Ängste eine Rolle gespielt haben.'
Rückwärtsgang für Ölpreis
Zwar ist die Entwicklung an den Tankstellen noch nicht angekommen, doch der Trend ist eindeutig: Der Ölpreis hat seinen Höhenflug beendet. Heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 118 US-Dollar, Anfang März waren es noch 127 US-Dollar. ETC-Investoren rechnen offenbar mit einem weiteren Preisverfall, sie trennen sich jedenfalls von ihren Engagements, wie Florian Perini von Flow Traders meldet. 'Hier haben Zweifel an der globalen Wirtschaftserholung, aber auch die wieder aufgeflammte Eurokrise eine Rolle gespielt.'
Betroffen seien etwa der ETFS Brent Crude (WKN A0KRKM) und der db Brent Crude Oil Booster (WKN A1KYN5). Auch WTI-ETCs (WKN A0KRJX) wurden abgestoßen, wie Longley erklärt. 'Investoren passen ihre Positionen bei Öl taktisch an, da die Ölvorräte der USA ihren höchsten Stand seit Mai vergangenen Jahres erreicht haben.'
Geopolitische Lage entspannt
Nach Ansicht von Axel Herlinghaus wird der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte noch unter Druck bleiben, der Analyst prognostiziert einen Brent-Preis von 110 US-Dollar. 'Die Wahrscheinlichkeit einer gütlichen Lösung des Irankonflikts ist gestiegen, außerdem wächst die Nachfrage aus den Industriestaaten nicht so stark wie noch Anfang des Jahres vermutet.' In der zweiten Jahreshälfte werde der Preis dann aber wohl wieder anziehen, die DZ Bank erwartet vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Erholung 120 US-Dollar.
Industriemetalle: Preisdruck durch Chinaskepsis
Starke Zuflüsse gab es ETF Securities zufolge bei ETCs auf Kupfer (WKN A0KRJU). 'Investoren nutzen hier das zuletzt gesunkene Preisniveau zum Einstieg', bemerkt Longley. Hierbei ließen sie sich auch von den hohen Kupfervorräten Chinas nicht abhalten.
Herlinghaus rechnet damit, dass der Kupferpreis schon bald wieder steigen wird. 'Industriemetallmärkte sind Chinamärkte.' In den vergangenen Wochen habe der Preis unter den schlechteren Nachrichten aus dem Reich der Mitte gelitten. 'Etwa hat das BIP-Wachstum im ersten Quartal enttäuscht.' Herlinghaus hält die Chinaskepsis aber für übertrieben und sieht den Kupferpreis zum Jahresende bei 10.000 US-Dollar je Tonne. Aktuell kostet Kupfer 8.170 US-Dollar.
Rohstoff-ETFs gemieden
Kaum verwunderlich ist, dass sich Anleger angesichts der fallenden Rohstoffpreise für breit gestreute Rohstoff-ETFs nicht unbedingt erwärmen können. Flow Traders berichtet von Abgaben im Lyxor Commodities (WKN A0JC8F), im iShares Dow Jones UBS Commodity Swap (WKN A0H072) und im RBS Market Access Rogers International Commodity (WKN A0JK68). Lediglich im EasyETF S&P GSCI Capped (WKN A0EAZC), ebenfalls ein Indexfonds, seien beide Seiten gespielt worden.
Sie können sich kostenlos für unseren täglich erscheinenden Newsletter anmelden. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an redaktion@deutsche-boerse.com
© 25. April 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Dass die wieder hochkochende Eurokrise Anleger in Scharen in Gold treibt, kann nicht gerade behauptet werden. Im Gegenteil: Der Goldpreis schwächelt. Dafür sorgten schwindende Hoffnungen auf weitere geldpolitische Maßnahmen in den USA und der zuletzt stärkere US-Dollar. 'Die Nachfrage nach physischem Gold bleibt aktuell hinter den Erwartungen zurück', erklärt Nigel Longley von ETF Securities außerdem. So falle insbesondere die indische Schmucknachfrage nach Gold geringer aus als erwartet.
Aktuell geht eine Feinunze Gold jedenfalls zu 1.640 US-Dollar über den Tisch, Anfang des Monats waren es noch 1.677 US-Dollar. Von seinem Höchststand Anfang September vergangenen Jahres bei über 1.900 US-Dollar ist der Preis somit mittlerweile weit entfernt.
Auch Gold-ETCs ziehen nicht mehr, in der vergangenen Woche kam es ETF Securities zufolge zu den höchsten Abflüssen seit drei Wochen. 'Wir hatten vergangene Woche Nettoverkäufe bei Gold', meint auch Alexander Kuppler von der Deutschen Bank. Florian Perini von Flow Traders meldet allerdings noch Geschäft in beide Richtungen, etwa im db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), Xetra Gold (WKN A0S9GB) und Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). 'Die Volumina sind aber relativ niedrig, Investoren scheinen vorsichtig zu sein und beobachten die Märkte eher.'
Zentralbanken als Goldpreistreiber?
Aus Sicht der Commerzbank gibt es einiges, was für einen wieder steigenden Goldpreis spricht, unter anderem die wachsende Nachfrage seitens der Notenbanken: 'Nachdem diese 2007 noch netto 484 Tonnen Gold verkauften, sollten sie in diesem Jahr netto etwa 50 Tonnen Gold kaufen.' Der Nachfrageanteil liege dann bei etwa 12 Prozent und damit ungefähr auf dem Niveau der industriellen Nachfrage.
'Diese könnte in den nächsten Jahren neue Impulse durch die Nanotechnologie bekommen', argumentieren die Analysten weiter. So entstehe durch die Beimischung von Gold in Kupfer ein zwar teurer, aber energieeffizienter Katalysator, der CO2 in Methan umwandle. Spannend sei zuächst aber die Frage, wie die US-Notenbank die QE3-Phantasie am Leben halte. 'Tut sie dies überzeugend, könnte dies für den Goldpreis ein Erwachen aus der derzeit lethargischen Entwicklung bedeuten.'
Gute Chancen auf Preis von 1.850 US-Dollar
Für Axel Herlinghaus von der DZ Bank bleibt das Thema QE3, also eine nochmalige geldpolitische Lockerung in den USA, auf dem Tisch. 'Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten wurden zu positiv interpretiert, sie waren unter anderem Folge eines milden Winters.' Gold als Reservewährung werde sich daher wieder verteuern: 'Zum Jahresende sehen wir einen Preis von 1.850 US-Dollar.'
Auch Silber sieht der Analyst steigen, im Moment kostet eine Feinunze knapp 31 US-Dollar. 'Wir erwarten einen Preis von 38 US-Dollar, vor allem wegen der konjunkturellen Erholung. Denn Silber ist auch ein wichtiges Industriemetall.' Die Meinungen der ETC-Anleger sind allerdings nicht so einhellig: Für Silber-ETCs meldet Perini Zu- und Abflüsse (WKN A0N62F, A1EK0J).
Platin-Produkte standen hingegen fast ausschließlich auf den Verkaufslisten (WKN A0N62D). 'Anhaltende Preisschwäche und neue Befürchtungen um das Wachstum in Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt für Platin, führten zu steigender Nervosität der Anleger', erklärt Longley. Das sieht Perini ähnlich: 'Hier könnten konjunkturelle Ängste eine Rolle gespielt haben.'
Rückwärtsgang für Ölpreis
Zwar ist die Entwicklung an den Tankstellen noch nicht angekommen, doch der Trend ist eindeutig: Der Ölpreis hat seinen Höhenflug beendet. Heute kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 118 US-Dollar, Anfang März waren es noch 127 US-Dollar. ETC-Investoren rechnen offenbar mit einem weiteren Preisverfall, sie trennen sich jedenfalls von ihren Engagements, wie Florian Perini von Flow Traders meldet. 'Hier haben Zweifel an der globalen Wirtschaftserholung, aber auch die wieder aufgeflammte Eurokrise eine Rolle gespielt.'
Betroffen seien etwa der ETFS Brent Crude (WKN A0KRKM) und der db Brent Crude Oil Booster (WKN A1KYN5). Auch WTI-ETCs (WKN A0KRJX) wurden abgestoßen, wie Longley erklärt. 'Investoren passen ihre Positionen bei Öl taktisch an, da die Ölvorräte der USA ihren höchsten Stand seit Mai vergangenen Jahres erreicht haben.'
Geopolitische Lage entspannt
Nach Ansicht von Axel Herlinghaus wird der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte noch unter Druck bleiben, der Analyst prognostiziert einen Brent-Preis von 110 US-Dollar. 'Die Wahrscheinlichkeit einer gütlichen Lösung des Irankonflikts ist gestiegen, außerdem wächst die Nachfrage aus den Industriestaaten nicht so stark wie noch Anfang des Jahres vermutet.' In der zweiten Jahreshälfte werde der Preis dann aber wohl wieder anziehen, die DZ Bank erwartet vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Erholung 120 US-Dollar.
Industriemetalle: Preisdruck durch Chinaskepsis
Starke Zuflüsse gab es ETF Securities zufolge bei ETCs auf Kupfer (WKN A0KRJU). 'Investoren nutzen hier das zuletzt gesunkene Preisniveau zum Einstieg', bemerkt Longley. Hierbei ließen sie sich auch von den hohen Kupfervorräten Chinas nicht abhalten.
Herlinghaus rechnet damit, dass der Kupferpreis schon bald wieder steigen wird. 'Industriemetallmärkte sind Chinamärkte.' In den vergangenen Wochen habe der Preis unter den schlechteren Nachrichten aus dem Reich der Mitte gelitten. 'Etwa hat das BIP-Wachstum im ersten Quartal enttäuscht.' Herlinghaus hält die Chinaskepsis aber für übertrieben und sieht den Kupferpreis zum Jahresende bei 10.000 US-Dollar je Tonne. Aktuell kostet Kupfer 8.170 US-Dollar.
Rohstoff-ETFs gemieden
Kaum verwunderlich ist, dass sich Anleger angesichts der fallenden Rohstoffpreise für breit gestreute Rohstoff-ETFs nicht unbedingt erwärmen können. Flow Traders berichtet von Abgaben im Lyxor Commodities (WKN A0JC8F), im iShares Dow Jones UBS Commodity Swap (WKN A0H072) und im RBS Market Access Rogers International Commodity (WKN A0JK68). Lediglich im EasyETF S&P GSCI Capped (WKN A0EAZC), ebenfalls ein Indexfonds, seien beide Seiten gespielt worden.
Sie können sich kostenlos für unseren täglich erscheinenden Newsletter anmelden. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an redaktion@deutsche-boerse.com
© 25. April 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)