NÜRNBERG (dpa-AFX) - In Deutschland zeichnet sich nach Einschätzung von Arbeitsmarktforschern trotz Flüchtlingszuwanderung für dieses Jahr überraschend ein Rückgang der Arbeitslosigkeit ab. Im Jahresschnitt werden etwa 2,78 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit sein - und damit etwa 20 000 weniger als im Vorjahr, geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Frühjahrsprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Noch im vergangenen Herbst war die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) von im Schnitt 70 000 mehr Jobsuchern für 2016 ausgegangen.
Der IAB-Arbeitsmarktforscher Enzo Weber begründete die Prognose vor allem mit der guten Arbeitsmarktlage zum Jahresbeginn. Dadurch werde der Jahresdurchschnitt spürbar gedrückt. Im Verlauf des Jahres müsse dann aber wegen der stärker auf den Arbeitsmarkt drängenden Flüchtlinge mit wachsender Erwerbslosigkeit gerechnet werden. Grundsätzlich aber profitiere der deutsche Jobmarkt von der unverändert starken Binnennachfrage. Weber geht für 2016 von einem ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent aus. Auf jeden Fall bleibt die deutsche Wirtschaft nach IAB-Einschätzung auch 2016 Jobmotor: Nach Prognose des Wissenschaftler-Teams wird die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Jahr auf das Rekordniveau von 43,52 Millionen steigen - das wären durchschnittlich 490 000 Stellen mehr als 2015. Bei regulären Arbeitsplätzen rechnen die Forscher sogar mit einem noch stärkeren Schub: Im Jahresschnitt gehen sie von 31,51 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus - 680 000 mehr als im Vorjahr. "Einen derartig kräftigen Anstieg gab es seit der Wiedervereinigung nur 2011", heißt es in einer IAB-Mitteilung. Neue Arbeitsplätze werden nach der Prognose vor allem im Handel, der Verkehrsbranche und dem Gastgewerbe entstehen - voraussichtlich rund 160 000. Bei Unternehmensdienstleistern, wie Werbeagenturen, Hausmeister- und Wachdiensten sowie Unternehmens- und Steuerberatern werden es voraussichtlich sogar 170 000 mehr sein. Mit weiteren 140 000 neuen Jobs sei im öffentlichen Dienst sowie im Erziehungs- und Gesundheitswesen zu rechnen. "Dies liegt hauptsächlich am Ausbau der Kindertagesbetreuung und an der steigenden Nachfrage nach Alten- und Pflegekräften", erläutert das IAB.