Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone signalisiert nach dem Brexit-Votum der Briten das schwächste Wachstum seit anderthalb Jahren.
Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister fiel im Juli um 0,2 auf 52,9 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Umfrage unter 5000 Unternehmen bekanntgab. Von Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang auf 52,5 Zähler gerechnet. Das Barometer hält sich seit mehr als drei Jahren über der Marke von 50, ab der es Wachstum anzeigt.
"Die Euro-Zone hat angesichts der Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen, und eines weiteren Terrorangriffs in Frankreich erstaunliche Widerstandskraft bewiesen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Besonders ermutigend ist, dass der Stellenaufbau kontinuierlich weitergeht – die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat unter der Brexit-Abstimmung jedenfalls nicht gelitten, vor allem in Deutschland nicht." Deutschland meldete das kräftigste Wachstum im bisherigen Jahresverlauf, in Frankreich stabilisierte sich die Konjunktur. In den anderen Ländern ließ die Dynamik dagegen nach.
Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie verlor 0,9 auf 51,9 Punkte. "Begünstigt vom schwachen Euro profitierte die Industrie zwar abermals vom Zuwachs beim Auslandsgeschäft", erklärte IHS Markit. "Dieser fiel jedoch wegen der abgeschwächten Verkäufe nach Großbritannien infolge des dortigen EU-Referendums und des niedrigeren Außenwerts des Pfunds etwas niedriger aus als im Juni."
Das Barometer für die Dienstleister verlor 0,1 auf 52,7 Zähler. "Allerdings sind die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist im Servicesektor auf den tiefsten Wert seit knapp über einem Jahr gesunken, ausgelöst von der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit infolge des Referendums in Großbritannien", sagte Williamson. "Dies birgt für die ohnehin nur vor sich hindümpelnde Euro-Zone kurzfristig Abwärtspotenzial."