FRANKFURT (dpa-AFX) - Schockierte Anleger haben am Donnerstag die Aktien von Aixtron (ETR:AIXA) in den Sturzflug manövriert. Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit und Sorgen über Verluste in der 2016er Bilanz des Spezialmaschinenbauers waren der Auslöser, der die Papiere kurz nach Handelsstart um mehr als 40 Prozent bis auf 3,972 Euro und damit den tiefsten Stand seit Mitte April 2009 einbrechen ließ.
Denn: Großkunde San'an aus China hat seinen vor einem guten Jahr an Aixtron vergebenen Großauftrag nun endgültig storniert. Bis auf drei bereits gelieferte sogenannte MOCVD-Anlagen vom Typ AIX R6 wurde die Bestellung aller weiteren 47 Anlagen gestrichen. Zahlreiche Analysten reagierten prompt: Sie strichen ihre positiven oder neutralen Anlageempfehlungen und raten nun zum Verkauf der Aixtron-Aktien.
Gegen Mittag büßten die Anteilsscheine des TecDax-Unternehmens aus Herzogenrath im leicht freundlichen Gesamtmarkt noch 38,40 Prozent auf 4,293 Euro ein. Dabei zogen sie den Technologie-Index (TecDAX) mit nach unten, der 1,12 Prozent verlor.
ANALYSTEN RATEN ZUM VERKAUF DER AKTIE
Neben der Equinet Bank und der Baader Bank senkten auch Mainfirst und die Commerzbank ihr Aktienurteil auf "Sell", "Underweight" oder "Reduce". Viele Analysten kappten zudem ihre Kursziele kräftig, wobei Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser besonders vehement vorging. Er kürzte es um fast 50 Prozent auf 3,90 Euro und senkte seine Votum auf "Hold". Sein Anlagegrund sei mit dem Auftragsverlust aus China "nun weggebrochen", schrieb er, "denn Aixtrons wichtigster Wachstumstreiber für das nächste Jahr ist faktisch eliminiert worden".
Der Auftragsverlust ziehe eine bedeutende Gewinnwarnung für das nächste Jahr nach sich, warnte Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank. "Noch mehr Sorge bereitet es sogar, dass potenzielle Kunden - von dieser Nachricht beunruhigt - umso mehr geneigt sein könnten, dem Marktführer und Aixtron-Konkurrenten Veeco (NASDAQ:VECO) treu zu bleiben", gab er zu Bedenken.
Günther Hollfelder von der Baader Bank sieht von daher einen großen Rückschlag für die Wettbewerbsfähigkeit von Aixtron im Vergleich zum US-Rivalen Veeco, da dieser seinen San'an-Auftrag offenbar ohne Komplikationen erfüllt habe. Dabei erinnerte er daran, dass Aixtron bereits im vergangenen Investitionszyklus 2010/11 - begleitet von technischen Problemen - Marktanteile verloren habe.
EQUINET: 'GEWINNE IM NEUEN JAHR EHER UNMÖGLICH'
"Das Erreichen der Gewinnschwelle im Jahr 2016 erscheint jetzt unmöglich", meinte Analyst Adrian Pehl von der Equinet Bank. "Aber wenigstens könnten die Bereiche Produktionssysteme für Siliziumhalbleiter und für Leistungselektronik-Elemente Aixtron helfen, damit der Zukunftsbereich organische LEDs weiter eine Option für das Unternehmen bleiben.