von Robert Zach
Investing.com - Italien hat als Reaktion auf die steigende Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus alle Geschäfte außer Apotheken und Lebensmittelläden geschlossen.
Bei der Ankündigung der Maßnahmen am Mittwochabend sagte der italienische Premierminister Giuseppe Conte, dass Lebensmittelgeschäfte und Apotheken die einzigen Geschäfte sein werden, die in Italien noch geöffnet bleiben.
Conte sagte, es sei an der Zeit, "einen Schritt weiter zu gehen", indem er die Schließung der meisten Geschäfts- und Einzelhandelsläden ankündigte, wobei Bars, Restaurants und Schönheitssalons zu denjenigen gehörten, die ihre Pforten schließen mussten. Industrielle Betriebe, deren Produktion unverzichtbar ist, dürfen weitergeführt werden, sofern sie Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und zur Verhinderung einer Ansteckung ergreifen.
Die jüngsten Beschränkungen kommen zu einer Zeit, in der die Zahl der durch das Virus verursachten Todesfälle am Mittwoch um mehr als 30 Prozent auf über 800 angestiegen ist - der größte tägliche Anstieg seit Beginn der Epidemie.
Nach den letzten Zählungen gibt es in Italien 12462 Coronavirus-Fälle, darunter 827 Todesfälle, was einer Sterblichkeitsrate von 6,6 Prozent entspricht. Das liegt deutlich über der allgemein anerkannten Rate von 1 Prozent und sogar oberhalb von der WHO berechneten umstrittenen Gesamtrate von 3,4 Prozent liegt.
Warum ist das Coronavirus in Italien tödlicher als anderswo?
Zunächst einmal ist zu beachten, dass die Antworten auf diese Frage nur Hypothesen sind.
Ein Teil der Erklärung könnte jedoch in der Altersverteilung der italienischen Bevölkerung liegen. Italien hat eine ältere Bevölkerung mit einem höheren Anteil an Erwachsenen über 65 Jahren als viele andere Länder, dennoch ist bekannt, dass die Krankheit für ältere Menschen tödlicher ist.
Daten aus China, wo die Mehrheit der Todesfälle durch COVID-19 zu verzeichnen war, haben ergeben, dass etwa 80 Prozent der verstorbenen Erwachsenen über 60 Jahre alt waren.
Ein weiterer Risikofaktor könnte mit dem Rauchen zusammenhängen. COVID-19 ist eine Atemwegserkrankung, die zu einer Lungenentzündung und sogar zum Atemversagen führen kann. Es ist daher offensichtlich, dass Raucher stärker gefährdet sind. Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigte, dass mehr als 21 Prozent der Italiener Raucher sind, im Vergleich zu weniger als 14 Prozent der Amerikaner.
Darüber hinaus lässt sich mutmaßen, dass die im Vergleich zu anderen Ländern weit verbreitete Tradition der Begrüßung mit einem "Wangenkuss" statt mit einem Händedruck, die Gefahr einer Ansteckung noch erhöht.
Aber am Ende ist die wahrscheinlichste Erklärung wohl viel "einfacher":
Wenn Menschen, die keine oder nur leichte Symptome aufweisen, einfach nicht auf das Coronavirus getestet werden, verzerrt dies ebenfalls die Zahlen und erhöht rein rechnerisch die Sterblichkeitsrate.