Berlin (Reuters) - Anziehende Preise für Nahrungsmittel treiben die Inflationsrate in Deutschland überraschend auf den höchsten Stand seit Januar.
Waren und Dienstleistungen kosteten im Juli durchschnittlich 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach ersten Berechnungen mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Teuerungsrate auf dem Juni-Wert von 0,3 Prozent verharrt. Die Inflation bleibt damit aber immer noch weit unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen spricht.
Das Leben dürfte sich Ökonomen zufolge auch vorerst kaum verteuern. Denn Unternehmen hätten bisher wenig Spielräume, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen, sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. "Trotz guter Konjunktur und stabiler Konsumnachfrage werden die Inflationsraten niedrig bleiben." Erst im kommenden Jahr werde es wieder Werte von mehr als einem Prozent geben.
Für Lebensmittel mussten die Verbraucher im Juli spürbar tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. Hier legten die Preise um 1,1 Prozent zu, nachdem sie im Juni noch weitgehend stabil gewesen waren. In Nordrhein-Westfalen etwa verteuerten sich Gemüse um fast zwölf Prozent und Obst um knapp sechs Prozent. In Hessen zogen binnen Jahresfrist die Preise für alle Nahrungsmittel an - mit Ausnahme von Zucker, Marmelade, Honig sowie Fisch und Fleisch.
Gedämpft wird die Inflation bundesweit noch immer von billiger Energie. Für sie mussten Verbraucher sieben Prozent weniger zahlen als vor einem Jahr. Dienstleistungen hingegen verteuerten sich um 1,4 Prozent, Wohnungsmieten um 1,1 Prozent. Von Juni auf Juli stiegen die gesamten Verbraucherpreise um 0,3 Prozent.