n MADRID (dpa-AFX) - Der spanische Telefonkonzern Telefonica F:TEF (FSE:TNE5) scheint mit seinem jüngsten Zukauf in Brasilien aufs richtige Pferd zu setzen. Dank starker Nachfrage in dem wachsenden und begehrten Markt legten die Spanier am Mittwoch in Madrid überraschend gute Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Insgesamt ist das Geschäft zwar nach wie vor von Rückgängen geprägt - aus eigener Kraft ist der Konzern in vielen Bereichen aber wieder auf Wachstumskurs.
Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Oibda) sank bei den Spaniern im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum fast um neun Prozent auf 4,27 Milliarden Euro, was sich auch im Rückgang beim Konzerngewinn von 13 Prozent auf 947 Millionen Euro niederschlug. Ohne Zu- und Verkäufe sowie ohne Wechselkursänderungen hätte das operative Ergebnis aber um fast ein Prozent zugelegt - außerdem fiel der Wert höher aus als von Analysten gedacht. In Madrid lag die Aktie mit dem europäischen Telekomsektor am Vormittag knapp im Minus.
Nominal gingen auch die Konzernerlöse um mehr als sieben Prozent auf 13,02 Milliarden Euro zurück, aus eigener Kraft wären sie aber um fast drei Prozent gestiegen. Auf dem Heimatmarkt Spanien sieht es weiter mau aus - im Jahresvergleich brachen die Erlöse um fast 7 Prozent ein, trotz wieder anziehender Konjunktur belastete der harte Preiskampf in dem hochverschuldeten Land. Telefonica macht hier allerdings mittlerweile weniger als ein Viertel seines Umsatzes.
Schwerpunkt ist seit längerem Lateinamerika, dort erlöst der Konzern mehr als jeden zweiten Euro. Auch wenn in Venezuela Währungsturbulenzen die Zahlen verzerren - das Geschäft in Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Peru läuft. Wie auch in westlichen Industrieländern treibt hier die mobile Datennutzung die Umsätze an. Im spanischsprachigen Teil von Lateinamerika kletterte der Datenumsatz ohne SMS um mehr als ein Viertel.
In Brasilien ist der Konzern mit seiner Tochter Marktführer im Mobilfunk, im dritten Quartal kamen zum sechsten Mal in Folge mehr als eine Million Vertragskunden hinzu. Auch im Festnetz und im Breitband geht es voran, die Anschlüsse im Glasfasernetz verdoppelten sich im Jahresvergleich fast. Und in der Richtung soll es weitergehen: Für fast 8 Milliarden Euro hatte Vorstandschef Cesar Alierta sich mit dem französischen Medienkonzern Vivendi (PSE:PVIV) (FSE:VVU) auf den Kauf des brasilianischen Breitbandspezialisten GVT geeinigt.
In Deutschland hat Telefonica Ende des dritten Quartals den Kauf von E-Plus für den eigenen Netzbetreiber O2 abgeschlossen - dafür wurden mehr als 8 Milliarden Euro in bar und Aktien hingeblättert. Mit den beiden Großeinkäufen habe das Unternehmen bedeutende Fortschritte im Konzernumbau gemacht, sagte Alierta. "Das stärkt in beiden Fällen unser künftiges Wachstumspotenzial." Telefonica Deutschland hatte zu Beginn der Woche Zahlen vorgelegt und den Umsatzschwund im Sommer deutlich gebremst.
Die Jahresprognose behielt das Management der Spanier bei. Die Umsätze sollen aus eigener Kraft und ohne die venezolanische Sparte zulegen, die operative Marge maximal einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert liegen. Die Nettofinanzschulden sollen am Jahresende weniger als 43 Milliarden Euro betragen. Ende September lagen sie - vor dem Kauf von E-Plus - bei 41,2 Milliarden.br
nn