Investing.com – Der Dollar galt lange Zeit als die Währung, die im internationalen Handel von nahezu sämtlichen Akteuren akzeptiert wurde. Doch der Glanz dieser glorreichen Tage ist verblasst, denn es formiert sich bereits eine immer größer werdende Zweckgemeinschaft, die es vorzieht, auf den Dollar zu verzichten.
Zudem bröckelt der Status als Weltreservewährung und könnte schon bald verloren gehen. Das liegt daran, dass das Vertrauen in den Dollar aufgrund des immer größer werdenden Schuldenbergs der USA sinkt. Noch viel schlimmer ist jedoch, dass die USA den Dollar als eine Waffe bei Sanktionen einsetzen.
Die letzte größere Aktion war das Einfrieren der Dollar-Konten der russischen Zentralbank und der Rauswurf Russlands aus dem internationalen SWIFT-Zahlungssystem.
Die Handelspartner von sanktionierten Ländern fürchten, dass die Sanktions-Daumenschrauben weiter angezogen und sie selbst treffen könnten.
Die logische Konsequenz ist, dass jedes Land, dem eine Situation droht, bei dem ihm der Dollar als Waffe auf die Brust gesetzt wird, alles unternimmt, um dies zu verhindern.
Während Russland mit seinen Handelspartnern Geschäfte bereits in den heimischen Währungen abwickelt, zeichnet sich im Rahmen der BRICS-Staaten ab, dass diese eine völlig neue Währung etablieren werden, wie James Rickards erklärte.
Rickards ist überzeugt, dass Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) auf ihrem Gipfeltreffen vom 22. bis 24. August eine völlig neue Währung für den Handel unter diesen Ländern vorstellen werden. Das von China und Russland angeführte Bündnis wird laut Rickards eine an Gold gebundene Währung nutzen, denn beide Länder sind die weltweit größten Goldproduzenten und würden davon profitieren. Hinzu kommt, dass man damit den Verfall des Dollars beschleunigen kann.
Der Dollar unterliegt schon seit Längerem einem Verfall, was man laut Rickards nur deshalb nicht bemerkt, weil Vergleichswährungen wie der Euro und das Pfund Sterling einen ähnlichen Wertverfall erleben. Am Goldpreis gemessen in Dollar könnte man dies zwar erkennen, aber der Goldpreis wird über den Papiergoldmarkt manipuliert – künstlich niedrig gehalten.
Für diese Manipulation gibt es sogar Beweise. Rickards beruft sich auf einen bekannten Statistiker eines großen Hedgefonds. Dieser untersuchte die Eröffnungs- und Schlusskurse am Primärmarkt für Gold, der Comex. Sein Urteil war vernichtend, denn er sprach von nicht weniger als dem "eklatanteste Fall von Manipulation, den er je gesehen habe".
Hier könne man völlig ohne Risiko Gewinne erzielen, wenn man nach Börsenschluss kauft und vor Börseneröffnung verkauft. Ein Phänomen, das statistisch unmöglich ist, es sei denn, der Markt wird gezielt manipuliert, wie der Experte erklärte.
Unterstützt wird diese Aussage von Professor Rosa Abrantes-Metz von der New York University Stern School of Business. Sie ist eine der weltweit führenden Expertinnen für Kursmanipulationen und zugelassene Sachverständige bei Gericht. Rickards verweist auf einen von ihr verfassten Bericht, der zu dem gleichen Ergebnis kommt.
Daraus ergibt sich für die auf goldbasierte BRICS-Währung ein Problem. Denn aufgrund der Manipulationsgefahr wäre es nicht möglich, dem Dollar die Stirn zu bieten. Deshalb geht Rickards davon aus, dass es zu keiner Kopplung an einen bestimmten Goldwert kommt, sondern an ein festgelegtes Goldgewicht. Ein BRICS könnte etwa einer Unze Gold entsprechen.
Russland und China hätten mit solch einer Währung in den Händen ein noch viel größeres Interesse, den Gold-Dollarwert in die Höhe zu treiben. Die Möglichkeit dazu haben sie nicht nur mit der eigenen Produktion, sondern auch mit physischen Käufen auf dem Weltmarkt. Und während für eine Unze immer mehr Dollar gezahlt werden müssen und das Vertrauen in den USD schmilzt, würde der BRICS stabil bei einer Unze Gold bleiben.
Sollte es gelingen, den Goldpreis auf 4000 Dollar pro Unze zu befördern, würde das für den USD gegenüber dem BRICS eine 50 Prozent Abwertung bedeuten. Die USA sind jedoch auf Rohstoffe aus den BRICS-Ländern angewiesen und würden somit Inflation importieren, die das Vertrauen und den Wertverfall des Dollars weiter beschleunigt, wie Rickards erklärt.
Die BRICS-Staaten verfügen schon jetzt über 41 Prozent der Weltbevölkerung und 25,5 Prozent des globalen BIP. Hinzu kommt eine ganze Reihe von Ländern des Globalen Südens, die eine Aufnahme in das Bündnis wünschen, welches sich mittlerweile als Gegenpol zu den G7 positioniert. Neben Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es viele weitere Länder, die sich vom Dollar und der damit verbundenen Politik lossagen wollen.
Bereits 2014 wurde von den BRICS die New Development Bank (NDB) gegründet, um von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) unabhängig zu werden.
Somit formiert sich keinesfalls nur blinder Aktionismus gegen den Dollar und den Globalen Norden, sondern ein schlagkräftiges Bündnis, welches sich bewusst ist, dass wir auf die Rohstoffimporte angewiesen sind. Einen Joker, der in den kommenden Jahren zum Vorantreiben der BRICS-Geopolitik ausgespielt werden wird.
Da hilft es auch nichts, Produktionen von Asien wieder nach Europa und die USA zu verlagern, denn wer von Rohstoffen abhängig ist, kann sich nicht unabhängig machen.
Und was passiert, wenn die selbst produzierten teuren Produkte keiner kauft, weil die preiswerten asiatischen ebenfalls zu haben sind? Strafzölle wären eine Option, aber dann würde der Nachschub an Rohstoffen als Reaktion auf die Zölle versiegen – Unabhängigkeit ist eine Illusion, egal mit wie viel Milliarden Euro an Steuergeldern die Ansiedlung von Industriezweigen subventioniert wird.