LUXEMBURG (dpa-AFX) - Die Inflation in der Eurozone hat sich im November deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Im Vormonat hatte die Teuerung noch 2,9 Prozent betragen und vor einem Jahr 10,1 Prozent. Analysten hatten zwar mit einer Abschwächung gerechnet, im Schnitt aber eine Rate von 2,7 Prozent erwartet. Im Monatsvergleich gingen die Preise im November um 0,5 Prozent zurück.
Trotz des abnehmenden Preisauftriebs wird das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent immer noch überschritten. Viele Experten erwarten, dass es noch einige Zeit dauert, bis das Ziel nachhaltig erreicht wird.
Man sollte das Tempo des Inflationsrückgangs nicht einfach auf die kommenden Monate übertragen, erklärte Fachmann Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. Vor einer schwierigen "letzten Meile" in der Inflationsbekämpfung hatte zuletzt auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel mehrfach gewarnt.
Die EZB hatte ihre Leitzinsen seit Sommer 2022 kräftig angehoben, zuletzt aber unverändert belassen. An den Finanzmärkten werden gegenwärtig keine weiteren Anhebungen erwartet. Vielmehr wird für kommendes Jahr auf erste Zinsreduzierungen gesetzt. Hintergrund ist nicht nur die fallende Inflation, sondern auch die schwächere Konjunktur. Niedrige Zinsen würden in einem solchen Umfeld die gesamtwirtschaftliche Lage stützen, lautet eine Überlegung.
Bankökonomen zeigen sich angesichts des jüngsten Teuerungsrückgangs erfreut und sehen Zinssenkungsspielraum für die EZB. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, macht folgendes Gedankenspiel auf: Läge die Inflationsrate im zweiten Halbjahr 2024 auf dem EZB-Ziel von 2 Prozent und würden die Leitzinsen deutlich um einen ganzen Prozentpunkt gesenkt, wäre die Geldpolitik der EZB immer noch restriktiv. Der Grund: Selbst dann wäre der Leitzins abzüglich der Inflation noch positiv, was die Konjunktur bremsen würde.
Deutlich rückläufig war im November auch die Kernteuerung, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. In dieser Betrachtung fiel die Inflationsrate von 4,2 auf 3,6 Prozent. Die Kerninflation bildet nach Meinung vieler Ökonomen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas besser dar als die Gesamtrate.
Lebens- und Genussmittel waren zwar immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr, der Preisauftrieb schwächte sich aber von 7,4 auf 6,9 Prozent ab. Die Preise für Dienstleistungen und sonstige Waren stiegen ebenfalls schwächer als im Vormonat. Die Energiepreise sanken erneut deutlich um 11,5 Prozent.