(Neu: Weitere Entwicklung, aktualisierte Kurse)
Frankfurt, 23. Jan (Reuters) - Aus Furcht vor einer
milliardenschweren Abschreibungswelle bei den Versicherern haben
Anleger am Freitag ihre Aktien verkauft. Der Dax<.GDAXI> fiel um
3,3 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 4081 Punkten. Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> der größten Börsengesellschaften aus der
Euro-Zone gab ebenfalls 3,3 Prozent auf 2089 Zähler nach.
"Die Negativschlagzeilen nehmen einfach kein Ende", stöhnte
ein Börsianer. "Erst überbieten sich die Banken mit
Abschreibungen, und jetzt kommt ein Gerücht nach dem anderen zu
den Versicherern." Auslöser der neuen Schockwelle war Händlern
zufolge eine Studie von Morgan Stanley über drastische
Kursverluste von Hybridanleihen. Analysten zufolge haben einige
Versicherer solche Papiere im Portfolio. Dieser Zwitter zwischen
Aktie und Anleihe bietet zwar die Chance auf höhere Renditen,
birgt gleichzeitig aber das Risiko eines Totalausfalls. Am
Vortag waren bereits die Titel des US-Versicherers Aflac
wegen Spekulationen um Milliarden-Abschreibungen bei hohen
Umsätzen um 37 Prozent in die Tiefe gerauscht.
Die Aktien der Allianz führten am Freitag mit einem
Minus von bis zu 10,1 Prozent einige Zeit die Dax-Verliererliste
an. Am Nachmittag lagen sie noch 6,4 Prozent im Minus bei 58,81
Euro. Äußern wollte sich der Konzern zu den Spekulationen nicht.
Eine Sprecherin der Hannover Rück betonte dagegen:
"Unsere Finanzstärke ist trotz negativer Ergebnisse 2008 robust;
anderslautende Marktgerüchte sind absolut ohne Grundlage." Die
im Nebenwerte-Index MDax<.MDAXI> gelisteten Aktien des
Unternehmens verringerten daraufhin zwar ihre Verluste,
notierten aber immer noch 3,3 Prozent niedriger bei 20,07 Euro.
Auch die europäischen Konkurrenten standen unter starkem
Verkaufsdruck. An der Londoner Börse büßten die Titel von Legal
& General 9,5 Prozent auf 53,2 Pence ein. Der Kurs des
französischen Versicherers Axa ging 10,2 Prozent auf
10,965 Euro zurück. In Zürich rutschten Swiss Re um
17,1 Prozent auf 27,68 Franken ab. Der europäische Index für die
Versicherungsbranche<.SXIP> brach um 7,3 Prozent ein.
QIMONDA-INSOLVENZ BELASTET INFINEON
Neben den Versicherern bestimmte die Insolvenz des
Speicherchip-Herstellers Qimonda die Gespräche
auf dem Parkett. Die Muttergesellschaft Infineon muss
zwar zusätzliche Rückstellungen bilden, Börsianer blieben
dennoch gelassen. Mittelfristig sei das für Infineon gar nicht
so schlecht, da das Thema damit endlich erledigt sei, sagte ein
Händler. "Viel tiefer kann die Aktie ja nicht fallen", fügte ein
anderer hinzu. Nach einem Anfangsverlust von 12 Prozent
notierten Infineon-Titel noch 6,3 Prozent im Minus bei 0,67
Euro. Qimonda-ADRs stürzten um zwei Drittel auf 0,09 Euro ab.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählte Merck, deren
Papiere sich um 5,7 Prozent auf 68 Euro verteuerten. Der Pharma-
und Chemiekonzern ist nach eigenen Angaben bei der Zulassung des
Multiple-Sklerose-Medikamentes Cladribin einen großen Schritt
vorangekommen.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Kirsti Knolle)