FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Liste für ihre im März begonnen milliardenschweren Anleihekäufe erweitert. Wie auf der Internetseite der Notenbank ersichtlich ist, sollen jetzt auch Anleihen einiger Unternehmen mit Staatsbeteiligung gekauft werden. Die EZB setzte unter anderem Anleihen des italienischen Energieversorgers Enel (MILAN:ENEI) und des Gasnetzbetreibers Snam auf ihre Einkaufsliste. Bisher wurde die Aufstellung von nationalen Förderbanken wie der deutschen KfW dominiert.
"Das ist ein erstes Ausrufungszeichen, dass die Notenbank ihre Käufe auf andere Arten von Wertpapieren ausweitet", sagte Fachmann Dwight Bolden von der Frankfurter Privatbank Metzler. Er vermutete, dass die EZB zunehmend Probleme bekomme, Wertpapiere anderer staatsnaher Unternehmen wie Förderbanken zu kaufen. "Im Grunde handelt es sich bei Wertpapieren wie denen von Enel um Unternehmensanleihen", sagte der Experte. Seit März flutet die EZB die Finanzmärkte, indem sie verschiedene Arten von Wertpapieren kauft. Hauptsächlich zählen dazu Staatsanleihen. Zudem erwirbt die Zentralbank Anleihen sogenannter "Agencies" (wörtlich übersetzt "Agenturen"). Allgemein wurden unter dem Begriff bislang in erster Linie Förderbanken verstanden. "Dass die EZB darunter offenbar auch Anleihen von Unternehmen mit Staatsbeteiligung versteht, ist schon etwas skurril", sagte Experte Bolden. Zurückhaltender äußerte sich Analyst Greg Fuzesi von der US-Bank JP Morgan. "Wir werten das nicht als Änderung der EZB-Geldpolitik", heißt es in einem Kommentar. Zum einen habe die Notenbank die Änderungen nicht anhand einer Pressemitteilung nach außen getragen, sondern "in den Tiefen der EZB-Internetseite begraben". Zum andern habe die Notenbank zum Kaufstart im März nicht erklärt, was sie unter "Agencies" genau verstehe. Vielmehr habe sie ihre Kaufliste seither schrittweise ausgeweitet.