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GESAMT-ROUNDUP: Europäische Notenbanken erhöhen Leitzinsen teils kräftig

Veröffentlicht am 22.06.2023, 16:45
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LONDON/OSLO/ZÜRICH/ANKARA (dpa-AFX) - Im Kampf gegen die Inflation haben am Donnerstag zahlreiche europäische Notenbanken ihre Leitzinsen teils deutlich angehoben. Größte Aufmerksamkeit kam dabei der Bank of England zu, die ihren Leitzins stärker als erwartet um einen halben Prozentpunkt auf 5,0 Prozent erhöhte.

Die britische Notenbank begründet ihre abermalige Straffung vor allem mit der hohen Inflation. Diese hatte zuletzt wiederholt nach oben hin überrascht und war im Mai nicht wie erwartet gefallen, sondern auf hohem Niveau stabil geblieben. Die Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel war sogar überraschend auf einen 31-jährigen Höchststand geklettert.

Aktuell rangiert der britische Leitzins auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Die derzeitige Straffungsphase ist eine der schärfsten in der Geschichte der Bank of England.

"Nach dem überraschenden Anstieg der Kerninflationsrate lag ein großer Zinsschritt in der Luft", schrieb Volkswirt Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die Bank of England ist hinter die Kurve gefallen und rennt nun notgedrungen mit kräftigen Leitzinserhöhungen der Inflation hinterher." Dementsprechend dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Die Währungshüter haben Chlench zufolge in ihrer Presseerklärung die Tür für weitere Leitzinserhöhungen offen gelassen.

Die wirtschaftlichen Folgen des Straffungskurses sind trübere Wachstumsaussichten und stark steigende Hypothekenzinsen, die viele Haushalte unter Druck setzen. Insofern profitierte das britische Pfund nur kurz von der überraschend deutlichen Zinserhöhung und geriet zuletzt zum US-Dollar und zum Euro unter Druck.

Auch die Notenbank Norwegens erhöhte ihren Leitzins überraschend deutlich um einen halben Prozentpunkt, und zwar auf 3,75 Prozent. Sie stellte eine weitere Zinsstraffung für den August in Aussicht und hob ihre mittelfristigen Zinsprojektionen an. "Wenn wir den Leitzins nicht anheben, könnten die Preise und Löhne weiter schnell steigen und die Inflation sich verfestigen", sagte Notenbankchefin Ida Wolden Bache. "Es könnte dann teurer werden, die Inflation wieder zu senken".

Die Notenbank Norwegens habe sich schärfer geäußert als die Märkte erwartet hätten, schrieb Analyst Morten Lund von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Der geldpolitische Ausschuss zeige sein Engagement für die Stützung der Währung und die Eindämmung der importierten Inflation.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) aber erhöhte ihren Leitzins wie erwartet nur um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent. Auch wenn die Inflation in der Schweiz seit Februar deutlich zurückgekommen ist auf zuletzt 2,2 Prozent im Mai, liegt sie weiterhin über der von der SNB angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent. Vor diesem Hintergrund wollte die Schweizerische Nationalbank nicht ausschließen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sind, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.

Eine Sonderstellung nimmt die türkische Notenbank ein. Sie erhöhte den Leitzins um 6,50 Prozentpunkte auf 15,00 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt eine noch stärkere Erhöhung erwartet und einen Leitzins von 20 Prozent prognostiziert. Angesichts der großen Unsicherheit über die Geldpolitik in der Türkei aber war die Spannbreite der Prognosen sehr groß.

Die Notenbank stellte zudem weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Die Geldpolitik werde so weit gestrafft, bis eine deutliche Verbesserung der Inflationsaussichten erreicht sei, hieß es in einer Mitteilung. Die Verschärfung erfolge rechtzeitig und schrittweise. Ziel sei es, so schnell wie möglich einen Prozess von sinkenden Inflationsraten einzuleiten, so die Notenbank.

Im vergangenen Jahr hatte die türkische Notenbank den Leitzins trotz einer hohen Inflation mehrfach gesenkt. Die Inflationsrate lag zuletzt im Mai bei rund 40 Prozent, nachdem sie im vergangenen Herbst zeitweise bis auf etwa 85 Prozent gestiegen war. Eigentlich wären nach ökonomischer Lehrmeinung deutliche Zinserhöhungen angesagt gewesen, um die wirtschaftliche Aktivität abzukühlen und die Teuerung so in den Griff zu bekommen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich trotz der sehr hohen Inflation immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und starken Druck auf die Notenbank ausgeübt. Nach seiner Wiederwahl signalisierte Erdogan jedoch einen Wandel in seiner Wirtschafts- und Geldpolitik. So hat er den bisherigen Notenbankchef Sahap Kavcioglu durch die ehemalige US-Bankerin Hafize Gaye Erkan ersetzt.

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