Erstmals seit einem Jahr hat die US-Notenbank den Leitzins angehoben. Er steigt leicht um 0,25 Prozentpunkte auf ein Niveau zwischen 0,5 und 0,75 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mitteilte. Es handelt sich um den erst zweiten Zinserhöhungsschritt der Zentralbank innerhalb eines Jahrzehnts.
Auch mit dieser Erhöhung bleibt der Leitzins auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Fed fasst jedoch drei weitere Zinserhöhungsschritte für das kommende Jahr ins Auge. Nach ihrer Vorhersage soll der Zins dann Ende 2017 bei 1,4 Prozent liegen. Bis Ende 2018 soll er weiter auf 2,1 Prozent steigen.
In ihrer Vorhersage vom September hatte die Notenbank nur zwei Zinserhöhungsschritte für das nächste Jahr und etwas niedrigere Zinsstände für Ende 2017 und 2018 angepeilt. Die jetzige Zinserhöhung sei ein "Vertrauensvotum" hinsichtlich eines soliden Wachstums der US-Wirtschaft, sagte Notenbankchefin Janet Yellen.
Die jetzige Zinsanhebung war allgemein von den Analysten so erwartet worden. Yellen hatte selbst angekündigt, dass die Notenbank auf eine solche Entscheidung zusteuere. Es handelte sich um die erste Zinsentscheidung der Fed seit dem Wahlsieg des künftigen Präsidenten Donald Trump.
Der Republikaner hatte Yellen im Wahlkampf hart angegriffen. Er warf ihr vor, aus politischen Gründen die Zinserhöhung künstlich hinauszuschieben. Sie wolle so die Wirtschaftsbilanz des scheidenden Präsidenten Barack Obama äußerlich aufmöbeln. Die Fed-Chefin sollte sich deshalb "schämen", wetterte Trump.
Die Fed hatte im Dezember 2015 die Ära der Nullzinsen beendet, die sie Ende 2008 in Reaktion auf die Finanzkrise eingeleitet hatte. Auch vor einem Jahr erhöhte sie den Leitzins vorsichtig um 0,25 Punkte.
Im Verlaufe dieses Jahres hatte die Notenbank jedoch eine weitere Zinssteigerung immer wieder hinausgeschoben. Zur Begründung verwies sie unter anderem auf globale Risiken wie die Verlangsamung des chinesischen Wachstums und das EU-Referendum der Briten.
Die jetzige Zinserhöhung wurde von den zehn Mitgliedern des sogenannten Offenmarktausschusses der Bank einstimmig getroffen. Zugleich korrigierten sie auch ihre Prognose für die Entwicklung der US-Wirtschaft leicht nach oben. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis zum dritten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent steigen. Das sind 0,1 Punkte mehr als die Fed vor drei Monaten vorhergesagt hatte.
Zu ihrem Schritt wurde die Fed durch die jüngsten US-Wirtschaftsdaten ermutigt. Die Arbeitslosenquote sank im November um 0,3 Punkte auf 4,6 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren.
Die Inflation lag zuletzt bei 1,6 Prozent und näherte sich damit dem Niveau von 2,0 Prozent an, das die Fed für wünschenswert hält - sie sieht in dieser Zielmarke den besten Wert für Preisstabilität und eine gesunde Arbeitsmarktsituation.
In ihren Vorhersagen für die US-Wirtschaft blieb die Fed jedoch vorsichtig. Der Arbeitsmarkt sei erstarkt, doch bleibe die Arbeitslosenquote "erhöht". Die Investitionen der Unternehmen hätten noch nicht im gleichen Maße zugelegt wie die Ausgaben der Privathaushalte.
Die Fed ließ nicht durchblicken, ob sie sich für mögliche Inflationsrisiken der Wirtschaftspolitik des gewählten Präsidenten rüstet. Viele Analysten sagen voraus, dass die Notenbank wegen der von Trump angekündigten massiven Steuersenkungen sowie Rieseninvestitionen in die Infrastruktur den Zins rascher anheben werden muss als geplant. Diese Pläne bergen demnach das Risiko, dass die Inflation über die 2,0-Prozent-Zielmarke hinausschießt.
Yellen sagte dazu lediglich, Veränderungen in der Wirtschaftspolitik könnten die Projektionen noch verändern. Doch sei es es derzeit "viel zu früh", um vorherzusagen, wie sich der Kurs des neuen Präsidenten auswirken werde.